Der Ort

Das „Arbeitserziehungslager“ lag an der ul. Beskidza Nr. 54, im Stadtviertel Widzew. Heute befindet sich dort das Gefängnis Zaklad Karny nr 1.ehem. AEL Sikawa, heute Gefängnis; Foto: pl.wikipedia

 

Die Ereignisse

1943 errichtete die deutsche Sicherheitspolizei nordöstlich des Stadtzentrums im Stadtteil Widzew im Stadtviertel Sikawa ein „Arbeitserziehungslager“ (AEL), das mindestens 2.500 Häftlinge (Männer und Frauen) durchliefen. Dort wurden Menschen eingeliefert, die ihre Arbeitsplätze verlassen hatten, als „arbeitsscheu“ eingestufte Zwangsarbeiter und Polen, die von der Polizei zu Zwangsarbeit verurteilt worden waren. Das mit Stacheldraht gesicherte Lager war bis Januar 1945 in Betrieb. Die Häftlinge arbeiteten sowohl innerhalb des Lagers in Werkstätten als auch außerhalb in der Landwirtschaft und in Gärtnereien, bei Erdarbeiten an den Flak-Stellungen in der Nähe von Lodz, beim Bau von Bunkern oder beim Ausheben von Löschwasserbecken. Die Insassen wurden geschlagen und gequält.

Das Lager in Sikawa wurde zusammen mit dem Gefängnis Radogoszcz und dem Polen-Jugendverwahrlager der Sicherheitspolizei an der ul. Przemysłowa zum Symbol für die brutale Behandlung der polnischen Einwohner*innen von Lodz unter der NS-Besatzung. Die Zahl der im AEL Sikawa gestorbenen Menschen wird auf 1.080 geschätzt. 


Nach 1945
Nach dem Krieg errichteten die polnischen Behörden auf dem Gelände des ehemaligen AEL Sikawa ein Arbeitslager für Deutsche und Volksdeutsche sowie (meist polnische) Kollaborateure. Seit Herbst 1948 diente es als Kriegsgefangenenlager für deutsche Offiziere.
Ab Dezember 1950 war das Lager dann nur noch für Polen bestimmt. 1950 - 1951 diente es auch als Untersuchungsgefängnis der Stadt Lodz. Im Lager waren ungefähr 1.300 Häftlinge interniert, 700 Männer und 600 Frauen. An der Stelle des Lagers befindet sich heute das Gefängnis Nr. 1.

 

Gedenktafel an ehem. AEL Sikawa und heutigem Gefängnis; Foto: pl.wikipedia

Gedenken

An der hellen Gefängnismauer rechts neben dem Eingang ist eine dreisprachige Gedenktafel angebracht. Der deutsche Text betr. das AEL lautet:  An dieser Stelle befand „sich in den Jahren 1943-1945 ein Strafarbeitslager für Polen, Deutsche, Weißrussen, Ukrainer und sowjetische Kriegsgefangene, errichtet durch die deutsche Sicherheitspolizei (Gestapo), in welchem etliche tausend Personen interniert wurden, von denen viele ums Leben kamen.“

Der Text darunter bezieht sich auf die Gefangenen in dem ab 1945 von sowjetischen und volkspolnischen Behörden betriebenen Lager.

Adresse: Zakład Karny nr 1 (Gefängnis Nr. 1), ul. Beskidzka 54, Lodz (Bus 53 A – E, 'Brzezińska Kerna').

Literatur/Medien
Kochanowski, Jerzy/Kosmala, Beate (Hg.): Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, Potsdam/Warschau 2013, S. 236f.
Lofti, Gabriele: KZ der Gestapo. Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Frankfurt/M. 2003
https://www.erinnerungsorte.org/erinnerungsorte-a-z/mpc/Memorial/mpa/show/mp-place/lodz-sikawa-oboz-karny/
https://pl.wikipedia.org/wiki/Sikawa_(ob%C3%B3z_pracy_karnej_w_%C5%81odzi)
https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitserziehungslager_Litzmannstadt
https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitserziehungslager
https://www.tracesofwar.com/sights/112644/Achtergrondartikelen-van-Arbeitserziehungslager-Sikawa.htm

(B. Kosmala – 2019)

- - - - - - - - - - - - - -

(Karte googlemap 'Lodz', Ballon auf 

- Zakład Karny nr 1/Gefängnis Nr. 1 (ul. Beskidzka 54 = GPS 51.7994857, 19.5093554)