Am 17. Juli wurde Alfred Rosenberg – zuvor lange Jahre schon NS-Chefideologe und „Beauftragter für Ostfragen“ – zum „Reichsminister für die besetzten Ostgebiete“ (RMO) ernannt. Sein in einer Denkschrift vom April 1941 niedergelegtes, von der NS-Führung gebilligtes Gesamtkonzept baute auf der Zerschlagung der Sowjetunion und deren wirtschaftliche Ausbeutung ebenso auf wie auf der rassenideologischen Basis eines germanisierten Ostens und der Vernichtung der osteuropäischen Juden. Diese Denkschrift enthielt ein langfristiges Programm, beginnend mit den Aufgaben des dem „Ostministerium“ unterstellten Reichskommissariats Ostland (RKO) unter dessen Chef Hinrich Lohse. Die wenige Monate später errichteten General- und Gebietskommissariate waren den litauischen Behörden übergeordnet und hatten die Aufgabe, in enger Zusammenarbeit mit der SS, die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, die Ausschaltung jeden Widerstands und zusätzlich die wirtschaftliche Ausbeugung der Besatzungsgebiete zu organisieren und sicherzustellen. (Generalplan Ost)
Nach dem erwarteten Sieg Deutschlands sollten ein deutsches Protektorat und schließlich die Annexion der baltischen Länder folgen. Das von Rosenberg entworfene „Baltikumkonzept“ mit der vorgesehenen massenhaften Ansiedlung von Deutschen galt dem strategischen Ziel einer deutschen Hegemonie auch in diesem Teil Europas. Es sollte jeden Ansatz nationaler Selbständigkeit in den baltischen Ländern verhindern. Mit der Kontrolle der litauischen Kollaborationsverwaltung durch die deutsche Besatzungsverwaltung war nicht zuletzt deshalb die Aufgabe verbunden, baltisch-nationale Bestrebungen strikt zu unterbinden.
Der nach Alfred Rosenberg benannte Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg war u.a. für die Beraubung und Deportation jüdischer Kulturschätze in den von Nazideutschland besetzen Ländern zuständig – auch im besetzen Litauen.
Literatur / Medien
Dieckmann 2011, Bd. 1, S. 451f.; Enzyklopädie des Nationalsozialismus, hrsg. von Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß, München 2007, Stichwort: Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete; Seckendorf, Martin: Deutsche Baltikumkonzeptionen 1941–1944 im Spiegel von Dokumenten der zivilen Okkupationsverwaltung. Eine Dokumentation, in: 1999 Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21 Jahrhunderts 1/2001, S. 140–172