Lage der Woiwodschaft; Quelle: de.wikipedia

Die Ereignisse
Ab der Wende zur Neuzeit führten wichtige Handelsrouten durch die Region, z.B. von Westeuropa über Krakau und Lublin nach Kiew. Nachdem die Hauptstadt der polnisch-litauischen Union von Krakau nach Lublin und dann nach Warschau verlegt worden war, sank die Bedeutung Lublins. Die Region kam mit der 3. Teilung Polens 1795 unter zaristische Herrschaft.

Unter deutscher Besatzung wurde im „Generalgouvernement“ der Distrikt Lublin gebildet, er deckte territorial in etwa die heutige Woiwodschaft ab. Maßnahmen gegen Polen und Juden wurden hier besonders streng und mörderisch durchgeführt.

Distrikt Lublin (1939-1945)

Zehntausende Polen wurden aus ihren Häusern in den annektierten Gebieten Reichsgau Wartheland (um Poznań/Posen) und Reichsgau Danzig-Westpreußen vertrieben und ins Generalgouvernement, u.a. in den Bezirk Lublin „umgesiedelt". Für die polnische Bevölkerung bestand ab Ende 1939/Anfang 1940 Arbeitspflicht, d.h. mehr und mehr Männer, später auch Frauen wurden zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich geschickt oder in Polen eingesetzt. 1942/43 wurde unter Himmler und seinem „Umsiedlungsbeauftragten“ Globocnik vorzeitig ein Teil des Generalplans Ost in Angriff genommen: In dem fruchtbaren Gebiet um Zamość wurden über Hunderttausend polnische Bauern mit ihren Familien gewaltsam von ihren Höfen vertrieben, zehntausende wurden in Gefängnisse bzw. in das KZ Majdanek oder Auschwitz verschleppt; Ziel war die Kolonisierung durch Volksdeutsche, vgl. Aktion Zamość.

Lager im Distrikt Lublin; Quelle: en.wikipedia.org

Der Distrikt war ein blutiges Experimentierfeld für die NS-Politik der Vertreibung und Ausrottung der Juden:
- In zahllosen Dörfern und Städten wurde die jüdische Bevölkerung aus ihren Wohnungen getrieben und in Ghettos zusammengepfercht – solange bis über ihr endgültiges Schicksal entschieden worden war: Liquidierung der Ghettos und Deportation in die Vernichtungslager. Bei der „Räumung“ der Ghettos wurden tausende jüdische Menschen erschossen, oft durch Reserve-Polizeibataillone, vgl. z.B. Józefów).
- Ihre Arbeitskraft wurde in zahlreichen Zwangsarbeitslagern ausgebeutet (Flussregulierungen, Melioration, Straßen- und Festungsbauten, Flugplätze, Flugzeuge/-teile); z.B. in Belzec, Chelm, Lublin, Wlodawa (vgl. auch http://www.deathcamps.org/occupation/districts/dislublinzalde.htm).
- Zehntausende Juden wurden aus den annektierten polnischen Gebieten ins Generalgouvernement „umgesiedelt“, d.h. vertrieben, u.a. in den Distrikt Lublin. Ab 1940 wurden auch jüdische Menschen aus dem Deutschen Reich und aus mittel- und westeuropäischen Ländern in Ghettos des Distrikts deportiert, z.B. im Februar 1940 aus Stettin und Pommern. 
- Nach den Massenerschießungen von Juden und anderen sowjetischen Menschen bei dem Überfall auf die Sowjetunion und dem Hungertod von Millionen sowjetischen Soldaten und Zivilisten radikalisierte sich die Politik der NS-Führung und zur der Vernichtung der europäischen Juden. Sie führte im Herbst 1941/Frühjahr 1942 zur Errichtung von Vernichtungslagern, in denen die Juden mit Gas ermordet wurden. Drei Lager befanden sich auf dem Gebiet des Distrikts (Belzec, Sobibor, Majdanek); die Zentrale der ‚Aktion Reinhardt‘ unter Odilo Globocnik befand sich in Lublin.

Im Juli/August 1944 verließen die NS-Besatzer unter dem Druck der Roten Armee das Gebiet. Das von polnischen Sozialisten und Kommunisten gegründete ‘Lubliner Komitee“‚ offiziell ‚Polnisches Komitee der Nationalen Befreiung‘, fungierte ab 18. Januar 1945 im zerstörten Warschau als eine Art provisorische Regierung – anerkannt nur von der Sowjetunion und bekämpft von der Armija Kraiowa.

Gedenkorte
Belzec, Chełm, Izbica, Józefów, Lublin, Majdanek, Sobibor, Wlodawa, Zamość, Zbereze

Literatur/Medien
Musial, Bogdan: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement: eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939–1944, Wiesbaden 2000
https://de.wikipedia.org/wiki/Woiwodschaft_Lublin

(Uhh - 2016-2021)