Eine organisatorische Basis erhielt der griechische antifaschistische Widerstand gegen die Besatzung durch die Nationale Befreiungsfront (Ethniko Apelevtherotiko Metopo, EAM), die am 27. September 1941 von der Kommunistischen Partei (KKE) zusammen mit einigen kleineren Parteien - der Union für Volksdemokratie (ELD), der Sozialistischen Partei (SKE) und der Agrarpartei (AKE) - gegründet wurde. Als Ziele der Organisation wurden die nationale Befreiung, die Bildung einer provisorischen Regierung der EAM sofort nach der Befreiung (deren ausschließliche Aufgabe die Ausschreibung von Wahlen für eine verfassunggebende Nationalversammlung sein sollte) und das Recht auf Selbstbestimmung des griechischen Volkes proklamiert. Allen weiteren Parteien und Organisationen, die mit diesen Zielen der nationalen Einheit übereinstimmten, wurde der Eintritt in die Befreiungsfront angeboten. Der hochgeachtete Philosoph und Erziehungswissenschaftler Dimitris Glinos verfasste das Gründungsstatut der EAM unter dem eingängigen Titel Was ist und was will die EAM? Georgios Siantos gehörte für die KKE dem Leitungsgremium der EAM an.
Als vordringlichste Aufgabe der Nationalen Befreiungsfront stand aber zunächst die Bewältigung der durch die Besatzung verursachten alltäglichen Nöte der Menschen - die durch die hemmungslose wirtschaftliche Ausbeutung des Landes ausgelöste katastrophale Ernährungslage, die im ersten Besatzungswinter ca. 100.000 Tote forderte - im Vordergrund. Denn, so Siantos im Januar 1942, „mit dem Schießprügel ißt das Volk kein Brot“ (zit. nach Fleischer, S. 131). Die EAM organisierte über ihren gewerkschaftlichen Zweig Demonstrationen und Streiks, um wegen der galoppierenden Inflation höhere Löhne und Lebensmittelzuteilungen durchzusetzen. Assoziierte Vereinigungen, für die die EAM später zur Dachorganisation wurde, wie die Nationale Solidarität (EA), das „Rote Kreuz der Resistance“, und Vorläufer der Jugendorganisation EPON schufen Suppenküchen und vielfältige Hilfseinrichtungen, um die größte Not zu lindern.
Parallel dazu sondierte Aris Velouchiotis im Auftrag von Andreas Tzimas (Mitglied im Zentralkomitee der KKE und Sekretär der Ortsgruppe Athen, KOA) im Hinterland die Voraussetzungen eines bewaffneten Befreiungskampfes „in den Bergen“. Am 16. Februar 1942 verkündete die EAM die Gründung der Griechischen Volksbefreiungsarmee (ELAS), die sich in der Folge zur stärksten militärischen Kraft im Kampf gegen die Besatzung entwickelte. Bereits Ende 1942/ Anfang 1943 gab es wohl kaum noch Orte in Griechenland, in denen kein lokales EAM-Komitee existierte.
Einen ihrer größten Erfolge erlangte die EAM mit der Mobilisierung gegen die allgemeine Arbeitspflicht, die von General Löhr am 30. Januar 1943 erlassen worden war: Nach Massendemonstrationen und Generalstreiks im Februar/ März 1943 musste sie ausgesetzt werden.
Im April 1943 trat der Republikaner Stefanos Sarafis zur EAM über und übernahm die militärische Führung des Generalhauptquartiers der Befreiungsarmee ELAS (der Kapetanios war Aris Velouchiotis, die politische Führung lag bei Andreas Tzimas).
Am 10. März 1944 gründeten EAM und ELAS in Viniani (Evrytania/ Mittelgriechenland) das Politische Komitee der Nationalen Befreiung (PEEA), die „Bergregierung“ des „Freien Hellas“:
„lm freien Griechenland konstituiert das kämpfende Volk eine politische Obrigkeit mit Regierungsfunktionen und dem Hauptziel der besseren Organisierung und Koordinierung des Befreiungskrieges zur Vertreibung der Besatzer [...] und der Sicherung der Volkssouveränität“ (Kommunistische Rundschau (KOMEP), März 1944, zit. nach Fleischer 1986, S. 393).
