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Carpentras

Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur, Departement VaucluseOrange-Tor zur Altstadt; Quelle: de.wikipedia

Der Ort
Stadt von 28309 Einwohner*innen (2017) nahe bei Avignon. Bahnhof: Pendelverkehr mit Avignon.
Mit dem Auto von Avignon 26 km (D 907 = ex N 7).

Die Ereignisse

Jüdische Bevölkerung
Carpentras gehörte ab 1274 zum ‚Comtat vénessain‘, d.h. den päpstlichen Landen in Frankreich, ein fruchtbares Gebiet links der Rhone gegenüber von Avignon, zeitweise die Hauptstadt. Seit dieser Zeit ist die Anwesenheit von Juden nachgewiesen. Nach einer vorübergehenden Ausweisung konnten sich Juden im Comtat niederlassen, aus dieser Zeit stammt die Synagoge von 1367, sie ist nach Renovierung noch heute in Betrieb . Der Papst schützte die Juden vor Verfolgungen - gegen strenge Auflagen. Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts mussten sie in den vier Städten Avignon, Carpentras, Cavaillon, L‘Isle-sur-la-Sorgue in der ‚carriero‘ - dem jüdischen Viertel - wohnen, dessen Tore abends geschlossen wurden, also einem Ghetto. Die Auflagen endeten, als Carpentras und das gesamte Comtat 1791 nach einem Plebiszit Teil der frz. Republik wurde. Die jüdische Bevölkerung in den vier Städten ging danach zurück.

Jüdischer Friedhof, Eingangstor Innenraum der Synagoge; Quelle: wikimedia commons Synagoge

Judenverfolgung
Während der Razzien in Südfrankreich im Sommer 1942 sowie 1943 wurden mehrere jüdische Familien verhaftet und den Deutschen übergeben, die sie vom Durchgangslager Drancy bei Paris in die Vernichtungslager deportierten. Die Synagoge von 1367 ist die älteste noch in Betrieb befindliche Synagoge Frankreichs.
Der Jüdische Friedhof stammt aus dem 14. Jahrhundert, damals außerhalb der Stadt, jetzt im Nordosten der Stadt zwischen Chemin de l‘aquéduc und Bd. Paul Cézanne.

Am 25. August 1944 wurde die Stadt durch US Soldaten und FFI befreit.

Friedhof, Gedenktafel für afrikanische Soldaten Stele Café du 19ème Siècle Gedenktafel René Pasculin

Ein Gedenktafel ehrt afrikanische Soldaten (“tirailleurs sénégalais”), die in der städtischen Klinik gestorben und wurden auf dem Friedhof beerdigt worden sind (17 Boulevard de Repos).

Das ‘Café du 19ème siècle’ war während der Besatzung Treffpunkt von Résistants und Unterstützern. Besonders an den Markttagen tauschten sich hier auch Anführer von Widerstandsgruppen und -bewegungen aus, fanden Rat und Unterkunft. Die Behörden schlossen das Café im Laufe des Jahres 1944, die Besitzer gingen in die Maquis. Am heutigen Platz des 25. August 1944 errichtete die Stadt eine Stele Ehren der Besitzer René Dulfour und Marcel Alibert (vor der LCL-Bank).
Der 19-jährige Markthändler René Pasculin hatte sich einer Widerstandsgruppe angeschlossen. Kurz vor der Befreiung der Stadt wurde er von aus der Stadt abziehenden Wehrmachtssoldaten erschossen.

Literatur/Medien
http://www.ajpn.org/commune-Carpentras-en-1939-1945-84031.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Comtat_Venaissin
https://fr.wikipedia.org/wiki/Synagogue_de_Carpentras
https://fr.wikipedia.org/wiki/Cimeti%C3%A8re_juif_de_Carpentras
https://fr.wikipedia.org/wiki/Affaire_de_la_profanation_du_cimeti%C3%A8re_juif_de_Carpentras
https://fusilles-40-44.maitron.fr/?article169068
http://www.anacr-vaucluse.fr/?portfolio=la-memoire-gravee-carpentras
http://cvrduvaucluse.canalblog.com/archives/2014/08/27/30485171.html (Pasculin, 25.8.44)
https://fr.wikipedia.org/wiki/Carpentras