Gebiet
Das nicht annektierte/nicht „ins Deutsche Reich eingegliederte“) Zentralpolen wurde als „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“ von Krakau aus verwaltet. Es umfasste etwa ein Viertel des polnischen Staatsgebietes von 1939 und etwa ein Drittel der Bevölkerung – der größere Teil Polens war von NS-Deutschland annektiert worden (vgl. Eingegliederte Gebiete). Die Militärverwaltung wurde durch eine Zivilverwaltung ersetzt, deren Rechtsstatur bewusst im Unklaren blieb. Nach Hitlers Instruktionen vom Oktober 1939 sollte die Besatzungsverwaltung sich um die Belange der Besatzer selbst kümmern und die Polen ansonsten ihrem Schicksal überlassen. Das Generalgouvernement hatte zunächst die vier Distrikte Krakau, Lublin, Radom und Warschau. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion 1941 kam der Distrikt Galizien dazu: das Gebiet um Lwow/Lemberg gehörte ab 1919 zu Polen, Teile waren 1939 von den Deutschen zunächst besetzt, alsbald aber entsprechend dem Hitler-Stalin-Pakt der Roten Armee überlassen worden.

Verwaltung
Auf der alten polnischen Königsburg Waweł in Krakau zog Hitlers einstiger Rechtsanwalt, Reichsleiter Hans Frank, als „Generalgouverneur“ ein und erklärte sich gegenüber Mitarbeitern alsbald zum „König von Polen“. Auch hier war die Repression gegen die polnische Intelligenz gnadenlos. Anfang November 1939 ließ Frank in der „Sonderaktion Krakau“ 183 Professoren der Krakauer Universität verhaften und in die KZ Sachsenhausen und Dachau deportieren. Das polnische Bildungswesen wurde oberhalb der Volksschule gekappt; erst später, als sich der Mangel auch ausgebildeter Arbeitskräfte bemerkbar machte, wurden wieder Berufsschulen zugelassen.
Die Pläne der Naziführung mit dem als Generalgouvernement bezeichneten Territorium sahen anfänglich keinerlei Nutzung vor. Das Generalgouvernement sollte ein „Abladeplatz für unerwünschte Volksteile“ werden, z.B. für die fast 200000 aus den ins Reich eingegliederten Gebieten Polens. Wirtschaftlich dominierte die Ausplünderung der materiellen Ressourcen, von denen sich deutsche Konzerne die „Filetstücke“ herauspickten (vgl. Wirtschaftliche Ausbeutung). Die Bevölkerung wurde unter Hungerrationen gesetzt.

Zunehmende Bedeutung der SS
Parallel lief im besetzten Polen ein Konkurrenzkampf zwischen der Besatzungsverwaltung und der SS. Diese strebte an, hier ein eigenes Herrschaftsgebiet zu etablieren, in dem sie ihre rassistischen Herrschaftskonzepte ohne Einschränkungen durch bestehende Rechtsordnungen realisieren konnte. Beispiele sind die von der Organisation T4 und der SS – nicht von Generalgouverneur Hans Frank – durchgeführte - „Aktion Rheinhardt“ (Judenvernichtung) und die Aktion Zamość („deutscher Siedlungsraum“). Auch deshalb wurde der rechtliche Status des Generalgouvernements im Unklaren gelassen.

Judenvernichtung
Die Juden wurden in Ghettos zusammengedrängt und als Freiwild behandelt. 1942/1943 wurden in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt etwa 2 Millionen vorwiegend polnische Juden sowie 50000 Sinti und Roma durch Gas umgebracht. Die Schrankenlosigkeit deutscher Herrschaft führte zu hoher Korruption auch innerhalb der Besatzungsbehörden; NS-intern wurde die Abkürzung GG als „Gangster-Gau“ dechiffriert.

„Deutscher Siedlungsraum“?
In den ersten Jahren galt die deutsche Herrschaft im Generalgouvernement als so gesichert, dass man die Region zum „Heimatkriegsgebiet“ zurückstufte. Die vermeintliche Sicherheit machte die Deutschen allerdings auch übermütig. Der „Generalplan Ost“, den sich SS-Chef Heinrich Himmler 1941 hatte schreiben lassen, ging davon aus, auch im Generalgouvernement noch während des Krieges „deutschen Siedlungsraum“ zu schaffen. Als Pilotprojekt vorgesehen war die Region Zamość südöstlich von Lublin. Dort versuchten die Deutschen Ende 1942, die gesamte polnische Bevölkerung zu deportieren und an ihrer Stelle „Volksdeutsche“ anzusiedeln.

Widerstand
Diese mit großer Brutalität in die Wege geleitete Aktion wurde allerdings zum Wendepunkt der deutschen Besatzungsherrschaft, denn von nun an gewann der polnische Widerstand Massencharakter. Bauern, die sich bisher zähneknirschend den deutschen Ablieferungsforderungen gebeugt und nebenher mit Schwarzmarktgeschäften gutes Geld verdient hatten, schlossen sich nun dem bewaffneten Widerstand an. Ab 1943 entglitt den Deutschen die Kontrolle über große Teile des flachen Landes. Auch immer brutalere „Pazifizierungen“ – mehrere hundert Dörfer wurden von deutschen Polizei- und Wehrmachtseinheiten niedergebrannt - konnten daran nichts mehr ändern. 1944 beschränkte sich die deutsche Herrschaft in Polen de facto auf die großen Städte.

Literatur/Medien
Kochanowski, Jerzy/Kosmala, Beate (Hg.): Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, Potsdam/Warschau 2013, S. 286ff.
Schumann, Wolfgang/Nestler, Ludwig (Hg.): Die faschistische Okkupationspolitik in Polen (1939-1945), Köln 1989, S. 23ff.
http://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/generalgouvernement/
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/besatzungsregime-in-polen.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Generalgouvernement
https://pl.wikipedia.org/wiki/Generalne_Gubernatorstwo