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Hayange

Region Lothringen/Lorraine, Departement Moselle

 

Der Ort

Industriestadt im Fensch-Tal, 15700 Einwohner/innen. Nach Aufgabe der Erzförderung 1993 wurden die letzten Hochöfen 2011 ausgeblasen. Von Metz 30 km (A 31 →Thionville/A 30 →Longwy, Sortie/Ausfahrt 3); von Thionville 10 km (A 31 →Luxemburg bis Sortie/Ausfahrt 42, dann D 13).

 

Die Ereignisse

Einige der früher zur Gruppe de Wendel gehörenden Stahlwerke sind noch in Betrieb (z.B. Gießerei, Kaltwalzwerk); die letzten Hochöfen wurden 2013 ausgeblasen. An die Kämpfe gegen die Stilllegungen erinnert der 'Platz des Widerstands für den Fortbestand der lothringischen Stahlindustrie' - vor einer ehemaligen Zufahrtsstraße zum Stahlwerk, Rue Sainte-Andrée.

Platz des Widerstands für den Fortbestand der Stahlindustrie Blick vom Platz auf das Stahlwerk

Die 100 jüdischen Familien wurden im Herbst 1940 durch den NS-Gauleiter Bürckel ins unbesetzte Frankreich ausgewiesen, etwa 50 Männer, Frauen und Kinder wurden in die Todeslager deportiert. Die Synagoge wurde auf Befehl des (deutschen) Bürgermeisters zerstört.

Ab 1941/42 gab es eine Zelle der Widerstandsgruppe 'Groupe Mario'; J. Zajac und S. Lebek waren verantwortlich für die polnischen bzw. sowjetischen Mitglieder. Sie verteilten Flugblätter, halfen Flüchtenden und führten gelegentlich Sabotagen in Stahlbetrieben durch. Im Herbst 1943 verhaftete die Gestapo dutzende Berg- und Stahlarbeiter des Fensch-Tals, darunter mindestens 42 in Hayange (von den Deutschen 'Hayingen' genannt); sie wurden über das Fort de Queuleu in die Konzentrationslager deportiert, 30 kamen dort um.

Menschen, die sich der Germanisierung und Nazifizierung widersetzten, z.B. nicht der „Deutschen Volksgemeinschaft“ beitraten oder den Wehrdienst ablehnten, selbst Jugendliche, die nicht in der  'Hitlerjugend' waren, wurden verfolgt (vgl. Departement Moselle, Einführung; Patriote Résistant à l'Occupation). Meist wurde ganz Familien in Arbeitslager im Osten des „Großdeutschen Reichs“ deportiert, wie z.B. die Familie Lantz.

Platz der Résistance und der Deportation Totendenkmal Synagoge alter israelitischer Friedhof Stele russischer Kriegsgefangener

Gedenken

Das Rathaus liegt am Platz des Widerstands und der Deportation. Das Monument aux Morts (Totendenkmal) ehrt unter anderem die Toten des Kriegs 1939-1945, laut Stadtarchiv 102 Tote, in der Mehrzahl Deportierte sowie etwa 20 Malgré-Nous. Es steht in einer kleinen Grünanlage an der D 952/Rue du Général de Gaulle, Abzweig Rue Molitor). Etwas weiter liegt der alte jüdische Friedhof; das Totendenkmal trägt die Inschrift: „Dem Gedenken der während des Großen Kriegs 1914-1918 gefallenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Unseren Märtyrern und Opfern 1939-1945.“ Die wieder aufgebaute Synagoge befindet sich in der Rue de Verdun (D 57 →Briey).

Auf dem Friedhof gedenkt eine Stele der gestorbenen russischen Kriegsgefangenen im 1. und 2. Weltkrieg (Rue Notre Dame); Inschrift in russisch, französisch und deutsch: „An unsere Kameraden, die in der schweren deutschen Gefangenschaft gestorbenen russischen Soldaten. 1914-1918“; die Bodenplatte mit dem orthodoxen Kreuz und dem Sowjetstern wurde nach 1945 für die ab 1941 umgekommen Kriegsgefangenen hinzugefügt.

 

Literatur/Medien

Burger, Léon: Le groupe „Mario“ – une page de la Résistance Lorraine, Metz 1965, bes. S. 26ff.
http://judaisme.sdv.fr/synagog/moselle/hayange.htm
http://www.struthof.fr/de/fokus-auf/jacques-lantz/
http://www.struthof.fr/de/fokus-auf/joseph-lantz-patriote-resistant-a-loccupation/
http://fr.wikipedia.org/wiki/Hayange