Schriftgröße A A A

Val Borbera

Region Piemont / Provinz Alessandria

Val Borbera am PertusoDas Tal
Das Val Borbera erstreckt sich mit einer Fläche von ca. 200 qkm im äußersten Südosten des Piemont im ligurisch-piemontesischen Apennin entlang des namensgebenden Flusses Borbera. Das Tal ist über die – bei Vignole Borbera von der A 7 (Mailand-Genua) abzweigende – SP 140 erreichbar (ca. 60 km ab Genua, ca. 68 km ab Alessandria).

Die Ereignisse
Wie im benachbarten ligurischen Val Trebbia, wo im Juli/August 1944 die „Repubblica di Torriglia“, eine von deutschen Besatzern und Mussolinis RSI-Armee vollständig befreite Partisanenrepublik installiert werden konnte, operierte im Val Borbera die Partisaneneinheit Divisione Garibaldi "Cichero" (später: „Pinan-Cichero“). Am 22. August 1944 begann eine Durchkämmungsaktion , die an einer Engstelle des Borbera, dem Pertuso, zunächst von den Partisanen zurückgedrängt werden konnte. An derselben Stelle kam es einige Tage später, als Einheiten der Wehrmacht, unterstützt von italienischen Faschisten, erneut ins Val Borbera vordrangen, zur „Battaglia di Pertuso“ (25.-27. August 1944). Die Partisanen mussten sich zurückziehen, konnten aber durch Rückhalt in der Bevölkerung weiterhin Angriffe auf strategisch wichtige Verbindungswege zwischen der Poebene und der ligurischen Küste verüben. Von den Deutschen als „Bandengebiet“ klassifiziert, kam es im Val Borbera bis zum Frühjahr 1945 zu von Gewalttaten begleiteten Durchkämmungsaktionen.

Gedenken
Pertuso
An einer Engstelle des Borbera, dem „Pertuso“, erinnert direkt an der Straße eine Gedenktafel an die Opfer der Partisanendivison Pinan-Cichero.
Kurz dahinter führt ein Treppenaufgang zu einer Stele des Bildhauers Nicola Neonati, mit der der 130 getöteten und 500 verletzten Partisanen der umliegenden Täler gedacht wird.
 

Gedenkstele am Pertuso Gedenkstele am Pertuso – Detailansicht

Cantalupo Ligure, Monument für “Fjodor” Poletaev
Bei einem ansonsten erfolgreichen Angriff der Partisanen auf Stellungen einer turkestanischen Einheit, die die deutsche Wehrmacht zur „Bandenbekämpfung“ im Grenzgebiet zwischen dem Piemont und Ligurien eingesetzt hatte, wurde am 2. Februar 1945 Fëdor Andrianovič Poletaev erschossen. Der Russe hatte sich, nachdem ihm die Flucht aus einem Kriegsgefangenenlager bei Tortona gelungen war, unter dem Kampfnamen „Fjodor“ den Garibaldini der Partisanendivison Pinan-Cichero angeschlossen. Fëdor Andrianovič Poletaev ist einer der vier Männer aus der früheren Sowjetunion, die posthum mit der medaglia d'oro al valor militare Italiens ausgezeichnet wurden. 1962 erhielt er zudem den Orden „Held der Sowjetunion“.
Bei Cantalupo Ligure wurde 1978 direkt an der Provinzstraße SP 140 ein Denkmal für „Fjodor“ errichtet.

Monument für “Fjodor” Poletaev Memoria delle Alpi - Hinweistafel

Resistenza-Museum in Rocchetta LigureRocchetta Ligure
Im Zentrum von Rocchetta Ligure befand sich ab August 1944 die Krankenstation der Partisanen, worauf mehrere Gedenktafeln hinweisen.
Im Palazzo Spinola befindet sich das „Museo G.B.Lazagna – Resistenza e vita sociale in Val Borbera“. Es kann während der Öffnungszeiten des Rathauses, das sich im selben Haus befindet, Dienstag, Donnerstag und Samstag von 8-12 Uhr besucht werden; 15060 Rocchetta Ligure, Via Umberto I, 26.

Schautafeln und Wanderwege
Im Rahmen des Projekts „Gedächtnis der Alpen“ (La memoria delle Alpi) wurde in den letzten Jahren im Val Borbera ein Netz von Wanderwegen ausgebaut, die über die Wege der Partisanen führen, und auf Informationstafeln neben der Landschaft die Geschichte des Widerstands und der Verfolgung aufzeigen: „I Sentieri della Libertà“.

Literatur / Medien:
Touring Club Italiano (Hg): I Sentieri della Libertà. Piemonte e Alpi occidentali. 1938–1945. La Guerra, la Resistenza, la persecuzione razziale. A cura di Livio Berardo, Mailand 2007, S. 84f. und S. 165f.; www.isral.it/web/storiedel900/_pertuso.htm; it.wikipedia.org/wiki/F%C3%ABdor_Andrianovi%C4%8D_Poletaev