Wer eine Reise nach Frankreich überlegt oder plant, denkt an wunderbare Ferienregionen mit wilden Küsten und langen Stränden, mit Bergen und weiten Ebenen, mit Kanälen und vorzeitlichen Höhlen, mit den Kulturgütern wie Notre Dame, Louvre, Hinkelsteine, Straßburger Münster, und ist gespannt auf das „savoir vivre“, die französische Lebensart: 365 Käsesorten, Rotwein, Baguette, Baskenmütze, die unvermeidliche Gauloise. Er oder sie erinnert sich an Asterix, den Sonnenkönig, die Französische Revolution.

Zu Frankreich gehört aber noch viel mehr. Manchmal abseits und versteckt am Wegesrand – oft aber auch mitten in den aufregenden Städten, malerischen Dörfern, stimmungsvollen Landschaften – erinnern unscheinbare Tafeln, verwitterte und neue Stelen, eindrucksvolle Denkmäler an die von deutschen Soldaten, SS-Leuten, Schreibtischtätern und der mit ihnen kollaborierenden französischen Helfer im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen, an den Widerstand gegen die Besatzer und die Opfer von Teilen der Bevölkerung Frankreichs sowie an die Befreiung, an der auch die Résistance einen Anteil hatte.

Verbrechen der Deutschen
Noch heute ist die Legende verbreitet, dass die deutsche Wehrmacht im Westen – anders als im Osten – einen „sauberen“ Krieg geführt habe. Bei allen Unterschieden zum systematsichen Vernichtungskrieg gegen die slawischen Völker: Während der deutschen Besatzung wurden die Reichtümer des Landes – Bodenschätze, Rohstoffe, Agrarprodukte, Arbeitskraft (1,5 Mio. Kriegsgefangene, über 600.000 Zwangsarbeiter), Kunstgegenstände – systematisch ausgeplündert und die französische Wirtschaft den Bedürfnissen der deutschen Rüstungsproduktion unterstellt. Die Wehrmacht war – z.T.  im Zusammenspiel mit SS, Gestapo (= Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst) – an allen brutalen und grausamen Aktionen zur Widerstandsbekämpfung, Terrorisierung der Bevölkerung, Zerstörung und Anzünden ganzer Dörfer, Internierung und Deportation von Juden und Widerstandskämpfern, Geiselerschießungen und Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt. Wehrmachtsbefehle aus Berlin und Paris ebneten den Weg zu den Massenverbrechen von Oradour-sur-Glane und in anderen, weniger bekannten Orten wie Ascq, Maillé, Tulle, den Dörfern im Vallée de la Saulx oder Vassieux-en-Vercors. Die dafür Veranwortlichen haben Namen. Nur wenige wurden nach dem Krieg zur Rechenschaft gezogen.

Vichy-Regime
Besonderheit unter den deutsch besetzten Ländern: Der südliche, bis November 1942 unbesetzte Teil Frankreichs wurde von der – formal eigenständigen – autoritären französischen Regierung in Vichy unter Marschall Pétain verwaltet. Auch sie ging gnadenlos gegen Ausländer, Juden, Freimaurer und Kommunisten vor. Sie stimmte – mit dem Gesetz über den STO (Service de Travail Obligatoire) von 1943 – der Zwangsarbeit von hundertausenden junger Männer in deutschen Rüstungsbetrieben zu, beteiligte sich an der Judendeportation durch die Deutschen und an der Jagd auf Widerstandskämpfer.

Résistance
Aus kleinen, zögerlichen Anfängen entwickelten sich – auch durch die überzogene Repression (Geiselerschießungen), die Judenverfolgung, die STO-Zwangsarbeit, die Kriegswende – örtlich und regional Widerstandsgruppen, die den deutschen Besatzungskräften und ihren Helfern von Vichy mehr als Nadelstiche versetzten: durch Untergrundzeitungen in beachtlicher Auflage; durch Schutz und Rettung von Verfolgten, z.B. von gefährdeten jüdischen Kindern; durch Sabotage; durch Anschläge auf deutsche Einrichtungen und Personen. Die Befreiung von den Nazis war (anders als in Deutschland!) nicht allein und in einigen Gebieten nicht einmal vorrangig das Werk der alliierten Truppen, sondern auch der in den FFI vereinten Männer und Frauen (vgl. Frauen in der Résistance), Widerstandskämpfer, Partisanen und Maquisards. „Sie hätten warten können, dass der Sieg der Armeen ihre Zukunft regelt. Aber sie waren der Ansicht, dass die Befreiung im eigentlichen Wortsinn nichts wert sei, wenn sie nicht selbst ihren Teil zur Flucht der Eindringlinge beigetragen hätten“ (de Gaulle am 8. Oktober 1943 im gerade befreiten Korsika).

Der Wegweiser will helfen, Gedenkorte an (Un-)Taten der deutschen (und italienischen) Besatzungsorgane, von Vichy-Kollaborateuren sowie an Aktionen der Résistance aufzuspüren und die historisch-politischen Geschehnisse und Hintergründe zu klären.

Wir behandeln z.Zt. Orte in elf der - nach einer Änderung 2016 noch – 13 Regionen:
Auvergne – Rhône-Alpes, Bretagne, Centre – Val de Loire, Corse (Korsika), Grand-Est (ex Alsace/ Elsass, Champagne-Ardenne, Lorraine/Lothringen), Hauts-de-France (ex Nord – Pas-de-Calais, Picardie), Île-de-France mit Paris, Nouvelle-Aquitaine (ex Aquitaine/Aquitanien, Limousin, Poitou-Charentes), Occitanie/Okzitanien (ex Languedoc-Roussillon, Midi-Pyrénées), Pays de la Loire, Provence-Alpes-Côte-d'Azur.

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Dank
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