Das vom Höhlenforscher und SS-Standartenführer Dr. Hans Brand (1879-1959) im Juli 1942 aufgestellte „Karstwehr-Bataillon“ war eine Elitetruppe der Waffen-SS zur Partisanenbekämpfung. Es hatte seinen Standort im fränkischen Pottenstein, dem Heimatort Brands. Zur Errichtung der dortigen Kasernenanlage wurden über 700 Häftlinge des KZ Flossenbürg eingesetzt. Im August 1943 wurde die Einheit nach Südkärnten verlegt und am 26. November 1943 dem Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Odilo Globocnik zur Partisanenbekämpfung in der Operationszone Adriatisches Küstenland unterstellt. Seit Sommer 1944 wurden die „Karstjäger" (aufgestockt um kollaborierende Italiener, Kroaten und Slowenen) in einzelne, weitgehend unabhängige, selbstständig operierende Jagdkommandos gegliedert. Als Folterzentrum diente u.a. die Piave-Kaserne in Palmanova (Provinz Udine). Im August 1944 wurde das Bataillon durch Umbenennung zur 24. Waffen-Gebirgs-(Karstjäger-)Division der SS. Die „Karstjäger" (im Dezember 1944 in einer Stärke von ca. 2000 - 3000 Mann, Wedekind, S. 327) bekämpften hauptsächlich Partisanen im Friaul und in Regionen, die heute zu Slowenien und Kroatien gehören. Dabei war die SS-Karstwehr an zahlreichen brutalen Gewaltexzessen und sinnlosen Zerstörungen ganzer Dörfer beteiligt: So wurden u.a. in der heute kroatischen Ortschaft Lipa/Jelsane am 30. April 1944 269 Menschen und im italienischen Avasinis am 2. Mai 1945 51 Menschen umgebracht. Am 11. Juni 1944 enthaupteten Mitglieder einer Karstwehr-Einheit 2 Männer im slowenischen Idrijske Krnice mit einer Axt und ließen sich dabei johlend fotografieren.
Die deutsch-italienische Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" (www.straginazifasciste.it) listet bisher 23 von Mitgliedern der SS-Karstwehr begangene Verbrechen - nur auf heute italienischem Territorium.

Nach 1945
Ermittlungsverfahren
Die Täter der von der SS-Karstwehr begangenen Exzesse lebten über 50 Jahre völlig unbehelligt in Deutschland. Obwohl der Historiker Tone Ferenc (1927 - 2003) bereits vor über 30 Jahren zu dem Schluss kam, dass keine andere SS-Einheit so viele und so grauenhafte Verbrechen an der slowenischen Zivilbevölkerung beging wie die Karstwehr unter Brand.
Erst das Wiesenthal-Dokumentationszentrum in Wien, das weltweit NS-Verbrechen recherchiert, wies die deutsche Justiz im August 1995 schriftlich auf das Massaker von Avasinis hin. Das eingeschaltete bayrische Landeskriminalamt wies daraufhin der Staatsanwaltschaft Würzburg 1997 die Ermittlungen zu. Dabei gelang es während der Einvernahme von 134 SS-Veteranen zwar, mit Walter W. aus Pforzheim den Verantwortlichen für die Enthauptungen von Idrijske Krnice zu identifizieren (er war bereits 1989 gestorben), die Ermittlungen wurden jedoch wegen nicht hinreichender Tathinweise im Jahr 2007 eingestellt (Aktenzeichen 169 UJs 186257/95).

Veteranentreffen in Pottenstein
Das erste Veteranentreffen des Verbandes fand im Mai 1975 in Pottenstein statt. Etwa 200 ehemalige SS-ler nahmen daran teil. Die Lokalpresse berichtete sehr positiv über das Treffen der "Karstjäger", der Ausdruck „Waffen-SS" fehlte in der Berichterstattung.
Es muss dabei sehr lustig zugegangen sein. Am ersten Tag wurde ein Tanz- und Unterhaltungsabend gefeiert. Am zweiten fand am Kriegerdenkmal hinter der Stadtpfarrkirche zu Ehren der gefallenen und vermissten Kameraden eine Kranzniederlegung statt, wobei der Erste Offizier von Brand, Erich Kühbandner aus Rosenheim, die Gedenkrede hielt. Das geschah mitten in der Stadt direkt an der Hauptstraße, wo einst die ausgemergelten KZ-Häftlinge, bewacht auch von Aufsehern der SS-Karstwehr, zu den Baustellen marschieren mussten. An der Gedenktafel von Brand an der Teufelshöhle legten die Ex-Soldaten ein Blumengebinde nieder. Hier würdigte der einstige la-Offizier Karl Weiland aus Salzburg "Brand als Soldaten und Wissenschaftler". Die Veteranen bedankten sich für "die freundliche Aufnahme" im Luftkurort" (Engelbrecht S. 224).
Bis 1987 trafen sich danach alle 2 Jahre die SS-Veteranen in Pottenstein.

Literatur / Medien:
Engelbrecht, Peter: Die Massaker der Pottensteiner SS-Karstwehr 1943-1944 in Slowenien, In: Jochem, Gerhard / Seiderer, Georg (Hg.), Entrechtung, Vertreibung, Mord. NS-Unrecht in Slowenien und seine Spuren in Bayern 1941 - 1945, 2. Auflage Berlin 2014, S. 223-236; Fransecky, Tanja von / Rudorff, Andrea / Schneider, Allegra / Stracke, Stephan (Hg.): Kärnten, Slowenien, Triest. Umkämpfte Erinnerungen. Bremen 2010, S.142 f.; Wedekind, Michael: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945, München 2003, S. 326ff.; www.straginazifasciste.itde.wikipedia.org/wiki/24._Waffen-Gebirgs-(Karstjäger-)Division_der_SS; www.broschuere.resistenza.de/krieg/karstwehr.htm; Der SPIEGEL vom 16.09.1996 zu Verbrechen der Karstwehr in Slowenien: www.spiegel.de/spiegel/print/d-9092674.htmlde.wikipedia.org/wiki/Hans_Brand_(Geologe)