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Zamość – Ghetto

Woiwoschaft Lublin/Wojew. LubelskiIm Ghetto; Foto: 1lozamoscblog.blogspot

Ghetto
Zu den ansässigen Juden kamen 1940 etwa 1000 Juden, die entsprechend der „Umsiedlungspläne“ von NSDAP-Gauleiter Greiser aus dem annektierten Warthegau (u.a. Kalisz, Kolo, Łódź ) „umgesiedelt“ oder aus kleineren Orten der Umgebung geflüchtet waren. Später kamen Transporte mit mehreren tausend jüdischen Menschen aus Tschechien und Deutschland (z.B. Dortmund, Düsseldorf). Sie mussten weiße Armbinden mit „Judenstern“ tragen. Auf deutsches Verlangen wurde ein Judenrat gebildet, Vorsitzender war ab Januar 1940 Memek Gurfinkel.
Viele jüdische Menschen wurden gruppenweise in Zwangsarbeitslager der Umgebung geschickt. Dort mussten sie u.a. SS-Baracken bauen, die Festung 'Rotunde' (s. Zamość- Rotunde) ausbessern, in Belzec Panzergräben an der 'Otto-Linie' ausheben (Näheres s. dort) oder in der Nähe Flugplätze für die deutsche Luftwaffe anlegen. Im April 1941 wurde den Juden befohlen, in das Ghetto zu ziehen, ein ärmliches Viertel in der Neustadt (Nowy Rynek/Neuer Markt, ul. Partizantow und ul. Lwowskie). Es war nicht eingezäunt, durfte aber nur zu bestimmten Zeiten verlassen werden.

Deportation April 1942 nach Belzec; Foto: deathcamps.org

Ende März 1942 kursierten die ersten Gerüchte über Massendeportationen in das Vernichtungslager Belzec. Am 11. April 1942 wurde das Ghetto von deutscher Schutzpolizei und Gestapo (Leitung: Gotthard Schubert) umstellt, die jüdische Bevölkerung musste sich auf dem Marktplatz versammeln. Etwa 3000 Juden wurden in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Einer von ihnen war Szlama Ber Winer. Er hatte nach seiner Flucht aus dem Mordlager Kulmhof dem Ringelblum-Archiv im Warschauer Ghetto einen der ersten Augenzeugenberichte über die systematische Vernichtung der Juden gegeben und war dann zu Verwandten nach Zamość gegangen. Bei der zehn Tage dauernden „Alten-Aktion“ im Mai wurden 1500 Menschen nach Belzec deportiert, am 11. August etwa 500, überwiegend Frauen und Kinder, meist aus Deutschland und der Tschechoslowakei.

Die 'Liquidierung' des Ghettos begann am 16. Oktober 1942. Die 50 Mitarbeiter des Judenrats wurden auf dem Marktplatz ermordet. Etwa 4000 Juden wurden zu Fuß in das 21 km entfernte Izbica getrieben, wo sie die Nacht unter freiem Himmel verbringen mussten. Von hier aus wurden sie in drei Transporten bis zum 2. November 1942 nach Belzec bzw. Sobibor deportiert und ermordet. Nur etwa 50 Ghettobewohner*innen überlebten die Shoah. Nach dem Krieg kehrten etwa 300 Juden nach Zamość zurück, meist aus der Sowjetunion. Fast alle verließen die Stadt wieder, 1947 wohnten noch sieben in der Stadt.

Reste des verwüsteten Neuen Friedhofs: Foto: sztetl.org Denkmal an Neuen Friedhof und die ermordeten Juden; Foto: sztetl.org

Erinnerung/Gedenken
Die beiden Jüdischen Friedhöfe wurden von den NS-Besatzern, zerstört und verwüstet, die Grabsteine und -platten anderswo verbaut. An den Neuen Jüdischen Friedhof erinnert ein Denkmal aus Resten von Grabplatten (Lapidarium), die nach der Befreiung noch aufgefunden wurden. In der Mitte erinnert ein schwarzer Stein an die ermordeten Einwohner*innen: „Für die Juden von Zamość“ (ul. Prosta 4, gegenüber Einkaufszentrum).