Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte Deutschland nach dem Willen der alliierten Siegermächte für die durch Krieg und Besatzung angerichteten Schäden an die betroffenen Staaten Reparationen in Form von Geld und Sachleistungen entrichten. Zu einer von den Großmächten (USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich) gemeinsam getragenen Regelung gegenüber Deutschland kam es wegen des eskalierenden Ost-West-Gegensatzes nicht. Die ohne die Sowjetunion tagende Pariser Reparationskonferenz Ende 1945/Anfang 1946 beschloss einen Zahlungsschlüssel zugunsten der von Kriegsschäden betroffenen und an der Konferenz teilnehmenden Staaten, der für Griechenland eine 7,1 Milliarden Dollar betragende Pauschalsumme ergab (aktuelle Umrechnung: 106,5 Milliarden). Diese Summe sollte für die während der deutschen Okkupation 1941 bis 1944 dem Land und seinen Bewohnern zugefügten Schäden entschädigen (s. Wirtschaftliche Ausbeutung und Zerstörung). Bis Ende der 1950er Jahre hat Griechenland aus dem seinerzeit gebildeten Reparations-Pool Lieferungen im Wert von nur etwa 25 Millionen Dollar erhalten, weitere Lieferungen bzw. Zahlungen sind nicht erfolgt.

Im „Londoner Schuldenabkommen“ (1953), an dessen Zustandekommen die Sowjetunion ebenfalls nicht beteiligt war, wurden Deutschland alle Reparationsforderungen bis zu einer „endgültigen Regelung“ in einem Friedensvertrag, den allerdings damals keine Regierung mehr erwartete, aufgeschoben. Auf Druck seiner westlichen Verbündeten zahlte Deutschland (West) im Rahmen eines Pauschalabkommens 1961 an Griechenland eine pauschale Summe von 115 Millionen DM, allerdings ausdrücklich als Entschädigung für den begrenzten Kreis der „wegen ihrer Rasse, ihres Glaubens oder der Weltanschauung“ Verfolgten; dies betraf vor allem jüdische Opfer (vgl. Judenverfolgung).

Der nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 geschlossene „Zwei-plus-Vier-Vertrag“, den die beiden damals noch bestehenden deutschen Staaten Bundesrepublik und DDR sowie die vier ehemaligen Alliierten der Anti-Hitler-Koalition vereinbarten, enthält keine Regelung der Reparationsforderungen. International wird dieser Vertrag als eine „Art Friedensvertrag“ betrachtet, allerdings hatte die Bundesregierung genau darauf geachtet, dass der Begriff „Friedensvertrag“ nicht in den Vertrag Eingang gefunden hat. Alle seit 1990 verantwortlichen Bundesregierungen vertreten generell, vor allem aber gegenüber Griechenland und griechischen Opfern der deutschen Kriegs- und Besatzungsverbrechen, die Rechtsauffassung, der Vertrag von 1990 stelle eine abschließende Regelung aller Kriegsfolgenfragen dar und schließe weitere Reparationsforderungen aus. Mit dieser Argumentation weist sie auch 2015 von der griechischen Regierung erneut erhobene Reparationsforderungen zurück. Die deutsche Regierung versucht dank ihrer ökonomischen und politischen Machtstellung in Europa gegenüber Griechenland bis heute (2015) alle politisch wie individuell vor Gericht erhobenen Forderungen v.a. mit dieser völkerrechtlichen und politisch allerdings umstrittenen Argumentation zurückzuweisen (s. Sachstichworte Entschädigung, Staatenimmunität, Kriegs- und Besatzungsverbrechen, Wirtschaftliche Ausbeutung und Zerstörung), Zwangskredit, Zwangsarbeit).

Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: „Wenn ihr euch erinnert, können wir vergessen“, in: www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/griechenland/177895/deutsche-besatzungszeit; Paech, Norman: Wehrmachtsverbrechen in Griechenland, in: Kritische Justiz 1999, S. 380 ff.; Seckendorf, Martin: Ein einmaliger Raubzug. Die Wehrmacht in Griechenland 1941-1944, in: Klotz, Johannes (Hg): Vorbild Wehrmacht? Köln 1998, S. 96ff.; Antwort der Bundesregierung vom 26. Mai 2006 auf eine Kleine Anfrage u. a. der Fraktion Die Linke, AZ.: V B 2 – O 1266/06/0006; Roth, Karl Heinz: Griechenland am Abgrund. Die deutsche Reparationsschuld. 2., Auflage Hamburg 2015; Klingner, Martin/Krüger, Jan: Der Fall Distomo, in: Paul B. Kleiser (Hg): Griechenland im Würgegriff, Ein Land der EU-Peripherie wird zugerichtet. Karlsruhe. 3. Aufl. 2015, S. 139 ff.; de.wikipedia.org/wiki/Reparationen; de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Reparationsabkommen