Region Apulien / Provinz Barletta-Andria-Trani

Die Stadt
Graffity in den Giardini De NittisBarletta ist eine bereits in vorchristlicher Zeit gegründete, an der Adria gelegene Stadt in der süditalienischen Region Apulien. Mit 94.673 Einwohner/innen (Stand 2016) einer der drei Hauptorte der erst im Jahr 2004 geschaffenen Provinz Barletta-Andria-Trani, verfügt die Stadt mit dem von den Normannen errichteten Kastel, das unter Stauferkönig Friedrich II. erweitert wurde, der Kathedrale Santa Maria Maggiore und der Basilica del Santo Sepolcro über einen sehr sehenswerten Altstadtkern.
Der Stadt wurde wegen der Verdienste der Bevölkerung während des Kampfes gegen die deutsche Besatzung 1998 die Medaglia d'oro al merito civile und im Jahr 2003 die Medaglia d'oro al valor militare verliehen.
Barletta liegt unweit der Foggia (78 km) und Bari (65 km) verbindenden Autobahn A14.

Die Ereignisse
Kurz nach dem Kriegsaustritt Italiens erhielt am 11. September 1943 das II. Bataillon des Fallschimjäger-Regiment 1 („Kampfgruppe Gröschke") den Befehl, die italienischen Truppen in Barletta zu entwaffnen. Da sich die Garnison zur Wehr setzte und den Angriff zurückzuschlagen versuchte, kam es zu heftigen Kämpfen, bei dem auch die Deutschen Verluste erlitten. Am nächsten Tag wurden deren Truppen verstärkt und auch Luftangriffe auf Barletta geflogen. Insgesamt fielen den Kämpfen 24 italienische Soldaten und 26 Zivilisten zum Opfer (Gentile, S. 50). Nach einer Menschenjagd wurden dabei an diesem 12. September 1943 zehn Gemeindepolizisten und zwei Straßenkehrer wahllos aufgegriffen, vor dem Postamt aufgestellt und auf der Stelle erschossen.

Gedenken
Ex-Palazzo delle Poste
Gedenkstätte am Ex-Palazzo delle PosteAm Ort des Massakers vor dem ehemaligen Palazzo delle Poste befindet sich eine Gedenkstätte für die 12 dort erschossenen Zivilisten. Die Löcher in der Mauer darunter sollen von den Einschüssen herrühren.
Schräg gegenüber an der Ecke Piazza Caduti in Guerra/Via di Nittis wurde aus Anlass des 70. Jahrestages des Massakers im Jahr 2013 eine weitere Gedenktafel angebracht.

Rathaus
Unter den Arkaden vor dem Rathaus am Corso Vittorio Emanuele befinden sich mehrere Gedenktafeln, u.a. eine Tafel mit dem Text der Barletta im Jahr 1998 vom Staatspräsidenten Oscar Luigi Scalfaro verliehenen Medaglia d'oro al merito civile.

Bahnhof
Gedenktafel am BahnhofsvorplatzIm Vorraum des Bahnhofs hing lange eine Gedenktafel der Eisenbahner von Barletta, die daran erinnerte, dass angreifende deutsche Truppen mit dem Zug aus Richtung Norden in Barletta einfuhren, Telefon- und Telegrafeneinrichtungen zerstörten, den Bahnhof verwüsteten und danach vier zur Bewachung des Bahnhofs abgestellte Soldaten töteten. Die neue, im Jahr 2015 angebrachte Gedenktafel geht weniger ins Detail.
Dafür wird der vier am 12. September 1943 vor dem Bahnhof getöteten Soldaten am Bahnhofsvorplatz, der Piazza Conteduca, mit einer weiteren Gedenktafel gedacht.

Giardini De Nittis
Unübersehbar prangt auf einer Mauer in den Giardini di Nittis der Schriftzug „Barletta Antifascista", und zwischen beiden Wörtern befinden sich die stilisierten Porträts der Fratelli Vitrani. Damit wird zweier junger Männer gedacht, nach denen im Piemont - nicht aber in Barletta - viele Straßen, Plätze u.ä. (wie etwa in Coazze der Brunnen Fontana ai Fratelli Vitrani) benannt sind. Dabei entstammen die Brüder Pietro und Ruggero Vitrani einer Familie aus Barletta: Ihre Eltern waren erst kurz vor deren Geburt nach Turin umgesiedelt. Von dort aus schlossen sich beide direkt nach dem 8. September 1943 den Partisanen im nahen Val Sangone an und kämpften in der 43a Divisione Autonoma „Sergio De Vitis".
Die Fratelli Vitrani Pietro Vitrani (Jg. 1926) wurde bei einem Gefecht verletzt, gefangen genommen und am 3. Dezember 1944 in Giaveno zusammen mit einer Gruppe weiterer Partisanen hingerichtet. Ruggero Vitrani (Jg. 1925) wurde am 14. Januar 1945 während einer Durchkämmungsaktion im Val Sangone gefasst, nach Turin gebracht, dort vor ein Schnellgericht gestellt und am 16. Januar 1945 am Schießplatz Martinetti, der dem Salò-Regime als Exekutionsort diente (heute als Sacrario del Martinetto ein Gedenkort), hingerichtet. Er wurde posthum mit der Medaglia d'Argento alla Memoria ausgezeichnet.
Beide Brüder sind auf dem als „Campo della Gloria“ bezeichneten Teil des Turiner Hauptfriedhofs für die über 1.200 Opfer des Widerstandskampfes der Provinz Turin beigesetzt.

Ossario commemorativo dei caduti slavi
Auf dem Friedhof von Barletta wurde im Jahr 1970 eine monumentale Grab- und Gedenkstätte für über 800 gefallene jugoslawische Partisanen errichtet, die sich in Italien am Kampf gegen die deutschen Besatzer beteiligt hatten. Geschaffen wurde das Ossario nach Plänen des kroatischen Bildhauers Dušan Džamonja (1928-2009), der im Auftrag Titos auch in Ex-Jugoslawien zahlreiche Denkmäler und Skulpturen schuf, die an Kämpfe, Schlachten und Siege der jugoslawischen Partisanen erinnern sollten.

Liiteratur / Medien:
Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Paderborn 2012; de.wikipedia.org/wiki/Dušan_Džamonja; it.wikipedia.org/wiki/Ossario_commemorativo_dei_caduti_slavi