Region Zentralmakedonien / Regionalbezirk Pella

Der Ort
Gedenkstätte Giannitsa ...Giannitsa ist eine ca. 55 km nordwestlich von Thessaloniki gelegene Kleinstadt mit knapp 30.000 Einwohner/innen.
Der Ort ist von Thessaloniki über die E 90/ E 86 zu erreichen.
Tagsüber fahren ca. stündlich Überlandbusse von Thessaloniki nach Giannitsa (Fahrzeit: 1 Std.).

Das Ereignis
Vier Tage, nachdem ein deutscher Soldat aus der Garnisonsstadt Giannitsa entführt worden war, begingen dort am 14. September 1944 - nur knapp zwei Wochen nach dem Massaker von Chortiatis - griechische kollaborierende Einheiten unter dem Befehl des für seine bestialisch durchgeführten „Sühnemaßnahmen“ berüchtigten deutschen Feldwebel Fritz Schubert (Jagdkommando Schubert) ein Massaker an der Zivilbevölkerung. Unterstützt wurden sie von Georgios Poulos und Leuten seines Freiwilligen-Bataillon Saloniki.
Am frühen Morgen wurden alle männlichen Einwohner Giannitsas über 10 Jahren vor dem Schulgebäude zusammengetrieben. Schubert trat vor die Menge, beschimpfte sie wild und kündigte an, dass er die meisten von ihnen auslöschen werde. Dann gab er seinen Männern den Befehl, auf die versammelten Bürger einzuprügeln. Als Poulos erschien, lagen bereits sieben von ihnen tot am Boden. Auch er hielt eine kurze Ansprache und verschwand dann wieder. In den nächsten Stunden wurden auf diesem Platz mindestens 75 Menschen getötet, viele davon mit Eisenstangen erschlagen, darunter der Bürgermeister der Stadt, Thomas Magriotis, und eine Frau, die als Übersetzerin für die deutsche Garnison arbeitete. Weitere Menschen wurden in der Umgebung umgebracht. Poulos' Männer nahmen die Wertgegenstände der Opfer an sich und steckten danach den Ort in Brand. Das Geschehen wurde von Offizieren der deutschen Garnison beobachtet und auch fotografiert.

... an der Straße des 14. September 1944Der Rot-Kreuz-Beauftragte Emile Wenger, der den Ort des Verbrechens kurz nach dem Massaker aufsuchte, bezeichnete Giannitsa als „tote Stadt“.
Die Massenexekution in Giannitsa war die letzte große gemeinsame Gewalttat von Poulos und Schubert. Beide Kollaborateure gingen danach getrennte Wege.

Nach 1945
Fritz Schubert und Giorgios Poulos gehören zu den wenigen Tätern, die nach Abzug der deutschen Besatzungstruppen vor Gericht gestellt wurden.
Fritz Schubert wurde nach dem Krieg bei seiner Wiedereinreise nach Griechenland verhaftet und im August 1947 in Athen wegen vielfachen Mordes, begangen von Kreta bis Makedonien, zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Oktober 1947 am Gefängnis Eptapyrgion in Thessaloniki vollstreckt.
Giorgios Poulos wurde in Thessaloniki zum Tode verurteilt und am 11. Juni 1949 in Athen hingerichtet.

Gedenken
Am Ort des Massakers - heute „Straße des 14. September 1944“ - wurde eine Gedenkstätte errichtet, mit der die Stadt Giannitsa der 110 von den deutschen Besatzungstruppen am 14. September 1944 Hingerichteten (Sockelinschrift) gedenkt.

Literatur / Medien:
Kalogrias, Vaios: Makedonien 1941-1944, Okkupation Widerstand Kollaboration, Ruhpolding 2008, S. 83f.; Mazower, Mark (Hg.): After the War was over - Reconstructing the family, nation and state in Greece, 1943-1960, Princeton 2000, S. 336f.; de.wikipedia.org/wiki/Giannitsa;