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Rhodos

Rhodos

Region Südliche Ägäis / Regionalbezirk Rhodos

Holocaust Memorial, Foto: Jüdische Gemeinde RhodosDie Insel
Rhodos, im 14. und 15. Jahrhundert Sitz des Johanniterordens, ist die viertgrößte Insel Griechenlands, die Hauptinsel der Inselgruppe Dodekanes in der Südost-Ägäis und hat 115.490 Einwohner/innen (Stand 2011).
Die Präsenz von Menschen jüdischen Glaubens auf der Insel ist bereits aus vorchristlicher Zeit belegt. Vor allem der Zuzug sephardischer Juden, deren Vorfahren gegen Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien geflüchtet waren, ließ die jüdische Gemeinde auf Rhodos stark anwachsen und viele Institutionen (eigene Rabbinerschule, 6 Synagogen etc.) entstehen.
Während des Italienisch-Türkischen Krieges besetzten Truppen des Königreichs Italien am 4. Mai 1912 die zum Osmanischen Reich gehörende Insel Rhodos, die mit dem Vertrag von Lausanne im Juli 1923 Teil des italienischen Hoheitsgebietes wurde. Nach Ende der deutschen Besatzung der Insel (September 1943 - Mai 1945), die von vielen Kriegsverbrechen und der Vernichtung der Jüdischen Gemeinde gekennzeichnet war, und einer Phase unter britischer Aufsicht gehört Rhodos seit 1947 zu Griechenland.

Die Ereignisse
Internierung der auf der Pentcho geflohenen Jüdinnen und Juden
Am 9. Oktober 1940 strandete der nicht seetaugliche Flüchtlingsdampfer Pentcho auf seiner Fahrt nach Palästina mit Motorschaden auf einer kleinen, unbewohnten Insel nahe Rhodos. An Bord des von der zionistischen Jugendorganisation Betar organisierten und im Mai 1940 in Bratislawa gestarteten Donauraddampfers befanden sich mehr als 500 Jüdinnen und Juden aus der Slowakei, dem „Protektorat Böhmen und Mähren", aus Deutschland und Österreich, sowie polnische Häftlinge des KZ Dachau, die unter der Bedingung der sofortigen Ausreise entlassen worden waren. Die Schiffbrüchigen wurden erst nach zehn Tagen von einem italienischen Aufklärungsflugzeug gesichtet und einige Tage später von einer Fregatte der italienischen Kriegsmarine nach Rhodos gebracht (Voigt, S. 44).
Pentcho-Gedenkstätte, Foto: Arie Darzi, wikipedia/cc-by-saAuf Grundlage der von Mussolini 1938 erlassenen Rassegesetze wurden die auf der Pentcho geflohenen Männer, Frauen und Kinder auf der Insel interniert, wozu zunächst ein provisorisches Zeltlager, ab Ende Dezember 1940 - nachdem bereits einige Menschen aufgrund der Kälte und der katastrophalen hygienischen Bedingungen gestorben waren - Garagenräume der Kaserne San Giovanni dienten. Obwohl die Versorgungslage im Campo di concentramento San Giovanni verheerend war, und der Gouverneur von Rhodos früh auf eine Überführung der Schiffbrüchigen auf das italienische Festland drang, genehmigten dies die italienischen Behörden erst 1942. Ein erstes Schiff brachte zunächst im Februar 1942 die Frauen, Kinder und Kranken, ein weiteres im März 1942 die restlichen Menschen auf das Festland, wo sie im Lager von Ferramonti di Tarsia in Kalabrien interniert wurden.

