Etwa 600.000 Personen wurden zwischen 1939 und 1946 in über 200 Lagern in Frankreich und Nordafrika eingesperrt. Man kann unterschiedliche Perioden und Gründe unterscheiden.

Ausnahmesituationen
Noch in der III. Republik wurden Lager eingerichtet, man wollte damit auf Ausnahmesituationen reagieren, z.B. auf die vielen vor den Nazis fliehenden Menschen aus Mitteleuropa. Das erste Lager war Rieucros. Über 350.000 Spanienflüchtlinge wurden zeitweise interniert (vgl. Retirada). Nach Kriegsbeginn wurden etwa 20.000 Deutsche, Österreicher und Tschechen, darunter viele NS-Verfolgte, als feindliche Ausländer eingesperrt. Dazu kamen weitere ca. 20.000 „unerwünschte Ausländer“, die man nicht abschieben konnte. Die Internierung wurde auf dem Verwaltungsweg angeordnet.

Ausschluss aus der Gesellschaft
Unter dem Vichy-Regime änderte sich die Zielsetzung. Es ging jetzt um Absonderung und Ausschluss bestimmter Personen/-gruppen aus der Gesellschaft, vor allem Kommunisten, Juden, Freimaurer und Ausländer. Sie wurden verantwortlich für die Niederlage gemacht. Dies geschah auf der Grundlage neuer Vichy-Vorschriften, z.B. dem „Judenstatut“. „Überzählige“ Ausländer wurden in Arbeitskompanien zusammengefasst (vgl. GTE). Sinti und Roma („Zigeuner“) wurden auf deutschen Befehl von Ende 1940 an in der Nordzone interniert, aber auch in Lagern der Südzone festgehalten.

Deportation
Bis 1942 gab es in der Südzone mehr Internierte als in der besetzten Zone. Danach wurde die Internierung vor allem von den Deutschen praktiziert, und zwar im Hinblick auf die Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager (vgl. z.B. Compiègne für die Widerstandskämpfer, Drancy, Gurs, Les Milles für die Juden. 160.000 Menschen wurden deportiert, von den 76.000 deportierten Juden überlebten nur etwa 3.000.

Namen, Orte und Zweck der Internierungslager:
Es gab zeitweise über 200 Lager. Auch in Haftstätten wurden Internierte eingewiesen. Fast alle unterstanden den französischen Behörden – bis auf Compiègne, Romainville, (ab Juli 1943) Drancy und den Lagern im annektierten Elsass und Lothringen (Fort Queuleu bei Metz, Natzweiler-StruthofSchirmeck). In einigen Lagern bildeten sich illegale Strukturen (vgl. z.B. Eysses). Während der Internierung und Im Vorfeld der Deportation gab es Hilfe von Rettungswerken (Cimade, OSE). Nach der Befreiung wurde ein Teil der Lager für deutsche Kriegsgefangene und Kollaborateure benutzt.
Einzelheiten bei: www.souviens-toi.org/iti_lieux.html (Haftstätten)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_d’internement_fran%C3%A7ais
http://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager#Frankreich

Das Gedenken an diese Vorstufe von Deportation und Vernichtung setzte spät ein, die ersten Denkmäler etc. wurden erst nach 2000 errichtet.

Literatur/Medien
CDJC (Hrsg.): L'internement der Juifs sous Vichy, Paris 1996.
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, S. 775f.
Peschanski, Denis: La France des camps. L’internement en France 1938–1946, Paris 2002.
www.cheminsdememoire.gouv.fr/de/linternement-la-france-des-camps-1938-1946 (dt.)