Bronius NorkusBronius Norkus, vor 1940 litauischer Luftwaffenoffizier, war nach dem deutschen Einmarsch im Juni 1941 Ende Juni an Gesprächen zwischen Walter Stahlecker, Chef der SS-Einsatzgruppe A, und litauischen Offizieren in Kaunas über die militärische Zusammenarbeit beteiligt. Norkus wurde kurz darauf Kompaniechef in einem Bataillon der litauischen Hilfstruppen. Bereits Anfang Juli 1941 befehligte er eine litauische Kompanie, die im VII. Fort in Kaunas 3.000 jüdische Männer ermordete. Als Anführer war er mit Angehörigen seiner Truppe häufig an Einsätzen des SS-Rollkommandos nicht nur beteiligt, sondern wurde von Joachim Hamann, dem Leiter des Rollkomandos, immer wieder als Chef eines Rollkommando-Einsatzes eingesetzt. So war er im August/September 1941 mit der Ermordung der jüdischen Bevölkerung des damaligen Kreisgebietes Alytus beauftragt. Sein Name wird in der Literatur im Zusammenhang mit Berichten über Massenmorde an Juden zwischen Juli und Oktober 1941 häufig genannt (z.B. Prienai, Lazdijai, Simnas, Alytus, Vilkija, Jonava, Babtai, Garliava). Norkus beging im Sommer 1942 Selbstmord.

Norkus gilt in Litauen vielen nach wie vor als Kämpfer für die Unabhängigkeit, da er im April 1941 die litauische Flagge über der Auferstehungskirche in Kaunas hisste. Dass er nur kurze Zeit später im VII. Fort den Mord an tausenden Juden befehligte, findet in der offiziellen Lesart keine Erwähnung. „A bloody orgy lasting many days is exchanged for a one-time patriotic act“ (Balčiūnas 2011).

Literatur/Medien
Dieckmann, Bd. 1, u.a. S. 334, S. 336 FN 168; Bd. 2, S. 905; Holocaust Atlas, S. 10 (Rollkommando Hamann); Stang, Knut: Kollaboration und Massenmord. Die litauische Hilfspolizei, das Rollkommando Hamann und die Ermordung der litauischen Juden, Frankfurt/M. 1996

http://www.holocaustatlas.lt/EN/#perpetrators/item/21/
https://www.revolvy.com/main/index.php?s=Lithuanian%20Auxiliary%20Police&item_type=topic
http://www.anarchija.lt/aktualijos/81-istorija/32155-zudiku-atminimu-rupinasi-lietuvos-valstybe.html (Foto Bronius Norkus)
Bei d.O. handelt es sich um einen Text von Evaldas Balčiūnas (22. März 2011), der sich darüber empört, dass Juozas Barzda, Bronius Norkus und Anatolius Dagys in Litauen noch immer als Freiheitskämpfer geehrt werden und ihre Beteiligung an tausendfachem Mord an der jüdischen Bevölkerung Litauens totgeschwiegen wird. Eine englische Übersetzung der Seite findet sich unter https://www.Lithuanian State Commemorates Murderers