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Grenoble – Judendeportation/jüdischer Widerstand

Die Ereignisse

Bei der von der Vichy-Regierung angesetzten Razzia in der unbesetzten Südzone wurden am 26. August 1942 in Grenoble 207 Juden festgenommen und über das Internierungslager Vénissieux nach Drancy bei Paris transportiert, von wo aus die Deutschen sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportierten. Die  im Februar 1943 von Vichy-Polizei festgenommen Juden wurden auf Verlangen der italienischen Besatzungsbehörden freigelassen (vgl. auch Region Rhône-Alpes, Einleitung). Die Deutschen deportierten über 300 Juden in die KZ (aus dem Departement Isère: 1017). Bei einer „Aktion“ am 23. Dezember 1943 wurden 40 Juden deportiert. Am selben Tag wurde die Synagoge, Rue Dominique Villard, durch eine Explosion zerstört. In den folgenden Wochen wurde die Jagd auf Juden intensiviert. Bei Razzien unter Leitung von SS-Hauptsturmführer Alois Brunner im Februar/März 1944 wurden etwa 50 Juden deportiert. Am 20./21. August 1944,  als die Deutschen schon die Stadt verließen, wurde eine jüdische Familie auf der Hängebrücke 'Pont suspendu' erschossen.

Jüdische Jugendverbände organisierten  - teils unter legalem Deckmantel (z.B. UGIF) – Flucht und Rettung in die Schweiz (u.a. Marianne Cohn) sowie bewaffneten Widerstand. Julius Zerman wurde am 16. Dezember 1943 in der Rue de Bonne verhaftet und erschossen, als er versuchte, eine Waffe zu ziehen. Charles Wolmark wurde am 24. Juli 1944 von der Milice verhaftet, gefoltert und am 30. Juli im nahen Charnècles erschossen.

Der Industrielle und ehemalige Rabbiner Isaac Schneersohn gründete mit 40 anderen am 28. April 1943 das Jüdische Dokumentationszentrum (CDJC): „Ich hatte nur einen Wunsch: alle diese Naziverbrechen registrieren, damit die Überlebenden die Fakten an die nachfolgenden Generationen weitergeben und die Erinnerung an die von den Nazis begangenen Grausamkeiten verewigen könnten … Afin que l'Histoire en garde la trace / Auf dass ihre Spuren erhalten bleiben“. Daran erinnert eine Tafel an seinem ehemaligen Wohnhaus, 42 Rue Bizanet. Das CDJC, seit 1944 in Paris, ist das größte Forschungs- und Bildungszentrum zur Shoah in Europa (vgl. Paris 4°, Mémorial de la Shoah).

Gedenktafel an 207 deportierte Juden Gedenktafel jüdische Hilfs- und Widerstandsorganisationen Gedenktafel J. Zerman und J. Briewski Tafel zur CDJC-Gründung durch I. Schneersohn Hängebrücke 'pont supendu'; Quelle: Wikipedia Gedenktafel an Vichy-Verantwortung

Gedenken

An der ehemaligen Bizanet-Kaserne (heute Schule) erinnert eine Tafel an die Judenrazzia 1942: „Im Gedenken an die Juden, die im August 1942 auf Befehl der Vichy-Regierung verhaftet, … in der besetzten Zone in Drancy den Nazis übergeben und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden.“ (51 Av. Maréchal Randon).
Die Tafel an der Rue Jean-Jacques Rousseau Nr. 5 sagt: „Hier trafen sich während der Nazi-Okkupation die Israelitischen Pfadfinder, die zionistische Jugendbewegung, die jüdische Kampforganisation, das Wohltätigkeitskomitee unter dem Dach der UGIF. ….
Im Gedenken an Marianne Cohn und Ernest Lambert, Helden des jüdischen Widerstands, 1944 von den Nazis ermordet“. Eine Tafel erinnert an zwei jüdische, von der Milice erschossene Widerstandskämpfer: „Am 16.12.1943 sind hier für Frankreich gestorben: Julius Zerman … und Jan Briewski.... Sie gehörten zur jüdischen Sektion der main d'oeuvre immigrée – FTP/MOI. Ihr Vorbild bleibt. Ihr Opfer wird nicht vergeblich sein“ (Rue de la Bonne Nr. 12).
Im Parc  neben dem Deportationsdenkmal erinnert eine Tafel an die Mitverantwortung Vichy-Frankreichs bei der Deportation der Juden (vgl. Gedenktage in Frankreich).
Im Widerstandsmuseum erscheinen auf einem Bildschirm im Raum zum Gedenken an die Deportationen die Namen von deportierten 1017 Juden aus dem Departement Isère. Von den 80 deportierten Kinder haben nur drei überlebt; von 28 werden Fotos gezeigt (14 Rue Hébert).

 

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