Einführung

Apulien liegt im Süden Italiens; die Halbinsel Salento im äußersten Südosten der Region bildet den „Absatz“ des sogenannten „italienischen Stiefels“.
Einen Tag nach dem italienischen Kriegsaustritt landete dort in Tarent am 9. September 1943 im Rahmen der Operation Slapstick die 1. britische Luftlandedivision und ihr folgend die 8. britische Armee unter General Montgomery - zeitgleich mit der Landung der 5. US-Armee im Golf von Salerno (Kampanien). 

Vorausgegangen war der Landung der Alliierten die Kapitulation der deutschen und italienischen Truppen in Nordafrika im Mai 1943, bei der 250.000 deutsche und italienische Soldaten in Gefangenschaft gerieten, die faktisch den Auftakt für die wenig später folgende Landung der alliierten Truppen auf Sizilien und auf dem italienischen Festland darstellte. Innenpolitisch hatte sich durch diese Niederlagen die Krise des Mussolini-Regimes (italienischer Faschismus), die schließlich am 25. Juli 1943 zur Entmachtung des „Duce“ durch den faschistischen Großrat und zur Ernennung Marschall Badoglios zum Regierungschef durch den italienischen König führte, verstärkt. Die neue Regierung bekräftigte zwar in Worten ihre Bündnistreue gegenüber Berlin, begann jedoch geheime Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Parallel dazu übernahmen die deutschen Truppen quasi die militärische Kontrolle über Süditalien und – bis zum Rückzug auf das Festland in der zweiten Augusthälfte – auch über Sizilien, sodass die deutsche Wehrmacht noch vor der offiziellen Verkündigung des Kriegsaustritts Italiens am 8. September 1943 de facto zur Besatzungsarmee geworden war.

Alliierte Landungen (Grafik: Wikipedia)Nach der Landung der Alliierten in Tarent am 9. September 1943 verlief deren Vormarsch im relativ flachen Apulien zügig, sodass bereits am 11. September 1943 Brindisi eingenommen werden konnte. Diese Stadt, in die sich der italienische König Vittorio Emanuele III. mit seiner Familie und der Regierung Badoglio fluchtartig aus Rom abgesetzt hatte, nachdem sie Bevölkerung und Armee mit der am 8. September 1943 übermittelten Radiobotschaft über den erfolgten Waffenstillstand informiert hatten, diente ein halbes Jahr lang als provisorische Hauptstadt des Königreichs Italien.

Direkt nach dem Kriegsaustritt Italiens begannen die nach dem Sturz Mussolinis im Juli bereits massiv verstärkten deutschen Truppen sofort mit der Entwaffnung der Soldaten des ehemaligen Achsen-Partners. Dabei kam es in Barletta zu schweren Kämpfen, da sich die dort stationierten italienischen Soldaten - informiert über das zügige Vordringen der Alliierten - nicht kampflos ergeben wollten. Allein am 12. September 1943 wurden in Barletta 50 Männer getötet, darunter auch Zivilisten im Rahmen einer sogenannten „Vergeltungsmaßnahme" der Deutschen.
Da aber Apulien aufgrund der topografischen Bedingungen nicht zu halten war, mussten sich die Deutschen überstürzt nach Norden absetzen. Die dabei verfolgte Strategie der „verbranten Erde", die Zerstörung von dem Feind nützlicher Infrastruktur wie Straßen, Schienen, Brücken, Fabriken, Energie- und Wasserversorgung und Vorräten, spiegelt sich im Kriegstagebuch des XIV. Panzerkorps vom 17. September 1943 über die befohlene Kampfführung wider: „[...] die Armee [wird] zur Verteidigung übergehen und eine feste West-Ostfront beziehen, die im Laufe der Zeit schrittweise unter völliger Zerstörung sämtlicher kriegs- und verkehrswichtigen Anlagen und Rückführung wertvoller Güter zurückgenommen werden soll." (BAMA, RH 24-14, Band 72, BI. 40, zit. nach Klinkhammer, S. 54).
Anfang Oktober war auch der Norden der Region Apulien in der Hand der Alliierten, während sich die deutschen Truppen zunächst auf die Volturno-Verteidigungslinie, wenig später auf die Gustav-Linie zurückzogen.

Um den Zustrom der Flüchtlinge aus den besetzten Gebieten, auch jüdischer Internierter aus den Lagern der befreiten Gebiete, aufnehmen zu können, errichteten die Alliierten in Süditalien bereits im Oktober 1943 eine Vielzahl von Sammelunterkünften für sogenannte Displaced Persons, Menschen, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres Heimatstaates aufhielten und ohne Hilfe nicht zurückkehren oder sich in einem anderen Land neu ansiedeln konnten. Acht dieser Lager entstanden in Apulien. Am Ort des ehemaligen DP-Lagers von Santa Maria al Bagno, das später auch vielen Überlebenden deutscher Vernichtungslager als Zwischenstation vor ihrer Ausreise nach Palästina oder in andere Staaten diente, wurde im Jahr 2009 das Museo della Memoria e dell’Accoglienza eröffnet.

Einrichtungen
Der Sitz des Geschichtsinstituts der Region Apulien, das Istituto pugliese per la storia dell'antifascismo e dell'Italia contemporanea (IPSAIC) mit Bibliothek und Archiv, befindet sich in Bari.
Anschrift: 70124 Bari, Via Giulio Petroni 19/a, Tel. 080 5402712, E-Mail: [email protected]; www.ipsaic.it.

Literatur / Medien:
Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Paderborn 2012; Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung: Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945, Tübingen 1993; Voigt, Klaus: Zuflucht auf Widerruf – Juden und andere Verfolgte des Hitlerregimes in Italien 1933–45, Band 2, Stuttgart 1993; de.wikipedia.org/wiki/Operation_Avalanche_(Zweiter_Weltkrieg); en.wikipedia.org/wiki/Volturno_Line

Gedenkorte in Apulien:

Barletta
Santa Maria al Bagno

(wird weiter ergänzt)