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Amnéville

Region Lothringen/Lorraine, Departement Moselle

 

Der Ort

Stadt mit 10100 Einwohner/innen, im Moseltal, 21 km nördlich von Metz (A 31 →Thionville bis Sortie/Ausfahrt 37 →D 47, Amnéville). Heute Kurstadt 'Amnéville-les-Thermes'; zur Zeit der Annexion noch industriell geprägt und von den Deutschen 'Stahlheim' genannt.

 

Die Ereignisse

Von 1940 an brachten Fluchthelfer im Ort frz. Kriegsgefangene, später auch Wehrdienstverweigerer  über die nahe Grenze ins nicht annektierte Departement Meurthe-et-Moselle, von wo sie dann ins nicht besetzte Frankreich weitergebracht wurden (vgl. z.B. Joeuf, Homécourt).

Mit zunehmender Germanisierung und Nazifizierung (Ausweisungen, Reichsarbeitsdienst (RAD), Wehrpflicht in der Wehrmacht, vgl. Lothringen, Einführung) bildete sich auch in Amnéville eine Sektion der Widerstandsorganisation Groupe Mario. Sie druckte und verteilte Flugblätter, rief die Bevölkerung zum Widerstand auf, unternahm Sabotagen in Rüstungsbetrieben oder Anschläge auf deutsche Einrichtungen. Ab Mitte 1943 verhafteten die Deutschen hunderte ihrer Mitglieder, meistens an ihrem Arbeitsplatz in den Gruben oder Stahlwerken. Mindestens 43 Mitglieder aus Amnéville wurden – über das Fort de Queuleu - in die KZ deportiert, darunter ihre Chefs Guillaume Brum und Michel Glad. Eine große Anzahl junger Männer wurde ab August 1942 gegen ihren Willen ('Malgré-Nous') in der Wehrmacht zwangsrekrutiert, meist an der Ostfront eingesetzt, wo viele fielen oder im sowjetischen Kriegsgefangenenlager Tambow umkamen. 

Totendenkmal Denkmal KZ-Opfer Stele FFI Denkmal Annexions-Opfer Tambow-Museum

Gedenken

Das Totendenkmal (Monument aux Morts) widmet die Stadt neben den Opfern der zwei Weltkriege auch „den Opfern des Nazismus“ (auf einem kleinen Platz nahe Mairie/Rathaus, Ecke Rue des Romains/Rue de l'Usine)

Zu Ehren unserer in den Konzentrationslager zu Tode gequälten Kameraden – Vergesst es nie!“ wurde ein Denkmal auf dem Friedhof (am Ende der Rue de Verdun) errichtet. Es nennt 16 Namen, fast alle Mitglieder der Gruppe Mario. Dahinter erinnert eine alte Stele mit verblasster Inschrift an vier umgekommene FFI-Kämpfer aus Amnéville.

Das Denkmal 'Monument commémoratif aus victimes de l'annexion de fait' ist gewidmet „dem Andenken an alle Toten der faktischen Annexion und an die 130000 in der deutschen Wehrmacht zwangsrekrutierten Malgré-Nous, von denen 40000 niemals zurückgekehrt sind. 1942 – 1945, Elsass – Moselgebiet.“ Eine Urne am Denkmalsockel enthält Erde aus Russland, Tambow und anderen Kriegsgefangenenlagern  (44 Rue Clémenceau, im (Vor-)Garten der Médiathèque/Bibliothèque).

Dahinter informiert das 'Musée d'Histoire et de Tambow' (Geschichts- und Tambow-Museum) über das Schicksal der 130000 Zwangsrekrutierten und der 40000 Malgré-Nous im sowjetischen Kreigsgefangenenlager Tambow. Es stellt die verschiedenen Phasen des Zweiten Weltkriegs, die Ausweisungen, die  Ablehnung der faktischen Annexion, die RAD- und Wehrdienstverweigerer, die  Zwangsrekrutierten, die Geflohenen sowie Tambow und andere Lager dar; Informationen über die Résistance in Frankreich, die PRO, die Deportationen, die Landung in der Normandie und die Befreiung schließen sich an: Musée d' Histoire et de Tambow, Médiathèque Jean Morette, 44 Rue Clémenceau, F-57360 Amnéville-les-Thermes, Tel. 00 33 (0)3 87 70 20 26;  email: [email protected]; offen Dienstag und Freitag 14 – 16 Uhr und nach Vereinbarung; http://www.amneville.com/index.php?page=culture&choix=tambow

 

Literatur/Medien

Burger, Léon: Le groupe „Mario“ – une page de la Résistance Lorraine, Metz 1965, bes. S 15f., 112ff, 122ff.
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Ausgabe 2012/2013, S. 138  
http://fr.wikipedia.org/wiki/Amn%C3%A9ville