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Homécourt


Region Lothringen (Lorraine), Departement Meurthe-et-Moselle

Der Ort
Gemeinde von 6400 Einwohner/innen, ehemals Erzgruben und bis in die 1970er Jahre Eisenerzeugung (Hochöfen). Von Nancy 86 km (A 31 →Metz, auf A 4 →Paris wechseln bis Sortie/Ausfahrt 34 →Sainte-Marie/Briey, aber bald D 181 A →Homécourt); von Saarbrücken 93 km (BAB 6/in F: A 320 + A 4 →Metz, Paris bis Sortie/Ausfahrt 34 →Sainte-Marie/Briey, aber bald D 181 A →Homécourt).

Die Ereignisse
In dem Ort nahe der Grenze zum deutsch annektierten Moselgebiet (vgl. Departement Moselle) gab es seit 1940 Fluchthilfe. Im Stahlwerk bildeten sich ab 1941 Widerstandsgruppen, dort waren auch viele italienische und polnische Einwanderer aktiv. Nach dem Anschlag auf den Transformator von Auboué wurden im nahen Homécourt dreizehn Männer verhaftet und den Deutschen übergeben. Vom Internierungslager Compiègne wurden sie mit dem „Geisel“-Transport vom 6. Juli 1942 (1.105 Politische, meist Kommunisten, und 50 Juden) in das KZ Auschwitz deportiert, wo die meisten umkamen.*) 
Seit Anfang 1943 wurden in der Grube und im Stahlwerk sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter ausgebeutet. Sie waren in Baracken untergebracht, die an der Straße zum Grubengelände lagen (Rue de la Mine). Die von der Direktion verlangten Tagesleistungen konnten die unterernährten ehemaligen Bauern nicht erbringen. Zwar teilten die lothringischen Arbeiter oft ihr Mahl mit ihnen, doch starben viele entkräftet oder an Krankheiten. Sie sind auf dem ‚sowjetischen Friedhof‘ im benachbarten Valleroy bestattet (vgl. dort).

 



Park „Square de la Résistance et de la Déportation“ Figuren am Park Informationstafel ehem. Grubengelände Totendenkmal Stele für Bombenopfer

Gedenken
Der Park am Square de la Résistance et de la Déportation wurde zur Erinnerung an die Fluchthelfer und Widerstandskämpfer/innen sowie die Opfer der Nazi-Barbarei geschaffen und 2012 umgestaltet. Die Figuren des Bildhauers Amilcar Zannoni sollen den „unterschütterlichen Willen zum Überleben“ der Männer und Frauen unter der deutschen Besatzung darstellen. Das Motto: „Résister se conjugue au présent“ („Widerstehen wird im Präsenz konjugiert“; ein Wort der Widerstandskämpferin Lucie Aubrac). Eine Tafel des Gedenkwegs an die Deportation informiert über die zahlreichen Résistance-Aktivitäten gegen die Deutschen und Vichy und die hohen Opferzahlen in Homécourt.**
Von den an der Rue de la Mine gelegenen Unterkünften der Zwangsarbeiter existieren keine Spuren mehr; am Ende der anschließenden Straße 'Route au Fond de la Noue' war das Grubengelände.
Das Totendenkmal am Place Neruda Allende verzeichnet zahlreiche Namen umgekommener Résistants und Deportierter. Ungewöhnlich ist die Figur: Der Soldat hat das Gewehr beiseite gelegt und die Arme verschränkt.
Eine Stele erinnert an die 27 toten und 25 verwundeten Menschen durch den Bombenangriff am ersten Tag der deutschen Invasion in Frankreich (kleine Grünfläche an der Rue Jean Moulin/Ecke Rue Haut des Tappes).


Medien
http://politique-auschwitz.blogspot.de/2010/08/czapla-stanislas.html
http://politique-auschwitz.blogspot.de/2010/08/dautreaux-arsene.html
http://politique-auschwitz.blogspot.de/2010/08/dubois-auguste.html
www.memoire-vive.net/spip.php?article984
www.memoire-vive.net/spip.php?article1016
http://fr.wikipedia.org/wiki/Hom%C3%A9court

* Zwei der Opfer waren:

  • Stanislas Czapla, geboren 1899 in der Region Lublin (Polen), Bergarbeiter; er wurde am 2. März 1942 zusammen mit fünf Landsleuten nach dem Anschlag auf den Transformator in Auboué als Geisel verhaftet, den Deutschen übergeben und über das Internierungslager Compiègne in das KZ Auschwitz deportiert, wo er vermutlich Ende 1942 starb.
  • Arsène Dautréaux, geboren 1901 in Tourcoing (Nordfrankreich), Metallarbeiter, Mitglied der sozialistischen Partei SFIO und Gewerkschafter; er  wurde am 20. Februar 1942 von zwei französischen und zwei deutschen Gendarmen verhaftet, den Deutschen übergeben und in Compiègne interniert; von dort in das KZ Auschwitz deportiert, wo er am 22. September 1942 umkam.

 


** Opfer in Homécourt:

10.Mai 1940 Bombenangriff auf das Stahlwerk:  27 Menschen tot, 25 verwundet

Zwischen 1939 und 1945:
26 Soldaten oder Maquisards auf Schlachtfeldern oder im Maquis gefallen
110 Personen von den Deutschen oder französischer Polizei verhaftet:
 -> 3 waren in Compiègne bis zur Befreiung interniert
 -> 60 wurden nach Deutschland deportiert; 31 kamen in den Lagern um, 5 blieben vermisst
 -> 2 ganze Familien mit 8 Personen wurden gleich nach ihrer Ankunft in Auschwitz vergast
 -> 2 Kinder zwischen 9 und 13 Jahren wurden von ihren Schulbänken hinweg verhaftet, ein Mädchen von 16 Jahren im Stadion

Quelle: Informationstafel des „Chemin de Mémoire de la Déportation“ am Square de la Résistance et de la Déportation in Homécourt; Tafeln am Totendenkmal