Entwaffnung und Gefangennahme der italienischen Truppen
Auf der Insel Rhodos, die seit dem Vertrag von Lausanne im Juli 1923 zum Hoheitsgebiet Italiens zählte, standen beim Kriegsaustritt des vormaligen „Achsen-Partners" am 8. September 1943 lediglich ca. 6.500 deutsche Soldaten (die mit Teilen der in Afrika nicht mehr benötigten Strafdivision 999 angereicherte „Sturmdivision Rhodos") knapp 40.000 italienischen Soldaten gegenüber, die sich aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nicht widerstandslos entwaffnen lassen wollten. Nach kurzen Verhandlungen erteilte der Kommandeur der deutschen Truppen auf Rhodos, Generalleutnant Ulrich Kleemann, den Befehl zu einer schlagartigen Überfallaktion. Nach achtundvierzigstündigen Kämpfen musste der Oberbefehlshaber der italienischen Streitkräfte in der Ägäis, Admiral Campioni, am 11. September 1943 die deutschen Kapitulationsbedingungen annehmen. Bis Ende September entwaffneten die deutschen Truppen auf Rhodos nach eigenen Angaben 36.173 italienische Militärangehörige (Schreiber, S. 168).
Die Insel wurde in 3 Sektoren (Nord, Süd und Zentrum) unterteilt und in jedem Sektor ein Internierungslager eingerichtet, da der rasche Abtransport der italienischen „Militärinternierten (IMI)" von der Insel Rhodos an ausreichenden Beförderungsmitteln scheiterte. Die Alliierten verfügten in der Ägäis über die uneingeschränkte Seeherrschaft, was bereits die Versorgung der auf den Inseln stationierten deutschen Truppen stark erschwerte. Unter den 27 Transportschiffen, die die Alliierten zwischen September und Dezember 1943 versenkten, war auch der Frachter „Donizetti", auf dem alle in Rhodos eingeschifften ca. 1.500 italienischen IMIs am 23. September ertranken. Weit höher lagen die Opferzahlen beim Untergang eines weiteren Gefangenentransports von Rhodos: Das von drei Torpedobooten begleitete norwegische Frachtschiff „Oria" zerschellte auf der Fahrt nach Piräus während eines orkanartigen Sturmes am 12. Februar 1944 an den Klippen der Insel Patroklos nahe Cap Sounion. Von den über 4.000 italienischen Militärinternierten (die Zahlen schwanken zwischen 4.046 und 4.190), die sich an Bord befanden, überlebten nur einige wenige (Schreiber, S. 272).

Kahal-Shalom-Synagoge, Foto: Jüdische Gemeinde RhodosDeportation der Jüdinnen und Juden von Rhodos
Die Anzahl der Mitglieder der jüdische Gemeinde von Rhodos hatte sich bereits durch Abwanderung, verstärkt durch die Einführung der von Mussolini 1938 erlassenen Rassegesetze, verringert. Zu Beginn der deutschen Basatzung lebten noch etwa 2.000 Menschen jüdischen Glaubens auf der Insel.
Anfang Juli 1944 - nur 3 Monate, bevor die deutschen Besatzer das griechische Festland verließen - kamen SS-Obersturmführer Anton Burger, der Judenreferent beim Befehlshaber der Sipo und des SD in Griechenland, und dessen Mitarbeiter Friedrich Linnemann für einige Tage nach Rhodos, um die antijüdischen Verfolgungsmaßnahrnen in Griechenland (siehe: Judenverfolgung in Griechenland) auf die Ägäis-Inseln auszuweiten und die Deportationen in deutsche Vernichtungslager vorzubereiten.
Am 13. Juli 1944 befahl General Kleemann die Zusammentreibung der Jüdinnen und Juden bis zum 17.d.M. an mehreren Sammelpunkten. Sein Befehl begann mit den Worten „In Ausübung der vollziehenden Gewalt wird folgendes angeordnet: ..." (zit. nach Seckendorf, S. 99). Die letzten 3 Tage vor ihrer Deportation waren sie in einem von der Luftwaffe genutzten Gebäude am D`Amboise-Tor interniert.
Etwa 50 Menschen jüdischen Glaubens rettete der türkische Generalkonsul Selahattin Ülkümen: Er stellte ihnen - unabhängig von ihrer Herkunft - türkische Pässe aus, was sie vor der Deportation bewahrte. (Im Jahr 1990 wurde Selahattin Ülkümen dafür durch die israelische Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geehrt.)
Am 23. Juli 1944 wurden über 1.600 Jüdinnen und Juden aus Rhodos zusammen mit über 80 von der Insel Kos auf drei Frachtern nach Piräus verschifft.
In Athen wurden sie zunächst für ca. 10 Tage im KZ Chaidari, dem „Herz der Hölle“ der deutschen Besatzer, eingekerkert und von dort aus Anfang August 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Die meisten von ihnen wurden bei der Ankunft am 16. August 1944 sofort vergast. Nur etwa 150 ägäische Juden überlebten.

