Gedenkstätte KondomariRegion Kreta / Regionalbezirk Chania

Der Ort
Kondomari (Gemeinde Platanias) hat ca. 250 Einwohner/innen und liegt in der Nähe von Maleme, des Anfang der 1940er-Jahre größten Flugplatzes von Kreta. Der Ort wurde am 2. Juni 1941 von deutschen Soldaten im Rahmen einer ,,Vergeltungsmaßnahme“ vollständig zerstört.
Zu erreichen ist der Ort von Chania auf der Küstenstraße in Richtung Kissamos, von der bei Maleme nach Kondomari abgebogen wird (18 km ab Chania).

Das Ereignis
Nachdem der vom 20. Mai bis 1. Juni 1941 durchgeführte deutsche Angriff auf Kreta (siehe: Luftlandeschlacht um Kreta, Operation Merkur) nur unter sehr großen Verlusten ,,erfolgreich“ abgeschlossen werden konnte, und sich die Annahme, dass die Bevölkerung die deutschen Truppen freundlich empfangen würde, zudem als Trugschluss erwies, wurden (nicht belegbare) Greuelgeschichten um von Kretern verübten Massakrierungen deutscher Soldaten verbreitet. Diese dienten dem Befehlshaber der deutschen Truppen, General Kurt Student, vor deren Untersuchung als Rechtfertigung für seinen auch nach damals geltendem Kriegsvölkerrecht verbrecherischen Befehl vom 31. Mai 1941, mit dem er brutale Vergeltungsmassnahmen an der Zivilbevölkerung anordnete:  Eines der Fotos von Weixler, Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-166-0527-04 / Weixler, Franz Peter / CC-BY-SA 3.0„[...] Als Vergeltungsmaß-nahmen kommen in Frage: 1.) Erschiessungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften 4.) Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. [...] Es kommt nun darauf an, alle Massnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage. [...]“ (zit. nach Bundesarchiv-Militärarchiv, BA-MA, RH 28-5-4b, Bl. 412f.)
Auf Basis dieses Revanchebefehls trieb am 2. Juni 1941 ein Fallschirmjägerkommando unter Leitung von Oberleutnant Horst Trebes (1944 in der Normandie gefallen) in Kondomari alle männlichen Bewohner des Ortes in einem Olivenhain zusammen und erschoss über 20 Zivilisten (die Angaben zu Opferzahlen schwanken; an der Gedenkstätte sind 23 Namen verzeichnet). Danach wurde der gesamte Ort zerstört.

Am selben Tag ermordeten deutsche Truppen in Alikianos 42 Zivilisten und zerstörten einen Tag später Kandanos. Dieser ersten Terrorwelle auf Kreta fielen zwischen Juni und September 1941 zwischen 1.135 (Beevor, S. 242) und über 2.000 Menschen zum Opfer (Bundesarchiv, S. 66 nach griechischen Quellen).

Mosaik mit Fotos der Tat an der GedenkstätteNach 1945
Die Massenerschießung von Kondomari wurde von Franz Peter Weixler, der als Fotograf der Pressekompanie anwesend war, mit vielen Fotos dokumentiert. Er fügte diese Fotos bei, als er während der Nürnberger Prozesse zu den Vorkommnissen vernommen wurde.
Der kommandierende Oberleutnant Horst Trebes konnte nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden; er fiel 1944 in der Normandie. Auch Kurt Student musste sich weder vor deutschen noch vor griechischen Gerichten für die von ihm befohlenen Kriegsverbrechen verantworten. Nach Kriegsende verhaftet, wurde er 1946 zwar von einem britischen Militärgericht in Lüneburg - ausschließlich wegen auf Kreta begangener Kriegsverbrechen an britischen Soldaten! - zu fünf Jahren Haft verurteilt, das Urteil aber wieder aufgehoben und Student bereits 1948 freigelassen. Ein Auslieferungsbegehren der griechischen Regierung wurde negativ beschieden; ein gegen ihn auf Betreiben des Griechischen Nationalen Kriegsverbrecherbüros (Office National Hellenique des Criminels de Guerre) eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde 1964 eingestellt. Noch heute (Stand Ende 2015) ehrt ihn u.a. der Bund Deutscher Fallschirmjäger: Ihr Hilfswerk für Notfälle heißt Hilfswerk Generaloberst Student.

Gedenken
Von der durch Kondomari verlaufenden - heute nach dem Massaker vom 2. Juni 1941 benannten - Straße zweigt eine schmale Stichstraße ab, an der sich die Gedenkstätte befindet. An der Innenmauer der Gedenkstätte zeigt ein Mosaik aus Fotos von Peter Weixler die Erschießungsszenen.

Literatur / Medien:
Beevor, Antony: Crete: The Battle and the Resistance, New York 2014; Bundesarchiv (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn, Berlin 1992; Mazower, Mark: Inside Hitler’s Greece – The Experience of Occupation 1941-44, New Haven 1993, S. 173-175; Xylander, Marlen von: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945, Freiburg 1989, S. 31ff.; Zeugenaussage von Franz Peter Weixler zum Nürnberger Prozess: hydrastg.library.cornell.edu/fedora/objects/nur:00816/datastreams/pdf/content; de.wikipedia.org/wiki/Kondomari;