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Boulogne-sur-Mer

Region Hauts-de-France/Nord - Pas-de-Calais, Departement Pas-de-Calais

Der Ort
Hafenstadt am Ärmelkanal (Opalküste), 42485 Einwohner/innen (2014); ab ca. 2000 Schließung des Stahlwerks und Rückgang des Fährverkehrs nach England. Bahnhof: Züge →Arras, Calais, Lille, Paris. Mit dem Auto von Arras 111 km (D 939 →Westen, bei Montreuil D 901), von Calais 34 km (A 16) bzw. 43 km (D 940).

Die Ereignisse
Boulogne wurde nach mehrtägiger Belagerung am 25. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht eingenommen, war Standort einer Garnison und bis Herbst 1944 besetzt. Stadt und Hafen wurden vielfach bombardiert (am Anfang von den Deutschen, 1943/44 von den Alliierten), viele der gebliebenen Bürger/innen wohnten zwischen 1940 und 1944 „in den Kellern“. Bei der Befreiung war die Stadt zu etwa 85 % zerstört. 

Judenverfolgung: Am 16./17. Dezember 1940 wurden 124 jüdische Männer, Frauen und Kinder in die besetze Zone abgeschoben und in einem Lager bei Troyes (Aube) interniert – auf Verlangen der Wehrmacht, die für den Fall einer Invasion Englands vorsorgen wollte.

Gedenktafel Blanche Paugam-Lefevbre Gedenktafel M. Vanheeckhoet Gedenktafel im Bahnhof Brandenburg/Havel

Widerstand
Bald gab es Widerstand wie Fluchthilfe und Nachrichtendienst. Blanche Paugam-Lefebvre zerschnitt im August 1940 Telefondrähte. Sie wurde vom deutschen Militärgericht in Arras zum Tode verurteilt, später umgewandelt in Deportation. Sie wurde als NN-Gefangene in die KZ Ravensbrück, Mauthausen und Bergen-Belsen deportiert, wo sie im April 1945 entkräftet starb.
Der Arzt. M. Vanheeckhoet gab mit Freunden ab Mai 1941 die illegale Zeitung 'Patriote' heraus, später OCM-Mitglied, verhaftet im März 1944, zu fünf Jahren Haft verurteilt, mit dem „Train de Loos“ am 1. September 1944 in die KZ Sachsenhausen und Bergen-Belsen deportiert, wo er im März 1945 ums Leben kam.
Der Eisenbahner Victor Hodique wurde zur STO-Zwangsarbeit nach Braunschweig verschleppt. Er beteiligte sich an Bahnsabotagen und wurde am 30. September 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden geköpft.

Gedenktafel Gabriel Hardy Eingangstor 'Porte des Dunes' zur Altstadt Befreiung durch kanadische Truppen

„Festung“ Boulogne und Befreiung
Boulogne wurde im Januar 1944 wie weitere Städte an der Kanal- und Atlantik-Küste auf Befehl Hitlers von der Wehrmacht zur „Festung“ (frz. Poche) erklärt, die unbedingt verteidigt werden müssten. Bei den Befreiungskämpfen um Hafen und Altstadt/Zitadelle wurde Gabriel Hardy bei einer FFI-Patrouille erschossen. Nach mehrtätigen Kämpfen gelangten kanadische Truppen, geführt von einem Einheimischen, durch einen unterirdischen Gang in die Festung. Nach einigen Tagen kapitulierte der deutsche Festungskommandant am 22. September 1944.

Gedenktafel Résistance Totendenkmal Stele Eisenbahner

Gedenken
Eine Tafel am Belfried des Rathauses gedenkt der 27 Bürger, die im Untergrundkampf gegen die Besatzer zu Tode gekommen sind (Place de la Résistance/7 Place Godefroy de Bouillon).
Das Totendenkmal nennt die Namen von 74 umgekommenen Résistants und Deportierten sowie von fast 600 zivilen Bombenopfern (57 Boulevard Eurvin, vor den Mauern des Château-Musée) Eine Stele vor dem Bahnhof erinnert an die in den beiden Weltkriegen umgekomenen Eisenbahner. 

Literatur/Medien
Céleste, Grégory: La traque des résistants nordistes 1940-1944, Lille 2011
Dejonghe, Étienne/Le Maner, Yves: Le Nord – Pas-de-Calais dans la main allemande 1940-1944, Lille 1999, S. 252
Fossier, Jean-Marie: Zone interdite. Nord Pas-de-Calais, Paris 1977, S. 64f., 231f.
http://www.ajpn.org/commune-62160.html
http://maitron-fusilles-40-44.univ-paris1.fr/spip.php?article168922  
http://www.lavoixdunord.fr/region/des-exemplaires-du-journal-clandestin-du-dr-vanheeckhoet-jna31b0n407658  
https://fr.wikipedia.org/wiki/Poches_de_r%C3%A9sistance_allemandes_sur_le_littoral_ouest-europ%C3%A9en 
https://fr.wikipedia.org/wiki/Boulogne-sur-Mer