(bretonisch: Breizh)

Hauptort: Rennes

Départements
Côtes d'Armor (bretonisch: Aodoù-an-Arvor), Finistère (Penn-ar-Bed), Ille-et-Villaine (Il-ha-Gwilen), Loire-Atlantique (Liger-Atlantel), Morbihan (Mor-bihan)

Einführung
Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich wurde die Bretagne bald besetzt. Rennes fiel am 17. Juni 1940 – es gab zwischen 1600 und 2000 Tote. Einen Tag später ergab sich Brest. Bis zum Herbstbeginn 1940 wurden 137.000 Bretonen gefangen genommen und in Kriegsgefangenenlagern interniert. In den Hafenstädten wurden U-Boote stationiert – ab Oktober stand der Militärhafen Lorient unter dem Kommando des Admiral Dönitz. Die Häfen von Brest, Lorient und Saint-Nazaire waren besonders wichtig für die Kriegsmarine und für die Angriffe auf die Alliierten-Konvois, von strategischer Bedeutung für die geplante Atlantikschlacht. Die Wehrmacht ließ ab 1942 den Atlantikwall errichten, für dessen Bau mehr als 82.000 Männer mobilisiert wurden. Für den Seelöwe-Plan einer Invasion in Großbritannien wurden bis 1942 ebenfalls viele Landebahnen für die Luftwaffe angelegt. Vier Divisionen der Landstreitkräfte waren stationiert. Im Juni 1944 betrugen die Besatzungskräfte 150.000 Mann (allein 100.000 für das Heer).

Die Besatzung in der Bretagne war besonders hart – u.a. aufgrund des Ausbaus der Hafenstädte zu Festungen (Stationierung von U-Booten) und der Bombardierungen, aufgrund der verbotenen Küstenzone und der Errichtung des Atlantikwalls. 1941 trennte die Vichy-Regierung das Departement Loire-Atlantique von der restlichen Bretagne ab.

Die Verluste an Menschen waren hoch: 3.764 Deportierte für die fünf Departements – mehr als die Hälfte kam nicht zurück – 2.276 Erschossene, 6.500 zivile Opfer (ohne Loire-Atlantique). 500 jüdische Deportierte aus dem Finistère wurden in Konzentrationslagern umgebracht, 750 Widerstandskämpfer getötet. In Ille-et-Vilaine waren es 566 deportierte Widerstandskämpfer, 108 verfolgte Juden, und Roma – 12 überlebten. Hinzu kam die fast völlige Zerstörung der Städte Brest (zu 90%), Lorient, Saint-Nazaire und Saint-Malo. Bis zur Kapitulation am 11. Mai 1945 waren noch einzelne Hafenstädte von der Wehrmacht besetzt, die Festungskommandanten von Lorient und Saint-Nazaire (Poches) weigerten sich zu kapitulieren.

Die besondere Situation der Bretagne führte dazu, dass ein großer Teil der Bevölkerung die Besatzung abgelehnt hat und sich ein Teil früh der Résistance anschloss – auch wenn vor 1942 eine Mehrheit der Bevölkerung für das Vichy-Regime war. Die Milice – eine politische und paramilitärische Organisation der Vichy-Regierung zur Bekämpfung der Résistance – wurde von einem Bruchteil der bretonischen Autonomie-Bewegung unterstützt, der Hitler die Autonomie der Bretagne versprochen hatte. Darunter die „Bezen Perrot“, genannt „der bretonische Waffenverband der SS“, eine nationalistische Kollaborationseinheit mit etwa 80 Mitgliedern.

Die Widerstandskämpfer/innen  waren in erster Linie junge Leute aus den Städten – besonders stark vertreten waren Arbeiter, Händler und Handwerker sowie Ausländer und Kommunisten.

General de Gaulles Appell vom 18. Juni (der bereits am 24. Juni in bretonischer Sprache gesendet wurde) hat die Bevölkerung stark mobilisiert. Ob von der Ile de Sein, von Paimpol, Carantec oder vom Fischerhafen Douarnenez aus; hunderte von Menschen setzten 1940 nach Großbritannien über. Sie bildeten den Kern der FFI. Zwischen 1940 und 1942 entstanden mehrere Fluchthilfe-Netzwerke (u.a. Pat O’Leary, Var, Shelburne). Keine andere Region Frankreichs weist auf so viele Fluchten übers Meer auf.

Bereits 1940 gab es auch zahlreiche Protestzeichen von der Bevölkerung: Klebezettel an Pfosten und Mauern, Pfiffe bei Nachrichten im Vorprogramm der Kinosäle, wenn deutsche Filme gezeigt wurden, Graffitis, Singen der Marseillaise an Gedenktagen, Sabotagen, Attentate, Demonstrationen gegen Pétain wie in Lorient oder in Rennes (1941). Die Repression ließ auf sich nicht warten. Allein im ersten Jahr der Besetzung wurden rund 100 Menschen in den Côtes d’Armor und Morbihan wegen „Beleidigung des Führers“ verurteilt. Im Oktober 1941 wurden nach einem Attentat meist kommunistische Geiseln in Châteaubriant erschossen.

