Einführung

Die Region Emilia-Romagna mit ihrem Hauptort Bologna, im politischen Sinne während des 20. Jahrhunderts jahrzehntelang der „rote Gürtel“ Norditaliens, im 19. Jahrhundert ein Herzstück der nationalen Freiheitsbewegung, reicht von der Adriaküste mit dem Po-Delta im Osten bis in die Nähe des italienischen Finanzzentrums Mailand im Westen. In dieser von der Po-Ebene und dem Nordabhang des Apennins geprägten Landschaft entstanden die Landarbeiter- und Industriegewerkschaften und die Genossenschaftsbewegung des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Diese politisch-sozialen Bewegungen entwickelten sich während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach zu kämpferischen anarcho-syndikalistischen und sozialistischen Organisationen. Auf sie und ihre Einrichtungen stürzten sich zu Beginn der 1920-er Jahre die faschistischen Schlägertruppen Mussolinis, die „squadri“. Der Geburtsort des Faschistenführers, Predappio, liegt ausgerechnet in der „roten“ Emilia-Romagna, in der Nähe von Forli. Sein Kampfgefährte Italo Balbo organisierte in Ferrara und von dort aus zu Beginn der 1920-er Jahre die faschistische Partei und deren Schlägerbanden im Einsatz gegen „rote“ Volkshäuser, gegen Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschafter und Anarchisten. Vor diesem Hintergrund erklärt sich gleichzeitig die Substanz des antifaschistischen, bis 1943 illegalen, danach offenen Widerstands gegen das Salò-Regime und gegen die deutsche Besatzung, aber auch die Verankerung der Resistenza in der Bevölkerung. Die nie abgebrochene Kampftradition setzte sich in der Stärke des städtischen Widerstandes und der in den Bergen des Apennins, der Po-Ebene selbst und in dessen verzweigten Kanalsystemen operierenden Partisanen fort. Sie erklärt auch die hohe Zahl der Widerstandszentren, die erschreckenden Opferzahlen in der Emilia-Romagna und die Vielzahl der Verbrechen von Wehrmacht, SS und italienschen Faschisten bei ihren letztlich vergeblichen Versuchen, den Widerstand niederzukämpfen.

Literatur / Medien:
Kammerer, Peter, Krippendorff, Ekkehart: Reisebuch Italien. Von Südtirol bis zur Toskana – der Norden. Hamburg, überarbeitete Neuausgabe 1998, S 186 ff.;  Mantelli, Brunello: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus, Berlin 1998, S. 45 ff.; Chiellino, Carmine / Marchio, Fernando / Rongoni, Giocondo;  Italien. Beck’sche Reihe Länder. 3. Auflage München 1995, S. 80 ff.; Silingardi, Claudio: Alle Spalle della Linea Gotica. Storie Luoghi Musei di Guerra e Resistenza in Emilia-Romagna, Modena 2009, S. 11 ff.; Storchi, Massimo (a cura di): 20 mesi per la libertá. La guerra di Liberazione dal Cusano al Po, Edizioni Bertani & C., ISTORECO, Cavriago (RE) 2005; www.anpi.it/donne-e-uomini/zona/emilia-romagna; www.lineagotica.eu/ (Linea Gotica - Officina della Memoria); http://www.pietredellamemoria.it/regioni/emilia-romagna/

Gedenkorte der Emilia Romagna