Einführung

Das Piemont wurde mit dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September 1943 zur Geburtsregion des bewaffneten Widerstands gegen die deutsche Besatzung. Ein Grund hierfür lag in der Auflösung der IV. italienischen Armee, deren Angehörige aus dem zuvor italienisch besetzten Teil Südfrankreichs in das angrenzende Ligurien und Piemont zurückströmten. Sie schlossen sich in großer Zahl auch deshalb dem Widerstand an, weil viele von ihnen hofften, auf diese Weise der Gefangennahme und Deportation durch die Deutschen zu entgehen (Militärinternierte).
Die Resistenza des Piemont bestand aus dem Zusammenschluss der unterschiedlichen Strömungen der antifaschistischen Kräfte, erhielt Zulauf aus der kriegsmüden Bevölkerung, deren junge Männer sich der Rekrutierung durch das Salò-Regime verweigerten und sich der deutschen Besatzung widersetzen wollten. Auf diese Weise konnten sich im Piemont schon in den ersten Tagen und Wochen der „Zwanzig Monate“, die vom September 1943 bis zur Befreiung im April 1945 vergehen sollten, bewaffnete und mehr und mehr organisierte Partisanenverbände bilden, schon kurz nachdem Wehrmacht und SS die vorbereitete Entwaffnung der italienischen Armeen mit brutaler Schnelligkeit vorantrieben. Die piemontesische Resistenza konnte ihre Kräfte durch den Zusammenschluss der antifaschistischen Parteien im Nationalen Befreiungskomitee (CLN) bündeln, das den Widerstand aus den Bergen und Tälern und die Resistenza-Gruppen in der Stadt, vernetzt durch die Verbindungsarbeit der Staffetten, koordinierte.
Schon am 12. September 1943, vier Tage nach dem Kriegsaustritt Italiens, besetzten die Deutschen Turin, das administrative, industrielle und intelektuelle Zentrum des Piemont, das als Grenzregion zu Frankreich und zur Schweiz große logistische und strategische Bedeutung besaß und Sitz wichtiger Rüstungsbetriebe war. Es waren vor allem diese Grenzlage, die die ganze Region neben der Hauptstadt Turin zum Schauplatz von Kriegsverbrechen und von Verbrechen des Salò-Regimes, aber auch zu einem Zentrum der Resistenza werden ließ. Deren Kampf war mit schweren Rückschlägen und Opfern insbesondere im Frühjahr 1944 verbunden, als der gesamte militärische Flügel des piemontesischen CLN verhaftet und dessen bedeutendste Führer in Turin hingerichtet wurden. Noch nach der Befreiung Turins am 25. April verübten deutsche Truppen am 29. April auf dem Rückzug durch Grugliasco vor den Toren Turins ein Massaker unter der Bevölkerung.
An die Orte des Widerstandes führen schon seit einigen Jahren „Wanderwege des Widerstandes – Sentieri della Resistenza“ und „Wanderwege der Freiheit – Sentieri dell Libertà“ mit zahlreiche „Eco-Museen“, die die Geschichte der regionalem Landschaft, Kultur und des Widerstandes im Zusammenhang dokumentieren.

Mit Dekret vom 19. August 2016 wurde der Region Piemont in Würdigung der im Widerstand gezeigten Solidarität vom italienischen Staatspräsidenten die Medaglia d’oro al Merito civile verliehen. 

Literatur / Medien:
I Sentieri della Libertà. Piemonte e Alpi occidentali 1938–1945. La guerra, la Resistenza, la persecuzione razziale. Touring Club Italiano. Milano 2005; Boccalatte, Luciano / D’Arrigo, Andrea / Maida, Bruno: 38–45 – Una guida per la memoria. Luoghi della guerra e della resistenza nella provincia di Torino, Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘, Turin 2007; Bade Sabine / Wolfram Mikuteit: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch, Konstanz 2018; Gianni Oliva: La Resistenza alle Porte di Torino, Editore Franco Angeli, Milano 1989; www.istoreto.itwww.museodiffusotorino.it
www.storiaxxisecolo.it/Resistenza/resistenza5.htm (La Resistenza nel Nord - Piemont)
www.pietredellamemoria.it/regioni/piemonte/

Gedenkorte in der Region Piemont