Johanna Kirchner; Quelle: GDW, Berlin

Johanna Kirchner wurde in einer alten sozialdemokratischen Familie geboren, sie wurde mit 14 Jahren Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, später Mitglied und Funktionärin der SPD. 1933 floh sie ins Saargebiet, das noch unter Verwaltung des Völkerbundes stand. Dort arbeitete sie als Küchenhilfe und Serviererin, betreute Emigranten und half den Flüchtlingen, u.a. im Hilfskomitee für verfolgte Antifaschisten. Nach dem „Anschluss” des Saarlandes an das NS-Reich ging sie ins nahe Forbach und setzte dort ihre Tätigkeit in der 'Beratungsstelle für Saarflüchtlinge' fort.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde sie als „feindliche Ausländerin” kurz in Ligny-en-Barrois interniert, ging nach Metz, von wo aus sie im Mai 1940 über Paris ins Lager Gurs/Südfrankreich verbracht wurde. Nach ihrer Flucht wurde sie im Juni 1942 von Vichy-Geheimpolizei verhaftet und der Gestapo übergeben, die sie nach Deutschland brachte. Im Todesurteil des Volksgerichtshofs vom 20. April 1944 heißt es, sie habe „hochverräterisch gewühlt”, “im großen Stil übelste marxistische Hochverratspropaganda betrieben” und „kulturelle, wirtschaftliche, politische und militärische Spionagenachrichten landesverräterisch eingezogen und weitergegeben”. Sie starb am 9. Juni 1944 unter dem Fallbeil.

Gedenktafel an der Paulskirche, Frankfurt/M.

Die Stadt Frankfurt/M. ehrt Johanna Kirchner durch eine Gedenktafel an der Paulskirche und verlieh von 1991 bis 1995 die “Johanna-Kirchner-Medaille” an Menschen, „die gegen Staatsunterdrückung kämpften.” Seit 2011 vergeben die Arbeiterwohlfahrt Frankfurt und die FH Frankfurt/M. den Johanna-Kirchner-Preis an die Verfasser*in einer Abschlussarbeit zu den Themen Altenhilfe, Kinder- und Jugendarbeit sowie Straffälligenarbeit.

Literatur/Medien
Dertinger, Antje/Trott, Jan von: “ ... und lebe immer in Eurer Erinnerung”. Johanna Kirchner - eine Frau im Widerstand, Bonn 1988
http://www.gdw-berlin.de/bio/ausgabe_mit.php?id=251