Das Besatzungsregime von Generalmajor Otto Wagener
Rhodos war der Sitz des nach der deutschen Besetzung der Inseln der Dodekanes im September 1943 als Territorialbefehlshaber eingesetzten „Kommandanten Ost-Ägäis". Erster Kommandant Ost-Ägäis war Generalleutnant Ulrich Kleemann, in dessen Verantwortung auch die Deportation der Juden und Jüdinnen von Rhodos fiel. Sein Nachfolger wurde im September 1944 - zu einem Zeitpunkt, als die deutschen Truppen bereits begannen, sich vom griechischen Festland zurückzuziehen - Generalmajor Otto Wagener, der bereits im Juli 1944 von Kleemann das Kommando über die „Sturmdivision Rhodos" übernommen hatte.
Wie auch auf Kreta war ein vollständiger Abzug der deutschen Truppen im Herbst 1944 von den Dodekanes-Inseln aufgrund mangelnder Transportkapazitäten nicht möglich. Stattdessen sollte Rhodos unter dem Kommando des überzeugten Nazis Wagener, der Hitlers volles Vertrauen genoss, zur uneinnehmbaren Festung ausgebaut und diese „bis zur letzten Patrone" verteidigt werden. Die Insel verfügte schließlich, so Wagener, über „die letzten Flugplätze [...], von denen aus der Orient, Indien, und über Burma auch Japan zu erreichen war, wofür sich die deutsche Regierung für alle Fälle die Möglichkeit offen halten wollte" (zit. nach Fleischer, S. 534). Wagener unterstanden auf Rhodos, Leros, Kos und einigen kleineren lnseln insgesamt ca. 11.500 deutsche Soldaten und etwa 5.500 Italiener (Klausch, S. 304).
Die Versorgungslage in den drei Internierungslagern und dem - nahe der Thermen von Kallithea - unter Wagener eingerichtetem Straflager war extrem schlecht. Mehr noch litt die Zivilbevölkerung von Rhodos: „Die Verpflegungslage bei der Zivilbevölkerung ist katastrophal. [...] Nachdem seit Anfang Januar etwa 20 Personen pro Tag an Hunger starben, muss erwartet werden, dass diese Zahl im Laufe der Zeit auf 30 und höher steigt" (Lagebericht vom 11. Januar 1945, zit. n. Klausch, S. 309).
Aufgrund der Hungerkatastrophe musste auch der Dienst der Soldaten auf vier Stunden pro Tag gekürzt werden. „Der Hunger trieb immer mehr Menschen zu Lebensmitteldiebstählen. Aber statt die Zivilbevölkerung und die Soldaten endlich durch eine Kapitulation von dem sinnlosen Hungermartyrium zu befreien, reagierte der Kommandant Ost-Ägäis mit immer drakonischeren Strafmaßnahmen" (Klausch, S. 312). Standrechtliche Todesurteile wurden wegen kleinster Delikte gefällt. „Nach einer Aufstellung des katholischen Divisionspfarrers über Beerdigungen und Exekutionen wurden in der Zeit vom Januar bis März 1945 elf deutsche Soldaten hingerichtet, von denen acht 999er waren"(Klausch, S. 313).
Am 8. Mai 1945 musste Wagener auf der Insel Symi die bedingungslose Kapitulation unterzeichnen. Sein Terrorregime bestand jedoch noch einige Zeit weiter, da sich die deutschen Kriegsgefangenen auf Rhodos auf Geheiß der Briten unter dem Kommando ihrer Offiziere noch „selbst verwalten" durften.

Gedenken
Gedenktafel am Ort der Internierung, Foto: Jüdische Gemeinde RhodosHolocaust Memorial
Das im Jahr 2002 errichtete Denkmal zur Erinnerung an die ermordeten Jüdinnen und Juden der Inseln Rhodos und Kos steht auf dem Platz der Jüdischen Märtyrer im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels (Juderia) von Rhodos-Stadt. Auf den sechs Seiten des schwarzen Granitblocks steht in sechs Sprachen (Hebräisch, Griechisch, Englisch, Ladino, Französisch und Italienisch) die Inschrift: „Niemals Vergessen. In ewiger Erinnerung an die 1.604 jüdischen Märtyrer von Rhodos und Kos, die in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet wurden. 23. Juli 1944".