Die ELAS wurde nun dem militärischen Sekretariat des PEEA unterstellt. Als oberstes Kontrollorgan des PEEA fungierte der Nationalrat, der Ende April 1944 gewählt wurde. An den Wahlen, an denen sich erstmals in der Geschichte Griechenlands auch Frauen (siehe: Frauenwiderstand) beteiligen konnten, sollen über eine Million Menschen teilgenommen haben.
Auf der Libanon-Konferenz im Mai 1944, deren Ergebnisse nach Rückkehr der EAM/ PEEA-Delegation unter Leitung von Alexandros Svolos, dem gerade gewählten Präsidenten der PEEA, scharfer Kritik ausgesetzt waren, wurde der Eintritt der EAM/ PEEA in die Regierung der Nationalen Einheit unter Giorgios Papandreou vereinbart: Ihr wurden im Kabinett lediglich die unwichtigen Ministerien für Finanzen, Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Arbeit zugestanden, wichtige Forderungen (Ächtung der „Sicherheitsbataillone“, Klärung der „konstitutionellen Frage“, d.h. Rückkehr von König Georg II. erst nach vorherigem Plebiszit über Beibehaltung der Monarchie, etc.) konnten nicht durchgesetzt werden.
Am Ende der deutschen Okkupation gehörten der Nationalen Befreiungsfront Griechenlands im November 1944 schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen an (bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 7 Millionen). Sie war damit die größte Organisation, die es in Griechenland jemals gegeben hat.
Dennoch konnte sie ihre politischen Forderungen nicht durchsetzen. Nachdem EAM/PEEA auf der Konferenz von Caserta am 28. September 1944 eingewilligt hatten, die ELAS der Einheitsregierung, damit dem Oberbefehl der Briten (General Scobie), zu unterstellen, hielt die gemeinsame Regierung nur noch kurz über den Abzug der deutschen Truppen am 12. Oktober 1944 aus Athen hinaus.
Nachdem die Auseinandersetzungen um die allgemeine Entwaffnung - die trotz anderslautender Vereinbarungen einseitig auf die EAM/ ELAS bezogen wurde, während die royalistischen und nationalistischen waffentragenden Verbände kaum davon betroffen waren und Mitglieder der „Sicherheitsbataillone“ und ähnlicher mit den Nazis kollaborierender Banden aus den Gefängnissen entlassen und in neuen, nun regulären Uniformen Terror verbreiteten - am 2. Dezember 1944 zum Rücktritt der EAM-Minister aus der Regierung der Nationalen Einheit geführt hatte, rief die EAM zu einer Demonstration für den 3. Dezember 1944 auf. Was folgte, ist als Schlacht von Athen in die Geschichte eingegangen. Nach wochenlangen von beiden Seiten mit äußerster Härte ausgetragenen Kämpfe gewannen britische Panzer - unterstützt von Bombardierungen der Royal Air Force - die Hoheit über die Stadt. Am 5. Januar 1945 zogen sich die geschlagenen ELAS-Einheiten zurück; am 11. Januar 1945 wurde der Waffenstillstand beschlossen, am 12. Februar 1945 der Vertrag von Varkiza unterzeichnet.
Heftige Richtungsstreits innerhalb der EAM prägten die folgenden Monate. Der Anfang Juni 1945 aus dem KZ Dachau zurückgekehrte Nikolaos Zachariadis verurteilte die gemachten Zugeständnisse seit der Libanon-Konferenz scharf, übernahm wieder die Führung der KKE und leitete eine radikale politisch/ strategische Kehrtwendung ein, die im Aufruf zum Boykott der Wahlen vom 31. März 1946 kulminierten. Kurz danach ging der Griechische Bürgerkrieg, der bereits mit der Aufstellung der „Sicherheitsbataillone“ seinen Anfang genommen hatte, in die nächste Runde.
Erst 1982 wurde von der Regierung Andreas Papandreou ein Gesetz erlassen, dass die EAM/ ELAS als Nationalen Widerstand anerkannte.
Literatur / Medien:
Fleischer, Hagen: Im Kreuzschatten der Mächte – Griechenland 1941-1944, Frankfurt/M. 1986; Mazower, Mark: Inside Hitler’s Greece – The Experience of Occupation 1941-44, New Haven 1993; Esche, Matthias: Die Kommunistische Partei Griechenlands 1941 - 1949 : ein Beitrag zur Politik der KKE vom Beginn der Resistance bis zum Ende des Bürgerkriegs, München 1982