Schriftgröße A A A

Bahnhof Deportation Spanier

Der Ort
Der Bahnhof von Angoulême liegt in der Unterstadt, Place de la Gare; zu Fuß vom Zentrum etwa 15 Minuten über Avenue Gambetta.

Retirada: Stau an der französischen Grenze; © MUMEFlucht republikanischer Spanier nach Frankreich
Am 20. August 1940 wurden 927 republikanische Spanier (Männer, Frauen, Kinder), die sich vor den Truppen des Putsch-Generals Franco nach Frankreich geflüchtet hatten, von deutschen Soldaten in einen Zug getrieben, der in das KZ Mauthausen bei Linz/Österreich führte. Dort stiegen die 430 Männer aus. Die Frauen blieben im Zug und wurden über Paris an die spanische Grenze gebracht, wo sie in Irún den Franco-spanischen Behörden übergeben wurden.

Hunderttausende Spanier/innen hatten sich Ende 1938/Anfang 1939 vor den Franco-Truppen nach Frankreich geflüchtet. Nach Unterbringung in sog. Strandlagern an der Mittelmeerküste (z.B. Argèles-sur-Mer) wurden sie auf die französischen Departements verteilt. Ein Teil wurde den sog. Arbeitskompanien zugeteilt (vgl. GTE-Arbeitslager für Ausländer), andere z.B. von Bauern beschäftigt; ehemalige Soldaten in Internierungslager gesperrt (z.B. Gurs, Le Vernet-d'Ariège oder in die berüchtigten Sahara-Lager); vgl. zum Ganzen Sachstichwort 'Retirada').

 

KZ Mauthausen, Häftlinge auf der Todesstiege; Quelle: KZ-Gedenkstätte MauthausenLager und Deportation in das KZ Mauthausen
In der Charente waren viele spanische Flüchtlinge von den frz. Behörden in zwei Lager in der Nähe von Angoulême gebracht worden, u.a. 'La Combe aux Loups' in Ruelle-sur-Trouve und das Camp Alliers. Die deutschen Besatzer hatten aber andere Pläne. Sie waren im August 1940 dazu übergegangen, die als „Reichsfeinde“ eingestuften republikanischen Spanier, die in deutschen Kriegsgefangenenlagern saßen, in deutsche Konzentrationslager zu verschleppen. Ab dieser Zeit wurden die abfällig „Rotspanier“ genannten Menschen, die für die spanische Republik gekämpft und denen Franco die Staatsbürgerschaft aberkannt hatte, systematisch in das berüchtigte KZ Mauthausen bei Linz, Österreich, deportiert.
Am 20. August 1940 wurden 927 spanische Republikaner, darunter Frauen und Kinder, in einen Zug getrieben. In Linz mussten 430 Männer aussteigen und wurden in das KZ Mauthausen gebracht. Frauen, Kinder und alte Männer wurden ein einen anderen Zug gesetzt, der nach einer tagelangen Irrfahrt in Irún die frz.-spanische Grenze erreichte; dort wurden sie den Franco-spanischen Behörden übergeben.
Von den 430 Männern gingen 354 im KZ Mauthausen zugrunde, meist als Folge der mörderischen Arbeit im Steinbruch. Dort mussten sie u.a. schwere Granitblöcke über die 186 Stufen der „Todesstiege“ schleppen.

Gedenken
Lange war das Schicksal der Deportierten nicht bekannt. Es war der erste große Deportationstransport von französischen Boden – ein Jahr vor der Deportation der Bergleute aus dem Nord – Pas-de-Calais und 1½ Jahre vor dem ersten Deportationstransport von Juden nach Auschwitz. 1990 wurde eine Stele links vor dem Bahnhof aufgestellt. Die Inschrift (französisch und spanisch) lautet: „Am 20.8.1940 ist der erste Deportationszug des zweiten Weltkriegs von diesem Bahnhof Angoulême mit 927 spanischen Republikanern in das Todeslager Mauthausen gestartet; die meisten wurden ums Leben gebracht, ein wirkliches Menschheitsverbrechen. Vergessen wir das niemals.“

Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Mauthausen ehrt ein Denkmal die „7000 für die Freiheit gestorbenen republikanischen Spanier.“


Spanierdenkmal in Mauthausen; Quelle: www.grsoe.at Angoulême - Spanier-Stele

Literatur/Medien
Boulligny, Armand/Brière, Vanina: Le train d'Angoulême: Premier convoi de déportés parti de France, in: Mémoire vivante (Bulletin de la FMD) N°62, septembre 2009, p. 1-8 = http://www.fmd.asso.fr/updir/37/mv_62_1.pdf 
http://vdujardin.com/blog/les-premiers-deportes-etaient-espagnols-hommage-a-angouleme/ 
https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Das-Konzentrationslager-Mauthausen-1938-1945 
http://www.fmd.asso.fr/updir/37/mv_62_1.pdf = „Le train d'Angolême: Premier convoi de déportés parti de France“, Mémoire Vivante N°62,Bulletin de la FMD, Septembre 2009