Kahal-Shalom-Synagoge
Die Kahal-Shalom-Synagoge ist die älteste Synagoge Griechenlands (erbaut um 1577) und heute die einzige von ehemals 6 Synagogen auf Rhodos. An der Synagoge sind auf Metallplatten - wie in einem aufzuschlagenen Buch - die Namen der Deportationsopfer aufgeführt.
Im früheren Betraum der Frauen, der durch den Einbau des Balkons im Jahr 1935 nicht mehr benötigt wurde, ist heute das Jüdische Museum untergebracht (siehe: Einrichtungen). Simmiou Nr. 2

Gedenktafel
Anlässlich der Gedenkveranstaltungen, die 70 Jahre nach der Deportation der Juden und Jüdinnen der Insel Rhodos stattfanden, wurde im Jahr 2014 an der Fassade des Gebäudes nahe des D'Amboise-Tores, in dem diese Menschen während der letzten drei Tage auf der Insel eingesperrt waren, eine Gedenktafel angebracht.

Jüdischer Friedhof
Auf dem Jüdischen Friedhof von Rhodos mit jahrhundertealten Grabsteinen befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust und eine weitere für die auf Rhodos verstorbenen Passagiere der Pentcho.
Der Friedhof liegt einige Kilometer außerhalb von Rhodos-Stadt an der Ausfallstraße nach Kallithea und ist in aller Regel von Montag bis Freitag von 8.00-13.00 Uhr geöffnet.

Einrichtungen:
Jüdisches Museum Rhodos, Simmiou Nr. 2, Rhodos Stadt, Tel: +30 22410 22364, Mail: [email protected]www.rhodesjewishmuseum.org. Öffnungszeiten: Von April bis Ende Oktober täglich außer Samstags von 10.00-15.00 Uhr. Im Winterhalbjahr ist das Museum wie auch die Synagoge für Besucher geschlossen, nach Voranmeldung können jedoch Führungen arrangiert werden.
Das Jüdische Museum von Rhodos wurde 1997 eingerichtet und thematisiert mit vielen Exponaten die Geschichte der jüdischen Gemeinde der Insel.

Jüdisches Museum, Foto: Jüdische Gemeinde Rhodos Kahal-Shalom-Synagoge, Foto: Jüdische Gemeinde Rhodos Jüdisches Museum, Foto: Jüdische Gemeinde Rhodos

Nach 1945
Prozess in Italien gegen Wagener und die „Rhodos-Gruppe"
Trotz einer Vielzahl von Ermittlungsverfahren und Auslieferungsgesuchen wegen verübter Kriegsverbrechen, die auf der Basis von über 2.000 Strafanzeigen eingeleitet wurden, kam es letztlich in den ersten Nachkriegsjahren lediglich zu 5 Prozessen vor italienischen Gerichten. Einer davon betraf die von der „Rhodos-Gruppe" während der dortigen Besatzung verübten Verbrechen. Am 16. Oktober 1948 verurteilte das Militärtribunal in Rom Generalmajor Otto Wagener als Hauptverantwortlichen für die Erschießung von italienischen Kriegsgefangenen auf Rhodos zu 15 Jahren Gefängnis, Leutnant Walter Mai zu 12 Jahren, Major Herbert Nicklas zu 10 Jahren und Feldwebel Johann Felten zu 9 Jahren Gefängnis. Fünf weitere Angeklagte wurden freigesprochen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten unter dem Kommando von Wagener durch Misshandlungen, systematisches Verhungernlassen, Mangel an Gesundheitsversorgung und ungerechtfertigte Hinrichtungen für den Tod einer nicht näher spezifizierten Anzahl („numero imprecisato") von Kriegsgefangenen und Zivilisten italienischer Staatsangehörigkeit verantwortlich sind; im speziellen erging das Urteil aufgrund von vier nachgewiesenen Exekutionen an 29 italienischen Kriegsgefangenen zwischen Januar und Ende April 1945 in zweien der drei Internierungslager der Insel (Focardi 2008, S. 34).
Lange blieben die vier verurteilten Kriegsverbrecher jedoch nicht inhaftiert: Im Auftrag von Konrad Adenauer reiste der CDU-Bundestagsabgeordnete und Direktor der deutschen Caritas Heinrich Höfler im November 1950 nach Rom und handelte dort mit dem Generalsekretär des Außenministeriums, Graf Zoppi, unter Maßgabe der Geheimhaltung vor der italienischen Öffentlichkeit deren Freilassung aus (Focardi 2006, S. 552).

