Liza Magun (GFH)Liza Magun, 1920 in Vilnius geboren, war als Mitglied der zionistischen Untergrundgruppe Hashomer Hatzair auch eine Aktivistin der Widerstandsorganisation FPO im Ghetto von Vilnius. Sie transportierte Informationen in und aus dem Ghetto, organisierte und schmuggelte illegal Waffen und hielt Verbindung zwischen den Widerstandsgruppen außerhalb und innerhalb des Ghettos. So erfuhr sie z.B. von bevorstehenden „Aktionen“ und konnte die Juden im Ghetto warnen. Im Oktober 1942 kam es zur schweren Konfrontation zwischen dem Judenrat und der FPO, nachdem diese erfahren hatte, dass Jakob Gens den Auftrag zur Liquidierung der kleineren Ghettos im Umland von Vilnius erhalten hatte. Eine Gruppe der Ghetto-Polizei wurde von Gens beauftragt – von den über 4.000 im Ghetto von Ašmena/Oshmyany lebenden Juden – 1.500 zu selektieren. Liza Magun wurde von der FPO-Führung nach Ašmena vorausgeschickt, um die Juden zu warnen. Sie konnte zwar als „Arierin“ getarnt in das dortige Ghetto gelangen, doch man glaubten ihr nicht. Auf Befehl von Martin Weiß selektierten die jüdischen Polizisten unter ihrem Chef, Saul Dressler, im Ghetto Ašmena schließlich über 400 ältere Menschen und Kinder – Gens war es gelungen, die Zahl der Opfer „herunterzuhandeln“. Sie wurden zu der etwa 7km entfernt liegenden Mordstätte gebracht und von deutscher und litauischer Polizei umgebracht. Im Ghetto von Vilnius stieß diese Kollaboration auf Entsetzen und verschärfte die Auseinandersetzung mit Gens. 

Im Februar 1943 wurde Liza Magun beim Versuch, ihre gefälschten Papiere erneuern zu lassen, von der Gestapo verhaftet und in Paneriai ermordet. Als die FPO einen Monat später ihre „Kampf-Regeln“ konzipierte, wählte sie ihr zu Ehren als Code für den Start des geplanten bewaffneten Aufstands das Losungswort „Liza ruft!“.
 

Literatur / Medien
Arad, Yitzhak: Bewaffneter jüdischer Widerstand in den Ghettos Minsk und Wilna, in: Heuberger, Georg (Hg.): Im Kampf gegen Besatzung und "Endlösung". Widerstand der Juden in Europa 1939–1945. Ausstellungskatalog 1995, S. 227–254; Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1209, S. 1257ff.; Porat, Dina: The Fall of a Sparrow. The Life and Times of Abba Kovner, Stanford 2010, S. 92, S. 104-105; [Schur, Grigorij] Die Juden von Wilna. Die Aufzeichnungen des Grigorij Schur 1941–1944, hrsg. von Wladimir Porudominskij, München 1999, S. 115f.; Strobel; Ingrid: "Sag nie, du gehst den letzten Weg." Frauen im bewaffneten Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung, Frankfurt a./M. 1989, S. 240f.

http://www.hagalil.com/archiv/2005/06/frauen.htm
http://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions

"Liza ruft!" Dokumentarfilm von Christian Carlsen & Philipp Jansen, 2015
http://lizaruft.blogspot.de/

Foto: Ghetto Fighters House, Photo Archive, Registry No. 07012p, Catalog No. 6163