Alcide Cervi (Foto: Museo Cervi)Alcide Cervi stammt aus einer alten Bauernfamilie der Emilia-Romagna, die sich in Generationen gegen das ungerechte „Mezzadria“-System auflehnte. Schon sein Vater Agostino wurde 1869 wegen seines Widerstands gegen eine Maschinensteuer inhaftiert. Gegen diese Ungerechtigkeit sowie die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen kämpfte auch Alcide Cervi, als er 1934 mit seiner Familie nach Campi Rossi di Gattatico zog und dort einen landwirtschaftlichen Betrieb aufbaute. Er und seine Frau Genoeffa hatten neun Kinder, sieben Söhne und zwei Töchter, die zwischen 1901 und 1921 geboren wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg trat Alcide Cervi der 1919 gegründeten Partito Popolare bei und setzte sich für Kooperativen und eine Modernisierung der Landwirtschaft ein. Die Cervis waren Gegner der Faschisten und gründeten nach dem 8. September 1943 die erste Partisaneneinheit in der Region, das Haus wurde zum Treffpunkt der Resistenza und zum Versteck für Verfolgte, Untergetauchte und geflohene Kriegsgefangene. Am 25. November 1943 umstellte eine faschistische Einheit das Haus und nahm die Widerstandsgruppe gefangen. Alle sieben Brüder wurden am 28. Dezember 1943 in Reggio Emilia erschossen. Alcide Cervi flüchtete nach einem Bombenangriff aus dem Gefängnis und kehrte als einziger erwachsener Mann auf das Bauerngut zu den Frauen und seinen 11 Enkelkindern zurück. Trotz der Katastrophe blieb das Haus weiterhin ein Treffpunkt der Partisanen, bis es im Oktober 1944 in Brand gesteckt wurde. Im November 1944 starb seine Frau Genoeffa aus Kummer.

Alcide, auch „Papà Cervi“ genannt, widmete sein Leben der Erinnerung an die sieben Söhne und engagierte sich für den Aufbau des Museums Cervi in Gattatico. Er ist einer der wichtigsten Vertreter des italienischen Antifaschismus, dessen Bedeutung in die kollektive Erinnerung des gesamten Landes eingegangen ist. Als er am 27. März 1970 starb, nahmen Hunderttausende aus ganz Italien an seiner Beerdigung teil. Seine Tochter Maria setzte die Erinnerungsarbeit fort und war bis zu ihrem Tod 2007 eine wichtige Zeitzeugin.

Literatur / Medien:
Cervi, Alcide: I miei sette figli, hrsg. Renato Nicolai, Torino 2010; www.istitutocervi.it; www.poesie.reportonline.it/biografie-di-poeti-e-personaggi-celebri/biografia-di-alcide-cervi.htmlwww.ragazzinet.it/2005/numero_091/attualita/resistenza/resistenza.html; www.anpi.it/donne-e-uomini/alcide-papa-cervi/; anpi-lissone.over-blog.com/article-da-i-miei-sette-figli-di-alcide-cervi-104951993.html (Foto); www.antiwarsongs.org/canzone.php?id=38496&lang=it