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Leonessa

Region Latium /  Provinz Rieti

Der Ort
Leonessa ist eine Gemeinde mit knapp 2.500 Einwohner/innen in der Region Latium nahe der Grenze zu Umbrien. Der Ort liegt in den Monti Reatini ca. 35 km nördlich der Provinzhauptstadt Rieti und ca. 115 km nordöstlich von Rom. Von Rieti aus ist Leonessa über die SR 521 zu erreichen.

Die Ereignisse
Nordöstlich von Terni (Region Umbrien) war es der Partisanenformation „Brigata Garibaldina Antonio Gramsci“ Ende Dezember 1943 gelungen, eine von deutschen Besatzern und Mussolinis RSI-Armee vollständig befreite Zone („Zona Libera“) zu errichten, die die Orte Norcia, Cascia und ab März 1944 auch Leonessa umfasste. Ende März 1944 begann unter dem Namen „Unternehmen Oberst Schanze“ eine großangelegte Durchkämmungsaktion, bei der allein in Leonessa und den zum Ort gehörenden Weilern Monte Cambio, Villa Carmine, Villa Pulcini, Cumulata und Riovalle zwischen dem 2. und 7. April 1944 willkürlich 51 Zivilisten – unter ihnen der Pfarrer von Leonessa - umgebracht wurden.

„...sondern eine Kampfpause an der Front, nachdem am 23. März die zweite Schlacht in Cassino zu Ende gegangen war, ermöglichte der Wehrmacht, Reserven für großräumige Offensiven gegen die Partisanen im rückwärtigen Gebiet der 14. Armee einzusetzen. Eine Kampfgruppe wurde unter dem Befehl von Oberst Ludwig Schanze, einem Panzeroffizier, gebildet. Das erste Unternehmen lief vom 29. März bis 7. April unter dem Namen „Unternehmen Oberst Schanze“ an verschiedenen Orten in den Provinzen Terni, Perugia und Rieti, wo die Partisanenbrigade „Antonio Gramsci“ die Aufmerksamkeit der deutschen Sicherheitsorgane auf sich gezogen hatte. Verschiedene Ortschaften in den Bergen nördlich von Rieti waren von den Partisanen besetzt worden. Bei eigenen Verlusten von nur zwei Toten und vier Verwundeten meldete die Wehrmacht nicht weniger als 296 getötete und 698 gefangene Partisanen. Diese Zahlen waren zwar wie immer übertrieben und unrealistisch. [...]. Die Partisanen waren zerschlagen und zum Rückzug gezwungen worden. Die Niederlage der Partisanen ging wieder einmal auf Kosten der Zivilbevölkerung, wie sich an mehreren Beispielen nachweisen lässt. Die Zahl der ermordeten Zivilisten überstieg jene der getöteten Partisanen bei weitem. Allein in Leonessa und Cumulata wurden aufgrund der Denunziation einer jungen Frau 36 Zivilisten - darunter Angehörige der faschistischen Partei und ein Pfarrer - öffentlich erschossen. [...]. Die für diese Taten Verantwortlichen kamen mutmaßlich aus den Reihen von Major Wemer Wilcke Schutzpolizisten und von Hauptmann Pollmanns „Brandenburger"-Bataillon, welche die wichtigsten Kräfte für den „Bandenbekämpfungsstab“ der 14. Armee darstellten“ (Gentile, S. 133/134).

Gedenken
Im historischen Ortskern von Leonessa wurde der zentrale Platz nach der Befreiumg zum Gedenken in ‚Piazza 7 Aprile 1944‘ umbenannt.

Monumento Martiri Leonessa
Zum direkt nach Kriegsende im Jahr 1945 am Ortsrand von Leonessa errichteten Monumento Martiri Leonessa führt die Viale Parco delle Rimembranze. Von dort gelangt man über einen – zu beiden Seiten mit Gedenk- und Erinnerungstafeln flankierten – Weg zur zentralen Gedenkstätte.
Seit dem Jahr 2005 ist das Gedenkareal von Leonessa offiziell mit Soldatenfriedhöfen gleichgestellt (legge n. 48 del 31 marzo 2005).

Literatur / Medien:
Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945, Paderborn 2012; Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996, S. 158f.; Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945, München / Zürich 1995, S. 126ff.; it.wikipedia.org/wiki/Strage_di_Leonessawww.cnj.it/PARTIGIANI/norciacascia.htm (Karte „Zona Libera“); it.wikipedia.org/wiki/Brigata_Garibaldina_Antonio_Gramsci