Der organisierte Widerstand war vielfältig: es gab die Bewegungen Libération-Nord und Défense de la France, sowie die Netzwerke mit Verbindungen zum britischen Geheimdienst (Georges France, Réseau Johnny, Nemrod, Alliance). Die Kommunistische Partei leistete ab Ende 1940/Anfang 1941 einen beachtlichen Widerstand (Sabotagen u.a. in den Arsenalen von Brest und Lorient, SNCF). 1943 breiteten sich die Maquis und die Städteguerilla aus (mit den bewaffneten Einheiten von FTP, AS, ORA). Tausende STO-Verweigerer versteckten sich auf dem Lande; STO-Patrioten und Widerstandskämpfer hatten Erfolge bei der Bekämpfung der Besatzung, viele alliierten Piloten und Seeleute konnten gerettet werden. Das war auch die Zeit der Vorbereitung auf den bewaffneten Kampf für die Befreiung. Im April und Mai 1944 verstärkten sich die Sabotagen und Attentate. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie spielte die Bretagne eine besondere strategische Rolle. Durch die gemeinsame Aktion der FFI und der US-Amerikaner konnten solche Städte wie Rennes und Quimper bereits im August 1944 befreit werden.

Viele bretonischen Städte  wurden mit der Medaille der Résistance ausgezeichnet – das Morbihan ist eines der Departements mit den meisten Auszeichnungen in Frankreich.

In der Bretagne gibt es bisher ein Hauptmuseum der Résistance, in Saint-Marcel (Morbihan), sowie kleinere regionale Museen, und Hunderte von Gedenkorten (allein über 350 im Finistère). Es gibt (so Vincent Rogard für das Finistère) Gedenktafeln und Denkmäler für die widerständigen Bahnarbeiter (in vielen Bahnhöfen vorhanden), für die Kämpfer gegen die Besatzer, für die Schiffspassagen zum Freien Frankreich (FFL) und die geheimen Verbindungen nach Großbritannien, für die Hingerichteten sowie für die Helden und Leiter der Résistance. Weiterhin Gedenkorte zur Ehre von Bataillons oder einzelnen Widerstandskämpfer/innen, für die Deportierten, die alliierten Kräfte, die FFL-Kräfte sowie für die freifranzösischen Seestreitkräfte. Gedenkorte für den Maquis und für Widerstandsdörfer, für alliierte Missionen für die Befreiung, für Geiseln und Razzien, für Lehrende und Schüler/innen der Résistance, für die Netzwerke der Résistance, für die Befreiung, die Shoah, die Sportler, die Frauen, und für die Zivilopfer (Bombardierungen, Kriegsverbrechen).
Angesichts der hohen Zahl an Gedenkorten ist es nicht möglich, alle Gedenkorte aufzulisten – manche sind in einem Wald oder auf einem privaten Grundstück versteckt. Im Folgenden sollen die wichtigsten Gedenkorte vorgestellet werden, auch kleinere exemplarisch.

Die Gedenkorte werden bei den jeweiligen Departements (Côtes d'Armor, Finistère; Morbihan und Ille-et-Villaine) genannt.

Recherchen und Texte: Florence Hervé; copyright der Fotos bei Thomas A. Schmidt, Düsseldorf - außer bei den anders gekennzeichnete.

Literatur/Medien
Ami entends-tu… Journal de la Résistance bretonne, organe de l’Association des anciens combattants de la Résistance (ANACR) comités du Morbihan-Côtes d’Armor et d’Ille & Vilaine
ANACR: Résistants et maquisards dans le Finistère – Témoignages, Keltia Graphic 2008
Bougeard, Christian: Histoire de la Résistance en Bretagne, Éditions Jean-Paul Gisserot, 1992
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, S. 273-275
Doaré, Jean-Jacques / Le Berre, Alain: Pointe de Cornouaille 1940–1944, 2006
Le Guénic, René: Morbihan. Mémorial de la Résistance, 1998
Lefort, Alain / Lucas, Bernard: Les hauts lieux de la Résistance en Bretagne. Opération Flambeaux. Éditions Ouest-France, Rennes 1991
Flambeaux. Éditions Ouest-France, Rennes 1991
Morvan, Françoise: Miliciens contre maquisards. Enquête sur un épisode de la Résistance en Centre-Bretagne, Éditions Ouest-France 2010
Prigent, Alain / Tilly, Serge: Les Fusillés et Décapités après jugement d’un Tribunal militaire allemand (Côtes-du-Nord, 1940–1944), Les Cahiers de la Résistance populaire, n°2, mai 2011, Saint-Brieuc
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 47-64; Ausgabe 2011/2012: S. 36-42
Rogard, Vincent: Pierres de mémoire et de liberté. Plaques commémoratives, coop breizh, Spézet 2014
http://anacr-cotesdarmor.fr/documentations.html
http://memoiredeguerre.pagesperso-orange.fr/fndirp/intro.htm
http://lesamisdelaresistancedumorbihan.com/resources/ami-155.pdf
http://anacr-cotesdarmor.fr/histoire_du_departement.html
www.lesamisdelaresistancedufinistere.com/index.html
www.resistance-bretonne.com/de/informationen.html
www.almrd22.fr/IMG/pdf/Cap_vers_l_inconnu.pdf
www.ac-rennes.fr/pedagogie/hist_geo/ResPeda/questionschaudes/bretagne.htm
www.plaques-commemoratives.org/plaques/bretagne
http://resistances.pagesperso-orange.fr/cerp/Cahier%2010/cahier%2010%20Liste.htm
http://cerp22.free.fr/Lieuxdememoire22/index%201.html
http://memoiredeguerre.assoc.pagespro-orange.fr/index.htm#5