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Kaunas VI. Fort


Der Ort
Das VI. Fort liegt im Osten von Kaunas auf der oberen Terrasse des rechten Nemunas Ufers. Es wurde in den 1880er Jahren gebaut und gehört zu den ersten Forts der zaristischen Befestigungsanlagen um Kaunas. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es als Gefängnis genutzt.


Ereignisse

Lager für sowjetische Kriegsgefangene
Das nach dem deutschen Überfall im Juni 1941 ursprünglich als Durchgangslager für sowjetische Kriegsgefangene genutzte VI. Fort war für 6.000 Gefangene vorgesehen. Es war bereits bis Mitte August mit 15.000 Gefangenen völlig überbelegt. Anfang August 1941 wurde das Lager in das feste Stammlager (Stalag) 336 umgewandelt und sechs weitere Lager eingerichtet, das größte am Flugplatz Aleksotas, der von der Luftwaffe nun ausgebaut und zu einem brutalen Ort der Zwangsarbeit für Kriegsgefangene und Juden wurde.

Das VI. Fort bekam bald den Namen „Lazarett“, weil es einem Sterbelager gleichkam. Neben dem Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen infolge von Hunger, Kälte und Krankheiten wurden viele Gefangene gezielt ermordet, nachdem sie als „politisch gefährlich“ ausgesondert worden waren (Kommissarbefehl). Aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen, harter Zwangsarbeit und zahlloser Erschießungen starben allein im VI. Fort von September 1941 bis Juli 1942 von über 36.000 Gefangenen etwa 14.000. Insgesamt lag die Zahl der Todesopfer unter den Kriegsgefangenen zwischen September 1941 und Oktober 1943 in Kaunas bei ca. 35.000. Wegen der hohen Sterblichkeit unter den sowjetischen Kriegsgefangenen wurde der Arbeitseinsatz der Juden aus dem Ghetto ausgeweitet.

 

Eingang zur Gedenkstätte Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene Alte Befestigungsanlage des VI. Forts

Gedenken
Man gelangt zum VI. Fort von der K. Baršausko-Straße, fährt in den Kreisverkehr, den man vor sichtbaren großen Holzkreuzen an der zweiten, sehr kleinen Ausfahrt in ein kleines Sträßchen (Kastanienallee) verlässt. Man folgt dem kleinen braunen Hinweisschild zum VI. Fort (0,2km) und erreicht das Fort, das linker Hand liegt, nach ca. 400m. Am Zugang zum Gedenkplatz für die sowjetischen Kriegsgefangenen befinden sich zwei Tafeln mit jeweils russischer Inschrift: links: „Friedhof der 1941 – 1945 im Krieg gefallenen Sowjet-Kämpfer, rechts: „Dieses Mahnmal wurde im Jahre 2006 von der russischen Botschaft in Litauen mit Mitteln der russischen Föderation erneuert“.
Das Denkmal selbst trägt die Inschrift: „Hier sind die 1941 – 1945 im Kriegsgefangenenlager gestorbenen Rotarmisten beerdigt – 35.000“ (GPS 54.89934639 23.97931639 / 54°53.9608'N 23°58.7590'E).


Literatur / Medien
Dieckmann, Christoph: Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941–1944, Bd. 2, Göttingen 2011, S. 1342-1348; Ders.: Das Ghetto und das Konzentrationslager in Kaunas 1941–1944, in: Herbert, Ulrich / Ort, Karin / Dieckmann, Christoph (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager – Entwicklung und Struktur, Band I, Göttingen 1998, S. 439-471; Jelin, Meir: Die Todesforts in Kaunas, in: Grossmann, Wassili / Ehrenburg Ilja (Hg.): Das Schwarzbuch. Der Genozid an den sowjetischen Juden, Frankfurt/M. u.a. 1994, S. 582-604; Kutorgienė, Elena: Aus dem Tagebuch (Juni bis Dezember 1941), in: a.a.O., S. 621-673

http://www.atfort.eu/?cikkid=78