Region Zentralmakedonien / Regionalbezirk Thessaloniki

Gedenkstätte in ChortiatisDer Ort
Chortiatis (auch: Hortiatis) ist eine Gemeinde im nordgriechischen Makedonien mit 18.041 Einwohner/innen (Stand 2011) südöstlich von Thessaloniki.
Chortiatis gehört seit dem Jahr 1998 zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 399/1998).
Von der Ringautobahn um Thessaloniki (A25) ist der Ort über Asvestochori zu erreichen (18 km).

Das Ereignis
Nach einem Überfall der ELAS auf zwei griechische Beamte und drei Wehrmachtsangehörige nahe Chortiatis am 1. September 1944 wurde von den deutschen Besatzungsstellen - im Stab des Befehlshabers Saloniki-Ägäis in Thessaloniki arbeitete damals auch der spätere UN-Generalsekretär und österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim - kurz vor Abzug der deutschen Truppen aus Griechenland die Entscheidung für eine „Sühnemaßnahme" gefällt. Mit der Durchführung wurde Oberfeldwebel Fritz Schubert beauftragt, dessen „Sonderkommando Schubert“ zunächst auf der Insel Kreta, später in Makedonien mit äußerster Brutalität mit willkürlichen Erschießungen maßlosen Terror unter der Zivilbevölkerung verbreitet hatte. Vor Strafverfolgung waren sie durch die Wehrmachtsführung geschützt; das „Jagdkommando Schubert“ durfte im Rahmen vermeintlicher Partisanenbekämpfung ungestraft morden und plündern.


Vom nahen Asvestochori rückte die Truppe mit etwa 20 LKW am Morgen des 2. September 1944 in Chortiatis ein, trieb zunächst alle anwesenden Menschen auf dem Dorfplatz zusammen, während sie die Häuser, die sie davor geplündert hatten, in Brand steckten. Danach wurden die Männer, Frauen und Kinder in mehreren noch stehenden Gebäuden, davon viele im Backhaus, eingesperrt und auch dort Feuer gelegt. Die Eingeschlossenen, von denen sich nur sehr wenige retten konnten, verbrannten bei lebendigem Leib: 149 Menschen fielen dem Massaker des „Jagdkommando Schubert“ zum Opfer.

Gedenken
Gedenkstätten
Gedenkstätte am Ort der BackstubeDie Gedenkstätte befindet sich direkt an der, nach den Opfern des Massakern benannten, Hauptstraße von Chortiatis (Martiron 2 Septemvri).
Wenige Meter weiter steht dort, wo sich das Backhaus befand, in der viele Menschen verbrannten, eine kleine Kapelle mit einer weiteren Gedenkstätte.

Dokumentation „The Chronicle of an Extermination“
Der Dokumentarfilm „The Chronicle of an Extermination“ (Griechenland 2013, mit engl. Untertiteln, 92 min.) von Chryssa Tzelepi und Akis Kersanidis zeichnet das Kriegsverbrechen in Chortiatis nach. Im Film kommen Zeitzeugen zu Wort, die die Geschehnisse aus ihrer Perspektive erzählen. Der Historiker Dr. Stratos Dordanas von der Universität von Makedonien ordnet die Berichte mit Hintergrundinformationen wissenschaftlich ein.

Nach 1945
Fritz Schubert gelang es, am Ende der deutschen Besatzungsherrschaft Griechenland zu verlassen, kehrte jedoch mit einem Heimkehrertransport zurück, wurde verhaftet und im August 1947 in Athen wegen Mordes, begangen von Kreta bis Makedonien, 27 mal zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Oktober 1947 am Gefängnis Heptapyrgion (auch: Yedi Kule) in Thessaloniki vollstreckt. Fritz Schubert gehörte zu den wenigen Tätern, die nach Abzug der deutschen Besatzungstruppen vor Gericht gestellt wurden (siehe: Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland).

Literatur / Medien:
Rondholz, Eberhard: "Jagdkommando Schubert" - Erinnern an das geheimgehaltene Massaker im griechischen Dorf Chortiatis, Neue Rheinische Zeitung vom 26.09.2006 (www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10184); de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Chortiatis