Ermittlungsverfahren in Deutschland 
Ermittlungsverfahren gegen Kleeman
Im Jahr 1957 wurde am Landgericht Koblenz ein Ermittlungsverfahren gegen Generalleutnant Ulrich Kleeman wegen seiner Beteiligung an der Deportation der Jüdinnen und Juden eröffnet (Aktenzeichen 9 Js 808/59). Eine Vielzahl von ihn entlastenden Aussagen, u.a. des Schriftstellers Erhart Kästner (Kleemann sei ein Ehrenmann, der sich gegen die Deportation gesträubt haben soll), führte zur Einstellung des Verfahrens.

Ermittlungsverfahren gegen Blume, Burger und Linnemann 
Wegen der Deportation der Jüdinnen und Juden aus IoanninaAthen, Korfu, Rhodos und Kos begann im Jahr 1964 bei der Staatsanwaltschaft Bremen ein Ermittlungsverfahren gegen Dr. Walter Blume, der ab November 1943 als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) maßgeblich an der Entrechtung, Ghettoisierung und Deportation der griechischen Juden beteiligt war, SS-Hauptsturmführer Anton Burger, den Judenreferenten beim Befehlshaber der Sipo und des SD in Griechenland, und SS-Untersturmführer Friedrich Linnemann, seit Ende 1943 tätig als Mitarbeiter im Judenreferat des Befehlshabers der Sipo und des SD in Griechenland (Aktenzeichen 10 JS 156/64).
Im Laufe der sich zähflüssig über viele Jahre hinziehenden Ermittlungen wurden insgesamt 35 Aktenbände mit tausenden von Seiten zusammengetragen, danach das Verfahren gegen Blume und Linnemann im Jahr 1971 auf Kosten der Staatskasse eingestellt. Anton Burger, nach dem auch als Lagerkommandant des KZ Theresienstadt gesucht wurde, galt als verschollen, lebte aber unter wechselnden falschen Identitäten unerkannt bis zu seinem Tod 1991 in der Bundesrepublik.
Der Rechtshistoriker Professor Christoph Schminck-Gustavus hat die Originaldokumente des Ermittlungsverfahren analysiert und zeigt in seinem Buch Winter in Griechenland ausführlich Lügen und Auslassungen der Beschuldigten auf und entlarvt nicht nur deren Widersprüche (S. 215-330).

Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941-1944, Frankfurt/M. 1986; Focardi, Filippo: Das Kalkül des »Bumerangs«. Politik und Rechtsfragen im Umgang mit deutschen Kriegsverbrechen in Italien, in: Norbert Frei: Transnationale Vergangenheitspolitik. Der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, Göttingen 2006, S. 536–566; Focardi, Filippo: I criminali di guerra in libertà, Un accordo segreto tra Italia e Germania federale, 1949-55, Prefazione di Lutz Klinkhammer, Rom 2008; Klausch, Hans-Peter: Die 999er. Von der Brigade „Z“ zur Afrika-Division 999. Die Bewährungsbataillone und ihr Anteil am antifaschistischen Widerstand, Frankfurt am Main 1986; Schminck-Gustavus, Christoph: Winter in Griechenland - Krieg - Besatzung - Shoah 1940 – 1944, Göttingen 2011; Schreiber, Gerhard: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich. 1943–1945. Verraten – verachtet – vergessen, München 1990; Seckendorf, Martin: Ein einmaliger Raubzug - Die Wehrmacht in Griechenland - 1941 bis 1944, in: Klotz, Johannes (Hg.): Vorbild Wehrmacht? Wehrmachtsverbrechen, Rechtsextremismus und Bundeswehr, Köln 1998, S. 96-124; Voigt, Klaus: Zuflucht auf Widerruf – Juden und andere Verfolgte des Hitlerregimes in Italien 1933–45, Band 2: Exil in Italien, Stuttgart 1993, S. 43-46; 
Central Board of Jewish Communities in Greece - Rhodos
SPIEGEL, 21.02.1951: „Sie haben etwas gutzumachen“, Ein Tatsachenbericht vom Einsatz der Strafsoldaten; www.marina.difesa.it/conosciamoci/editoria/bollettino/Documents/2103/Giugno/04_Manzari.pdf