Ernst Kendzia, geboren am 2. April 1894 in Danzig (heute: Gdańsk), nach kaufmännischer Lehre im Handel tätig, 1931 NSDAP, 1933 SS, 1934 Leiter des Arbeitsamts Danzig unter Senatspräsident Arthur Greiser. Er holte ihn in die Abteilung Wirtschaft und Arbeit des (deutsch annektierten) Reichsgaus Wartheland in Posen/Poznań. Als Leiter des Gauarbeitsamts war er zuständig u.a. für die Steuerung des Arbeitseinsatzes im Warthegau.
Die Kernaufgabe der „Arbeitseinsatzes“, den Betrieben geeignete Fachkräfte zur Verfügung zu stellen, wurde überlagert von anderen Zielen der NS-Besatzer. Gauleiter Greiser betrieb die „Aussiedlung“ der Juden und Polen in das Generalgouvernement sowie die „Ansiedlung“ von Volksdeutschen, z.B. aus dem Baltikum; Frauen und Männer wurden für Zwangsarbeit ins ‚Reich‘– dort gab es aber rassistische Vorbehalte gegen die Beschäftigung von slawischen Menschen (vgl. „Polen-Erlasse“ Himmlers). Die Arbeitskräfte wurden nicht nur nach „wirtschaftlichen Gesichtspunkten“, sondern auch nach rassistischen Kriterien bewertet. Kendzia trug diese Politik mit.
Im Ghetto Litzmannstadt (Lodz) hatte er mit dem Verleih von Ghettobewohnern als Zwangsarbeiter an Privatfirmen begonnen, z.B. auf die Baustellen der Autobahn Frankfurt/Oder – Posen, wo viele infolge Hunger oder der schweren Arbeitsbedingungen starben (vgl. Żabikowo (Luboń), Woiw. Wielkopolski).
Kendzia war an dem Vorschlag für den Ghettoleiter Biebow beteiligt, arbeitsunfähige Juden der Gestapo zu melden, um sie auf diese Weise aus dem Ghetto „abzuschieben“ – was im NS-Sprachgebrauch ‚töten‘ bedeutete. Ähnliche Gedanken spielten bei der Errichtung des Vernichtungslagers Kulmhof im Warthegau eine Rolle. In einer Besprechung im Reicharbeitsministerium im November 1941 kündigte Kendzia an, dass - bis auf die arbeitsfähigen Juden – alle anderen Juden bis Anfang März 1942 „abgeschoben“ sein würden.
Kendzia wurde 1950 in den sog. Waldheimer Prozessen „wegen Ausbeutung und Misshandlung von polnischen Arbeitskräften“ zum Tode verurteilt und hingerichtet; das Urteil wurde nach 1989 wegen Verstoß gegen rechtssaatliche Grundsätze aufgehoben.

Literatur/Medien
Alberti, Michael: Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939-1945, Wiesbaden 2006, bes. S. 378, 395, 418
Klein, Peter: Die „Ghettoverwaltung Litzmannstadt“ 1940 bis 1944, Hamburg 2009, bes. S. 321-324, 356f.
Nützenadel, Alexander (Hg.): Das Reicharbeitsministerium im Nationalsozialismus, Bonn 2018 (BpB), S. 435f., 492
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Kendzia
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldheimer_Prozesse