Bezirk Kaunas

Der Ort
Die Kleinstadt Ariogala mit ca. 3.200 Einwohnern (2011) liegt auf der linken Seite des Flusses Dubysa, ca. 50km westlich von Kaunas nahe der Autobahn A1 von Kaunas nach Klaipėda. Man erreicht sie auf der Autobahn A1 von Kaunas nach ca. 4km ab der Ausfahrt Ariogala / Čekiškė. Zur Stadtgemeinde gehören zwei Naturparks und Ackerland.

Die Ereignisse
Kurz nach dem Einmarsch der deutschen Truppen am 23. Juni 1941 übernahmen Litauische „Aufständische“ die Kontrolle über die Stadt. Sie begannen unmittelbar mit der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und errichteten im Juli ein Ghetto, in das Männer, Frauen und Kinder zusammengetrieben und von dort aus zu Zwangsarbeit gezwungen wurden.

Gedenkort im FlusstalAm 1. September 1941 begann der Massenmord. Am Vorabend wurden ungefähr 100 Männer von litauischer Polizei und „Weißarmbindern“ mit Schaufeln ausgestattet, mit denen sie am nächsten Morgen am Ufer der Dubysa zwei große Gruben ausheben mussten. In Gruppen von je 50 Menschen, Frauen und Kinder zuerst, wurden sie am Rand der Gruben von litauischen Polizisten und „Weißarmbindern“  unterstützt von ca. 20 Angehörigen des Rollkommando Hamann aus Kaunas  erschossen. Dem Mord fielen laut Jäger-Bericht 207 Männer, 260 Frauen und 195 Kinder zum Opfer, darunter auch Bewohner aus den nahen Ortschaften Čekiškė und Veliuona. Die wirkliche Zahl der Todesopfer ist allerdings nicht bekannt, sie wird auf ca. 700 geschätzt, denn getötet wurde auch eine nicht bekannte Zahl von Juden aus Josvainiai, die am 14. August 1941 nach Ariogala verschleppt worden waren.

Gedenken
Ab Ortseingang von Ariogala wird die Dubysos Straße (Nr. 1907) zur Vytauto. Dieser folgt man ca. 850m und biegt links in die GedenksteineVerdėlupio-Straße. Man folgt der Straße bis zum Parkplatz vor dem Haus Nr. 15 (dort steht eine Holzstele). Von dort geht man die Treppenstufen hinunter ins Tal der Dubysa vorbei an einem schwarzen Markstein (300m). Nach den Treppenstufen führt ein kleiner Weg zu der von Bäumen umsäumten Gedenkstätte mit zwei Inschriften. In Jiddisch: „Hier wurde das Blut von 662 jüdischen Kindern, Frauen und Männern vergossen, die von Nazis und ihren lokalen Helfern im August–September 1941 ermordet wurden.“ In Litauisch: „750 jüdische Bewohner liegen hier begraben. Sie wurden von faschistischen Besatzern 1941 ermordet.“
GPS 55.25528639 23.48172306 / 55°15.3172'N 23°28.9034'E


Literatur / Medien
Bubnys, Arūnas: Die litauischen Hilfsbataillone und der Holocaust, in: Bartusevičius u.a. (Hg.): Holocaust in Litauen, 2003, S. 117-131 (hier S. 121); Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 869, S. 883; Holocaust Atlas 2011, S. 66/67.
http://www.holocaustatlas/Ariogala/item/55/ 
http://www.jewishgen.org/yizkor (Dov Levin:  "Ariogala"  Pinkas ha-Kehillot, Jerusalem 1996)
http://www.iajgsjewishcemeteryproject.org/lithuania/ariogala.html