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Saint-Dié-des-Vosges

Region Lothringen (Lorraine), Departement Vosges


Der Ort
Stadt mit 17.000 Einwohner/innen, Holz-, Metall- und Textilindustrie. Von Épinal 50 km (D 420); von Nancy 84 km (N 59); von Straßburg 94 km (A 35, 350, D 1420 →Saint-Dié).

Die Ereignisse

Widerstand
In den Bergen und Wäldern der Vogesen waren zahlreiche Angestellte der staatlichen Forstverwaltung in der Résistance aktiv und Stützen der Organisationen GMA Vosges und des 1. Marschregiments FFI. Sie hielten die Verbindungen zu anderen Widerständlern aufrecht, kundschafteten geeignete Plätze für Fallschirmabwürfe aus und bargen die vermehrt seit Juli 1944 angelandeten Waffen und Geräte. Im Oktober 1944 wurden zwei Leichen von Forstinspektoren schrecklich zugerichtet aufgefunden; auch unter den Opfern im nahen Moyenmoutier/Prayel waren Forstbeamte.

Monument aux Morts Tafel am Denkmal Gedenktafel für KZ-Opfer

Deportation
Seit Ende September mussten alle Männer Schanzarbeiten für die Deutschen am „Schutzwall West“/Vogesenlinie leisten. Wie in vielen anderen Orten wurden am Morgen des 8. November 1944 die arbeitsfähigen Männer auf einem Kasernenhof zusammengezogen. Ihnen wurde vorgespiegelt, sie sollten in der Nähe Gräben ausheben und Hacken sowie Essen für einige Tage mitnehmen. Aber die etwa 940 Jungen und Männer zwischen 16 und 45 Jahren wurden aus der Stadt geführt und dann mit dem Zug nach Mannheim gebracht, wo sie Zwangsarbeit in Betrieben leisten mussten. Viele Männer aus Hurbache, Étival und Moyenmoutier wurden mit ihnen verschleppt, insgesamt über 1.400.

Zerstörung der Stadt, „verbrannte Erde“
Die Gestapo beschlagnahmte Radios, Fahrräder, Lampen, Benzin, Karten; jeder Haushalt musste ein Hemd, eine Hose und ein paar Schuhe abgeben. Am 9. November 1944 begann um 6 Uhr die Räumung der Stadt links der Meurthe, d.h. der Altstadt, von drei Vierteln des Stadtgebietes. Die Menschen mussten in die Stadtteile rechts der Meurthe gehen und konnten nur wenig mitnehmen. Am Abend fingen die Deutschen an, die Häuser zu plündern, Möbel, Bücher, Kunstobjekte usw. wurden bis zum 14. November mit Lastwagen weggefahren. An diesem Tag begannen die Deutschen, den evakuierten Stadtteil mit Flammenwerfern und Sprengsätzen zu zerstören, fünf Tage lang brannte es, dann war Saint-Dié die größte Ruinenstadt Ostfrankreichs. Als die US-Armee, die die Stadt vorher tagelang bombardiert hatte, Saint-Dié am 23. November besetzte, waren nahezu die Hälfte der Familien ohne Obdach, 2.000 Häuser zerstört, auch die Mehrzahl der öffentlichen Gebäude; von der Kathedrale blieben nur die Türme und die Fassade erhalten (weil der Sprengsatz nicht zündete). Und über den Verbleib der deportierten Männer wusste man nichts.
Verantwortlich für Deportation und Zerstörungen – die „verbrannte Erde“ – waren Wehrmachts-Hauptmann Schneider und der SiPo-SD-Mann Paul Blumenkamp, der einschlägige Erfahrung in Clermont-Ferrand und Lyon (unter Knab und Barbie) gesammelt hatte, die Befehle hatten Wehrmachtsgeneral Balck und SS-General Oberg gegeben.


(wiederaufgebaute) Kathedrale Deportiertendenkmal Brücke: Gedenktafel für die Befreier

Gedenken
Von dem Denkmal für die Kriegstoten (Monument aux Morts, Quai du Maréchal de Lattre de Tassigny / Ecke Rue Jean-Jacques Baligan) ist nur der Sockel geblieben, die allegorischen Figuren wurden 1940 nach der Besetzung von den Deutschen entfernt. Dies wurde so belassen, „um all die Leiden der Stadt Saint-Dié zwischen 1940 und 1944 und insbesondere die absichtliche Inbrandsetzung durch die Deutschen im November 1944 zu symbolisieren“, heißt es auf einer Tafel. Auf einer weiteren Tafel wird der Erschossenen und der KZ-Opfer gedacht.
Auf dem gegenüberliegenden Meurthe-Ufer, am Quai de la Meurthe / Place des Déportés, befindet sich das Denkmal der Deportierten, Internierten und Erschossenen. Die Umrisse eines Menschen sind aus dem Granitblock herausgeschnitten. Am Sockel wird Paul Éluard zitiert: „Wenn das Echo ihrer Stimmen verhallt, gehen wir zugrunde.“
Die Stele am Quai Jeanne d'Arc / Rue des Grands Moulins vor der Fußgängerbrücke ist den „Kämpfern für die Befreiung Frankreichs 1940–1944“ gewidmet.

Literatur/Medien
Association des Déportés de Mannheim, Saint-Dié – KZ Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen (Hg.):  Les hommes de Saint-Dié – Die Männer von Saint-Dié. Souvenirs d'une déportation – Erinnerungen an eine Verschleppung, Herbolzheim 2000, S. 45ff., 53ff.
www.resistance-deportation.org/spip.php?article32
www.resistance-deportation.rg/spip.php?article211
www.ajpn.org/commune-Saint-Die-des-Vosges-en-1939-1945-88413.html
http://fr.wikipedia.org/wiki/Saint-Di%C3%A9-des-Vosges