Eugenio CalóEugenio Calò stammte aus einer jüdisch-sephardischen Familie in Pisa, führte später in Arezzo das elterliche Geschäft für Landmaschinenbedarf und kämpfte ab 1943 in der Partisaneneinheit Pio Borri 1944 in den Casentiner Bergen bei Arezzo/Toskana. Im März 1944 wurde seine Frau Carolina Lombroso, die er zur Sicherheit in Reggello, einer abgelegenen Ortschaft südöstlich von Florenz untergebracht hatte, mit den drei gemeinsamen Kindern bei der Jagd auf Juden dort entdeckt und in das Le-Murate-Gefängnis in Florenz eingeliefert. Versuche der Befreiung misslangen. Calòs Frau, die ein viertes Kind erwartete, das sie während der weiteren Deportation gebar, wurde über das Lager Fossoli nach Auschwitz deportiert und Ende Mai 1944 mit den Kindern im Gas ermordet.

Eugenio war als stellvertretender Kommandeur der Partisanengruppe weiter aktiv und überzeugte Anfang Juli 1944 seine Kameraden, ca. 30 von ihnen gefangen genommene deutsche Soldaten nicht zu erschießen, sondern sie als Kriegsgefangene den Alliierten zu übergeben. Er brachte die Gefangenen durch die deutschen Linien zu einem alliierten Hauptquartier. Ein entkommener deutscher Gefangener verriet dem Wehrmachtskommando in Arezzo den Standort des Partisanenstützpunkts bei Pietramala. Nachdem Calò mit einem weiteren Partisanen zum Stützpunkt zurückgekehrt war, wurden die Partisanen von einem deutschen Kommando überwältigt, einige von ihnen wurden zusammen mit Zivilisten nach Arezzo in das deutsche Regimentsquartier gebracht. Am 14. Juli 1944 wurden nach schweren Folterungen 48 der gefangenen Männer, Partisanen und Zivilisten, unter ihnen Eugenio Calò in San Polo, einer zu Arezzo gehörenden Ortschaft grausam ermordet. Tags darauf verließen die Deutschen Arezzo. Am 16. Juli erreichten britische Truppen die Stadt.


Eugenio Calò wurde 1947 posthum mit der italienischen Tapferkeitsmedaille in Gold ausgezeichnet. Straßen und eine Schule in der Region Arezzo tragen seinen Namen. An seine Frau Carolina Lombroso und die Kinder erinnert eine Gedenktafel in Reggello bei Florenz.


Die Ermordung Calòs und seiner Kameraden blieb unerwartet kein „gewöhnlicher Fall“: 2003 klagte die italienische Militärstaatsanwaltschaft von La Spezia zwei Angehörige des damals in San Polo/Arezzo stationierten Grenadierregiments wegen Mordverdachts an. Zwar hatte schon Ende der 1960er Jahre die Staatsanwaltschaft Gießen gegen namentlich bekannte Angehörige des verantwortlichen Grenadier-Regiments wegen dieses Massakers ermittelt, die Verfahren wurden jedoch damals wegen angeblicher Verjährung der Tatvorwürfe eingestellt. 2007 jedoch wurde einer von zwei Angeklagten von dem italienischen Militärgericht zwar freigesprochen, ein weiterer Angeklagter, Klaus Konrad, war 2006 vor dem Urteilsspruch verstorben. Dieser Angeklagte war in Deutschland deshalb bekannt geworden, weil er bis 1981 ein langjähriger SPD-Parlamentarier gewesen war. Klaus Konrad war nach 1945 als SPD-Mitglied zunächst Landtagsangeordneter in Schleswig-Holstein, danach von 1969 bis 1981 Bundestagsmitglied. In Medieninterviews 2004 leugnete er zwar die Beteiligung an dem Massaker, nicht jedoch seine Anwesenheit bei den vorausgegangenen Folterungen. Er äußert Bedauern, wies jedoch jede Schuld von sich.

Quellen:
wikipedia.org/wiki/Eugenio Calò (Foto)
https://digital-library.cdec.it/cdec-web/persone/detail/person-4870/lombroso-carolina.html
https://resistenzatoscana.org/biografie/calo_eugenio/
https://resistentiebrei.cdec.it/storie/eugenio-calo/
https://www.theguardian.com/world/2004/oct/29/italy.secondworldwar
https://www.spd-geschichtswerkstatt.de/wiki/Klaus_Konrad

 Literatur:
Lustiger, Arno: Zum Kampf auf Leben und Tod. Vom Widerstand der Juden in Europa 1933–1945. Köln 2004, S. 400