Region Hauts-de-France/Picardie, Departement Aisne

Der Ort
Stadt von 56000 Einwohner/innen. Bahnhof: Züge nach Paris, Nord und Belgien. Mit dem Auto
von Laon 46 km nordöstlich (D 1044 bis Gauchy, dort D 1026).

Die Ereignisse
Denkmal der deportierten Juden; Quelle: Guy Destre, www.genealogie-aisne.comJudenverfolgung und Deportation
In Saint-Quentin lebte eine der ältesten jüdischen Gemeinden der Picardie. Nach den diskriminierenden Maßnahmen der deutschen Besatzer und des Vichy-Judenstatuts gingen viele in den unbesetzten Südteil Frankreichs. Nach dem Beginn des Programms der Vernichtung der europäischen Juden ('Endlösung der Judenfrage') durch das Nazi-Regime wurden aus Saint-Quentin 115 jüdische Frauen, Männer und Kinder in die Todeslager deportiert, wo fast alle umgebracht wurden. Razzien fanden statt am 17. Juli 1942 (gleichzeitig mit der 'Rafle de Vel-d'Hiv' in Paris; vgl. Paris 15°), am 9./10. Oktober 1942 und im Januar 1944 (die beiden ersten durch frz. Polizei, sie trafen vor allem ausländischen und staatenlose Juden; die letzte durch die Gestapo).

 

Denkmal Märtyrer des Warschauer Ghetto-Aufstands Gedenken
An die deportierten Juden erinnert ein Denkmal auf dem Nordfriedhof (1948 eingeweiht, 2008 restauriert; 110 bis Rue Georges Pompidou). Das Denkmal für die Märtyrer des Warschauer Ghettoaufstands im April 1943 wurde ergänzt um den Text: „Die Französische Republik zu Ehren der Opfer der rassistischen und antisemitischen Verfolgungen und Menschheitsverbrechen, die unter der faktischen Autorität der 'Regierung des Französischen (Vichy-)Staates' 1940-1944 begangen wurden". Hier finden die Zeremenonien am Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer rassistischer und antisemitischer Verbrechen statt (vgl. Gedenktage in Frankreich) (neben dem Totendenkmal, 1 Avenue Léo Lagrange)
Die Synagoge befindet sich 11 ter Boulevard Henri-Martin. Sie wurde 1948 anstelle der zerstörten Synagoge erbaut. Sie ist die einzige im Departement, gelegentlich finden Gottesdienste statt.

 

Gedenktafel Marthe Lefèvre

Widerstand
Es gab zunächst Fluchthilfe für Menschen aus Belgien und Nordfrankreich, die in die unbesetzte Zone gehen wollten; ebenso für abgeschossene britische Piloten. Die Lehrerin Marthe Lefèvre (oder Lefebvre), seit 1930 Leiterin einer Schule in Saint-Quentin, teilte de Gaulle im Juli 1940 sin einem Brief ihre Unterstützung mit. Später wurde sie Verbindungsagentin des britischen Netzes 'Musician Tell', rekrutierte junge Résistants, half britischen Piloten bei der Weiterreise ins unbesetzte Frankreich, versteckte die Funkerin Yolande Beekman. Im Januar 1944 wurde sie von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort ging sie im Februar 1945 an Typhus zugrunde. Eine Gedenktafel an einer nach ihr benannten Schule erinnert an sie (Avenue Pierre Choquart). 

Tafel Eugène Corrette

 

 

Der Lehrer Eugène Corrette, geb. 1891, führte ab 1943 Résistancegruppen, die Waffen bargen und transportierten. Am 27. August 1944 geriet die 19 Mann starke Gruppe auf dem Weg zu einem Abwurfplatz in einen deutschen Verband, alle wurden getötet. Er wurde in seinem Geburtsort Walincourt bestattet. Eine Schule und eine Straße in Saint-Quentin wurden nach Eugène Corrette benannt. 

