Region Ostmakedonien und Thrakien / Regionalbezirk Drama

Gedenkstätte für die Opfer des Aufstands von DramaDie Stadt
Drama ist mit 58.944 Einwohner/innen (Stand: 2011) der Hauptort des gleichnamigen nordgriechischen Regionalbezirks. Der Ort gehört wegen der brutalen bulgarischen Vergeltungsmaßnahmen nach dem Aufstand in Drama und den umgebenden Ortschaften im Herbst 1941 seit dem Jahr 1998 zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 399/1998).
Drama liegt an der Thessaloniki (150 km) und Kavala (40 km) verknüpfenden Nationalstraße EO12.

Ereignisse
Der Aufstand von Drama
Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Griechenland im April 1941 wurde der Nordosten des Landes bulgarischer Besatzungshoheit unterstellt. Damit wurde die Region einer brutalen Bulgarisierung unterworfen: Der Gebrauch der griechischen Sprache wurde unterbunden, Städte- und Ortsnamen wurden bulgarisiert, griechische Bürgermeister, Richter, Priester, Polizisten, Lehrer ihrer Ämter enthoben, die Ansiedlung bulgarischer Menschen massiv gefördert, Griechen zur Zwangsarbeit herangezogen etc. Den Bestrebungen, Thrakien und Ostmakedonien „griechenfrei" zu machen, lagen Pläne zugrunde, das besetzte griechische Territorium in das bulgarische Staatsgebiet einzugliedern.
Um dem bulgarischen Besatzungsterror zu entgehen, flohen viele Griechen in die deutsche und die italienische Besatzungszonen. Zudem formierte sich Widerstand: Das vom Athener Zentralkomitee weitgehend abgeschnittene mazedonische Büro der Kommunistischen Partei (KKE) hatte bereits Ende Juni 1941 die Aufstellung von Partisanengruppen beschlossen. Und Ende September 1941 - während sich in Athen gerade das breite parteiübergreifende Bündnis der Nationalen Befreiungsfront (Ethniko Apelevtherotiko Metopo, EAM) formierte und bewaffneter Widerstand innerhalb der KKE noch nicht mehrheitsfähig war - bereitete der Parteisekretär von Drama, Pantelis Chamalidi (Aleko), die Volkserhebung vor.
Der „Aufstand von Drama“ begann am 28. September 1941 mit der Erstürmung der Polizeistation in Doxato und bereitete sich schnell auf andere Gemeinden (u.a. Choristi) aus. In Drama selbst aber selbst blieb der - teilweise in offenen Schlachten ausgetragene - Aufstand erfolglos.
Im Zuge der bulgarischen Vergeltungsmaßnahmen wurden in der Gegend von Drama innerhalb nur weniger Tage mindestens 4.000 bis 5.000 griechische Einwohner exekutiert. Die Angehörigen vieler Ermordeter wurden dazu verpflichtet, eine „Exekutionsgebühr" zu bezahlen; Plünderungen, Vergewaltigungen und sonstige Ausschreitungen gegen vollkommen unbeteiligte Menschen standen auf der Tagesordnung der Bulgaren. Die Gesamtzahl der Opfer in Ostmakedonien (einschließlich jener aus der Region um Drama) soll 15.000 betragen haben.

Holocaust MemorialDeportation der Jüdinnen und Juden
Nachdem viele Jüdinnen und Juden bereits vorher aufgrund des Besatzungsterrors und anti-jüdischer Gesetze in andere Landesteile geflohen waren, wurden in der bulgarischen Besatzungszone die ersten Deportationen aus Griechenland in deutsche Vernichtungslager vorbereitet. Am 22. Februar 1943 unterzeichnete der bulgarische „Kommissar für Judenangelegenheiten“ Alexander Belev mit SS-Hauptsturmführer Theodor Dannecker ein Geheimabkommen zur Deportation der Juden aus den von Bulgarien besetzten Gebieten. Das bulgarische Kernland war nicht von Deportationen betroffen. „Nicht die geringsten Skrupel empfindet das Regime in Sofia jedoch in den sogenannten „neuen Provinzen", da dort die jüdische Minderheit als zusätzliches Hindernis für die eigenen Bulgarisierungspläne angesehen wird" (Fleischer 1996, S. 256).
In der Nacht vom 3. auf den 4. März 1943 wurden über 4.000 griechische Juden der betroffenen Gemeinden in Kavala, Drama, Serres, Alexandroupolis, Komotini, Xanthi und einigen kleineren Orten verhaftet, vorübergehend vor Ort meist in Tabaklagern - in Drama im Tabaklager Aghia Barbara - zusammengepfercht und zwei Tage später in zwei Deportationszentren nach Südwestbulgarien gebracht. Von dort aus wurden sie zum Donauhafen Lom weiterbefördert und wahrscheinlich am 20. März 1943 zusammen mit Juden aus Jugoslawien auf vier Fähren zunächst nach Wien, später auf dem Landweg weiter in das besetzte Polen überwiegend in das Vernichtungslager Treblinka befördert. Kein einziger von ihnen überlebte.
Nach aktuellen Erkenntnissen fielen 589 Menschen der Deportation aus Drama zum Opfer.

Gedenken
Gedenkstätte für die Opfer des Aufstands von Drama
In der Innenstadt von Drama würdigt ein Denkmal die Opfer des Aufstands von Drama.
Ecke Ethniki Aminis / 28is Oktovriou

Gedenktafel am alten TabaklagerGedenktafel am ehemaligen Tabaklager
Eine erste Gedenktafel wurde 1997 an der Rückfront der Ruine des abgebrannten Tabaklagers angebracht, in dem die Frauen, Männer und Kinder vor ihrer Deportation nach Treblinka eingesperrt waren.
Die Ruine steht auf dem Gelände des Hydrama Grand Hotel.

Holocaust Memorial
1999 wurde nur wenige Meter vom alten Tabaklager entfernt im Park Aghia Barbara (auch: Agias Varvaras) von der Stadt Drama und dem Zentralrat der Jüdischen Gemeinden Griechenlands das Holocaust Memorial von Drama errichtet. Es ehrt alle Deportierten aus der ehemaligen bulgarischen Besatzungszone.

Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Griechenland, in: Benz, Wolfgang (Hg.): Dimension des Völkermords - die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1996, S. 241-274; Fleischer, Hagen: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941-1944, Frankfurt/M. 1986; Kalogrias, Vaios: Makedonien 1941-1944, Okkupation Widerstand Kollaboration, Ruhpolding 2008; Central Board of of Jewish Communities in Greece: The Jewish Community of Drama;
de.wikipedia.org/wiki/Drama_(Stadt); en.wikipedia.org/wiki/Drama_uprising