Walter Reder wurde am 4. Februar 1915 in Freiwaldau (Österreich) geboren. 1936 schloss er die SS-Junkerschule Braunschweig ab und kommandierte danach verschiedene Einheiten der SS-Totenkopf-Verbände, zuletzt als SS-Obersturmbannführer. Während der Besatzung in Italien war Reder Chef einer Aufklärungseinheit der 16. SS-Panzerdivision „Reichsführer SS“, die unter dem Kommando des SS-Generals Max Simon stand und deren Blutspur vor allem 1944 von der Küste vor den Apuanischen Alpen über die Monti Pisani in der Toskana bis in den östlichen Apennin führt. Reder und seine SS-Soldaten haben zahlreiche Verbrechen vor allem bei der Jagd auf Partisanen begangen. In deren Verlauf verübte die SS-Truppe unter Reders Kommando eine Serie von Gräueltaten an der Zivilbevölkerung, deren schrecklicher Höhepunkt das Massaker an den Bewohnern der Dörfer um Marzabotto bildet.
Reder wurde 1948 an Italien ausgeliefert. Der am 18. September 1951 in Bologna vor einem italienischen Militärgericht begonnene Prozess betraf (neben anderen Orten) auch die Verbrechen von S. Anna di Stazzema, Bardine S. Terenzo und Vinca, sowie die Ermordung von 2.700 italienischen Zivilisten in der Toskana und der Emilia Romagna. Für die Öffentlichkeit in Italien stand aber das Massaker von Marzabotto im Vordergrund, bei dem in den Tagen vom 29. September bis 5. Oktober 1944 ungefähr 800 Zivilisten vom Säugling bis zum Greis getötet worden sind. Reder wurde durch Urteil des Militärgerichts vom 31. Oktober 1951 zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Trotz der Verringerung der Strafe in Bezug auf die Verurteilung wegen der Morde in S. Anna di Stazzema blieb das Berufungsgericht beim Strafmaß „lebenslänglich“. Reder wurde 1985 aus der Haft entlassen und in Österreich mit Regierungsehren empfangen – die Vorurteile gegen die angeblich an den Kriegsverbrechern von damals geübte „Siegerjustiz“ waren auch 40 Jahre nach Kriegsende noch lebendig. Reder starb am 26. April 1991 in Wien.

Literatur / Medien:
Carlo Gentile: Marzabotto. In: Gerd R. Ueberschär (Hg): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Darmstadt 2003, S. 136–146; ders.: Walter Reder – ein politischer Soldat im „Bandenkampf“. in: Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul (Hg.): Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien, Darmstadt 2004, S. 188–195; Christian Ortner: Am Beispiel Walter Reder. Die SS-Verbrechen in Marzabotto und ihre „Bewältigung“. Wien, o.J.; de.wikipedia.org/wiki/Walter_Reder; www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409231.html