 

 

 

Tafel Louis Laucher u. Marthe Ravon

Louis Laucher und seine Frau Marthe Ravon arbeiteten für das Bureau des opérations aériennes (BOA), das dem Geheimdienst BCRA de Gaulle's in London unterstand und Fallschirmabwürfe von Waffen, Absetzen von Piloten und Verbindungs-Agenten zur 'inneren Résistance' organisierte (vgl. Sachstichwort 'Résistance'). Sie wurden im Sommer 1944 verhaftet, er in das KZ Buchenwald und von dort in das KZ Dachau deportiert, wo er nach der Befreiung in einer Klinik starb; sie wurde in das KZ Ravensbrück deportiert, dort kam sie am 28. Februar 1945 um. Eine Tafel an ihrem Wohnhaus gedenkt ihrer (2 Avenue Faidherbe). 


Gedenktafel an Opfer im ehem. 'Maison d'Arrêt'/Gefängnis

Repression
Am 17. Oktober 1941 wurden die Arbeiter Louis Galant und Marcel Lenglet und verhaftet, über die deutsche Abteilung des Gefängnisses von Saint-Quentin in das Internierungslager Compiègne-Royallieu (Oise) gebracht und von dort am 6. August 1942 mit über 1000 Kommunisten und 50 Juden in das KZ Auschwitz deportiert (zum Hintergrund dieses Transports vgl. auch Compiègne-Gare). Sie kamen dort am 21. Januar bzw. Mitte März 1943 unter unbekannten Umständen ums Leben. Ihre Namen stehen auf dem Totendenkmal von Saint-Quentin. Die Gedenktafel an die Opfer des ehemaligen Gefängnisses lautet: „Hier befand sich das Gefängnis von Saint-Quentin, auch 'Haus der 4 Kugeln' genannt. Während des Zweiten Weltkriegs waren hier viele Résistants eingesperrt, bevor sie deportiert oder füsiliert wurden. Das 1841 gebaute Gefängnis wurde 2001 abgerissen.“ (Place Longueville)

 

Gedenktafel an deutsches Kriegsgericht Nach Zunahme der Widerstandsaktivitäten sammelten die Deutschen Verhaftete aus der nahen und fernen Umgebung im Gefängnis, ließen sie am 7. April 1944 durch das deutsche Kriegsgericht (23 Rue de l'Isle) zum Tode verurteilen und erschossen sie am 8. April 1944 am 'stand de tir' (Schießstand).

 

Denkmal der 27 Erschossenen An die 27 Erschossenen vom April 1944 erinnert ein Denkmal vor dem Eingang zum Schießstand (ca. 410 Avenue du Président Kennedy = Ortsausgang N 2044 Richtung Cambrai). Es trägt die Inschrift: „Passant, halt ein und sammle dich einen Moment. Hier wurden 27 Patrioten am 27. April 1944 von den Nazi-Barbaren erschossen – Erinnere dich an ihre Namen. Vergiss ihr Beispiel nicht. Sie sind gestorben, damit du frei leben kannst und damit das republikanische und demokratische Frankreich lebt.“ 

 

Denkmal Résistance und Deportation

Gedenken
Das Monument de la Résistance et de la Déportation ist ein Ensemble von fünf Stelen. Die Inschrift auf der mittleren Stele lautet: „Den Helden der Résistance. Den Märtyrern der Deportation. 50. Jahrestag der Befreiung der Todeslager 1945-1995. Die dankbare Stadt Saint-Quentin.“ (Dreieck Rue de Baudreuil, Boul. Gambetta nahe bei Parc des Champs-Elysées).

 

Literatur/Medien
http://www.ajpn.org/commune-Saint-Quentin-2691.html
http://www.lavoixdunord.fr/Locales/Cambrai/actualite/De_Caudry_au_Cateau/2011/06/18/article_une-plaque-en-memoire-d-edmond-degond-se.shtml
http://www.memoirevive.org/marcel-lenglet-45780/
https://fr.wikipedia.org/wiki/Saint-Quentin