Widerstandsdenkmal gegenüber dem früheren KZ Pavlos MelasPavlos Melas ist ein durch die Zusammenlegung mehrerer Gemeinden (u.a. Stavroupoli) geschaffener Vorort im Nordwesten Thessalonikis. In Pavlos Melas befindet sich außer dem gleichnamigen, nach einem der Anführer des griechischen Befreiungskampfes gegen die Türken benannten Kasernenkomplex, in dem 1941-1944 das Polizeihaftlager/ Konzentrationslager Pavlos Melas untergebracht war, und dem nahegelegenen Widerstandsdenkmal auch der neue jüdische Friedhof Thessalonikis.
Anfahrt: Stadtbus Linie 56 ab Bhf. Thessaloniki

Die Ereignisse
Das Polizeihaftlager/ Konzentrationslager Pavlos Melas
Der seit 1881 bestehende Kasernenkomplex Pavlos Melas war ein Artillerieausbildungszentrum des griechischen Heeres, bevor es nach dem Überfall der Deutschen auf Griechenland ab Juli 1941 nach einer großangelegten Durchkämmungs-Operation zunächst für die Internierung von knapp 300 gefassten Griechen genutzt wurde. Nach der Entscheidung des Befehlshabers Saloniki-Ägäis, Curt von Krenzki, in Thessaloniki ein „Konzentrationslager“ einzurichten (September 1941), wurde dies in Pavlos Melas etabliert. Das Lager, nach Seckendorf das „erste nach deutschem Vorbild aufgebaute KZ“ in Griechenland (auch im offiziellen amtlichen Schriftverkehr der deutschen und griechischen Dienststellen wurde meistens die Bezeichnung KZ verwendet), unterstand dem Sicherheitsdienst (SD), wurde von griechischen Polizeikräften bewacht und diente als Geiselhaftlager. Wie mit den Geiseln zu verfahren sei, gab der Wehrmachtsbefehlshaber Südost, Generalfeldmarschall Wilhelm List, in einem Rundschreiben vom 28. September 1941 vor:

Verfallene Baracken des ehemaligen KZDie Überfälle auf Wehrmachtsangehörige, die in der letzten Zeit in den besetzten Gebieten erfolgten, geben Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß es angebracht ist, daß die Militärbefehlshaber ständig über eine Anzahl Geiseln der verschiedenen politischen Richtungen verfügen, und zwar 1. nationalistische, 2. demokratisch-bürgerliche und 3. kommunistische. Es kommt dabei darauf an, daß sich darunter bekannte führende Persönlichkeiten oder deren Angehörige befinden, deren Namen zu veröffentlichen sind. Je nach der Zugehörigkeit des Täters sind bei Überfällen Geiseln der entsprechenden Gruppe zu erschießen“ (zit. nach Dordanas/ Kalogrias S. 293).
Als „Sühnequoten“ wurden 50 bis 100 „Kommunisten“ für jeden umgebrachten deutschen Soldaten vorgegeben.
Nach einem Sprengstoffanschlag auf die Wohnung des Spitzenkollaborateurs Georgios Poulos wurden erstmals am 8. Januar 1942 Häftlinge - darunter auch Juden - direkt im Lager Pavlos Melas hingerichtet. Weitere Massenerschießungen als sogenannte „Sühnemaßnahmen“ folgten, die an diversen Hinrichtungsstätten, u.a. im Gefängnis Eptapyrgio, verübt wurden. Allein am 6. Juni 1944 wurden 101 Geiselhäftlinge des KZ Pavlos Melas exekutiert.
Im gesamten makedonischen Raum war Pavlos Melas während der deutschen Besatzungszeit 1941-1944 der Inbegriff des nationalsozialistischen Terrors.

Gedenken
Gedenken: Bisher nur ein PappschildTrotz der Bedeutung des KZ Pavlos Melas gibt es dort bis heute keine ausgewiesene Gedenkstätte. Das 34 Hektar große Kasernenareal befindet sich nach Abzug der letzten Militäreinheiten, die es bis 2005 nutzten, im Verfall. Lediglich eine kleine Papp-Gedenktafel vor halbverfallenen Baracken weist auf die Vergangenheit des Areals hin:
Ort des Widerstands und des Gedenkens - An diesem Ort war während der Zeit 1941–1944 ein Konzentrationslager, in dem die Nazis und ihre griechischen Mitarbeiter/Kollaborateure Tausende ihrer „Feinde“ inhaftierten, folterten und hinrichteten. Wem die Geschichte fremd ist, der ist dazu verurteilt, sie wieder zu erleben“.
Gedenkveranstaltungen für die 101 griechischen Geiseln, die am 6. Juni 1944 von den deutschen Besatzern exekutiert wurden, finden gegenüber an dem großen Widerstandsdenkmal vor dem Rathaus statt.
Pavlos Melas, Lagadastraße

Im März 2017 übergab Ministerpräsident Alexis Tsipras das ehemalige Militärgelände, auf dem sich das berüchtigte Polizeihaftlager/ Konzentrationslager Pavlos Melas befand, der Gemeinde: Ziel ist es, das Gelände in einen öffentlichen Park umzuwandeln, auf dem auch zwei Museen entstehen sollen, von denen eines dem Widerstand gewidmet sein soll.

Literatur / Medien:
Dordanas, Stratos N./ Kalogrias, Vaios: Das nationalsozialistische Polizeihaftlager Pavlos Melas in Thessaloniki - Geschichte und Wahrnehmung, in: Klei, Alexandra/ Stoll, Katrin/ Wienert, Annika (Hg.): Die Transformation der Lager, Bielefeld 2011; Nationalrat für die Entschädigungsforderungen Griechenlands an Deutschland (Hg.): Schwarzbuch Besatzung, 3. Auflage, Athen 2012