Region Centre Val-de-Loire, Departement Loiret

Denkmal erschossene Mitglieder der Groupe Chanzy in Saint-Jean-de-la-Ruelle

Widerstand und Repression
Erste individuelle Widerstandsakte wie Verteilen von Flugblättern und Fluchthilfe (über die Demarkationslinie) begannen bald nach der deutschen Besetzung.
1942 wurden erste Widerstandsgruppen aktiv. Die Front national (Résistance) demonstrierte trotz Verbot am Nationalfeiertag 14. Juli 1942. Die Groupe Chanzy der Francs Tireurs et Partisans Français (FTP) rekrutierte in der gesamten Region: Sie sabotierten Telefonleitungen und Bahnstrecken und attackierten deutsche Soldaten, Nach einem misslungenen Attentat auf den rechtsextremen Politiker Marcel Déat wurden 124 Mitstreiter/innen von französischer Spezialpolizei (anti-kommunistische Sektion S.P.A.C. und 5. Brigade) verhaftet. 17 von ihnen wurden vom deutschen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 8. Oktober 1943 auf dem Schießstand im nahen Saint-Jean-de-la-Ruelle erschossen; 19 wurden in deutsche Konzentrationslager deportiert, sechs in Internierungslager geschickt (s. dazu unten den Nachkriegsprozess wegen der „17 Erschossenen von Orléans“).

Stele Vater und Söhne DessauxLibération-Nord kämpfte u.a. gegen die STO-Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungsindustrie. Im Herbst 1943 nach einer Verhaftungswelle fast aufgerieben, konnte sie 1944 wieder Fuß fassen und war in Orléans an der Spitze des Befreiungskomitees und stellte den ersten Bürgermeister Albert Dessaux, gestorben im Juni 1945 an den Folgen der Haft im KZ Buchenwald.
Jean Zay wurde in Orléans geboren, war sozialistischer Minister der Volksfrontregierung, wurde unter der Vichy-Regierung verhaftet und in einem Schauprozess verurteilt; 1944 holte ihn ein Kommando der französischen Milice aus dem Gefängnis, ermordete ihn und verscharrte ihn in einem Wald (vgl. dazu Kurzbiografie Jean Zay). In Orleáns ist ein Lycée nach ihm benannt (2 Rue Ferdinand Buisson).

1945 - Nach der Befreiung
Im September 1945 standen 15 Personen, meist ehem. Polizisten, aber auch der ehem. Präfekt der Departements Somme und Eure-et-Loir, wegen der “17 Erschossenen von Orléans” und der “31 Erschossenen von Chartres” vor dem 'Cour de Justice'. Er tagte im heutigen Cour d'Appel und hatte in der Zeit der politischen Säuberung (vgl. Épuration) Kollaborationsverbrechen zu untersuchen und zu sanktionieren. Nach 14 Sitzungen verurteilte das Gericht sechs Angeklagte zum Tode (darunter den ex-Präfekten Le Baube, den zur deutschen Sicherheitspolizei übergelaufenen A. Méresse und zwei leitende Polizeikommissare – die Todesurteile wurden später in Haftstrafen umgewandelt), sieben Angeklagte zu Haft zwischen einem Jahr und lebenslänglich; zwei wurden freigesprochen, fünf flüchtige Angeklagte in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

 



Justizpalast (Cour d'Appel); Quelle: Croquant, wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Gedenken
1970 wurde an der Esplanade de la Déportation im Park Pasteur ein Denkmal für die Widerstandskämpfer und Deportierten des Departements Loiret errichtet “von den Resistants und Deportierten des Loiret zu Ehren ihrer Kampfesbrüder, die für die Freiheit, Ehre und Würde des Menschen ihr Leben gegeben und das Martyrium erlitten haben.
Der Text auf der Gedenkwand ist ein Auszug aus einem Gedicht von Robert Desnos:
Es bleibt mir nur dies: der Schatten Schatten zu sein, der Schatten-Schemen, der ein und aus geht bei deinem sonnigen Leben.” (deutsch von Paul Celan)

 

Widerstands- und Deportationsdenkmal

Literatur/Medien
ONAC 45: Les lieux de Mémoire de la deuxième guerre mondiale – Loiret, Orléans o.J.
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, S. 275ff.
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 71ff; Ausgabe 2012/13, S. 53f.
http://www.chanzy.org/jugement/jugement01.htm
http://www.chanzy.org/jugement/jugement08.htm
https://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89puration_%C3%A0_la_Lib%C3%A9ration_en_France